Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Verhalten nach der Geburt

Gebärmutterentzündung beim Rind sicher erkennen

Kuh-eitrige-Gebärmutterentzündung-Liegebox-01
am Freitag, 29.10.2021 - 09:52

Eine Geburt ist nicht nur anstrengend für die Kuh, sondern macht sie auch anfällig für Infektionen. Rund 90 Prozent der Tiere leiden nach dem Kalben an einem bakteriellen Befall der Gebärmutter.

Antibiotika-Tierarzt-Hand-Hände

Schon vor dem Betreten des Milchviehstalls höre ich das metallische Geklimper der Halsbänder, die gegen das Fressgitter schlagen. Wie an einer Schnur aufgereiht stehen die Kühe am Futtertisch und tauchen ihre Mäuler tief ins Fressen. Nur eine nicht; Ella liegt hinten in ihrer Box und wirkt fast teilnahmslos.

Beim Näherkommen fällt mir ein übel riechender, rötlich-brauner Ausfluss auf. Bereits in den vergangenen Tagen zeigte sie eine reduzierte Futteraufnahme und stand oft mit leicht gekrümmtem Rücken und aufgezogenem Bauch im Stall. Die gemessene Temperatur ergibt 39,5 °C. Der hinzugezogene Tierarzt bekräftigt meinen Verdacht: Ella hat eine akute Metritis.

Die Gebärmutterentzündung tritt häufig innerhalb weniger Tage nach der Geburt auf. Während der Trächtigkeit ist die Gebärmutter frei von Bakterien, nahezu steril. Im Zuge der Abkalbung öffnen sich jedoch die Geburtswege und die Gebärmutter ist für einige Stunden mehr oder weniger stark der Umwelt ausgesetzt. Bakterien gelangen so in die Kuh. Die meisten Tiere werden damit problemlos fertig. Die Keime werden abgetötet und über das Sekret während der Rückbildung der Gebärmutter wieder ausgeschieden. Das dauert in der Regel drei Wochen. Gelingt dies nicht, kommt es zu einer Entzündung der Gebärmutter.
Dabei begünstigen viele Faktoren wie Spätaborte, eine verlängerte Trächtigkeitsdauer, unzureichende Stallhygiene, ein gestörter Geburtsverlauf, mangelnde Geburtshygiene oder eine unzureichende Fütterung eine Infektion. Ebenso kann eine künstliche Befruchtung nach Abschluss der Nachgeburtsphase zu einer Endometritis führen, wenn dabei Keime eindringen.
Ein mäßiger Scheidenausfluss rund zwei Wochen nach Geburt ist normal. Riecht der Ausfluss jedoch faulig und es tritt Fieber auf, lässt dies in der Regel auf eine Metritis schließen.

Frischabkalber im Blick behalten

Nach dem zeitlichen Ablauf unterscheidet man bei einer Gebärmutterentzündung zwischen einer akuten und einer chronischen Phase. Bei der akuten Gebärmutterentzündung spricht man von einer Metritis. Sie tritt innerhalb der ersten 21 Tage nach der Geburt auf. Charakteristisch für eine Erkrankung sind:
  • eine verringerte Wiederkauaktivität,
  • reduzierte Laufwege,
  • Zähneknirschen,
  • Fieber über 39,5 °C,
  • verminderte Milchleistung,
  • Teilnahmslosigkeit,
  • ein übel riechender, rötlich-brauner bis eitriger Ausfluss und eine unzureichend zurückgebildete Gebärmutter.
Bei betroffenen Tieren lässt sich oft bereits im Vorfeld ein leicht gekrümmter Rücken, ein aufgezogener Bauch und eine gespannte Bauchdecke beobachten. Zudem zeigen sie bei einer rektalen Untersuchung deutliche Schmerzäußerungen, wie Pressen, Stöhnen oder Unruhe.
Bei der chronischen Form handelt es sich meist um eine Endometritis. Sie kann sich aus einer akuten Entzündung entwickeln und tritt etwa 22 Tage nach der Geburt auf. Die Symptome:
  • ein ungestörtes Allgemeinbefinden,
  • einen eitrigen Ausfluss und eine unzureichend zurückgebildete Gebärmutter.
Jedoch werden die Tiere bei einer rektalen oder vaginalen Untersuchung zunächst als gesund befunden. Hier können nur weiterführende gynäkologische Untersuchungen durch den Tierarzt Ergebnisse liefern. Die Wiederkäuer sind der Weisung des zuständigen Veterinärs entsprechend zu behandeln. Von Eigentherapien ist dringendst abzuraten. Die Selbstheilungsrate bei einer akuten Metritis liegt bei etwa 30 Prozent. Zudem ist die Gebärmutterwand bereits entzündet und sollte nicht weiter unnötig gereizt werden. Das ist für das Tier nur schmerzhaft.

Gebärmutterentzündung vorbeugen

Damit eine Metritis am besten gar nicht erst entsteht, können Sie im Vorfeld auf einige Dinge achten. Behalten Sie Ihre Tiere in der Trockenstehzeit im Blick. Frisst die Kuh ausreichend und macht sie einen gesunden Gesamteindruck, kann sie gut in die Geburt starten. Hierfür ist es wichtig, jegliche Krankheiten und das Fruchtbarkeitsmanagement bei jedem einzelnen Tier im Vorfeld zu dokumentieren. Das hilft bei einer späteren tierärztlichen Behandlung.
Während der Abkalbung kommt es vor allem auf die Hygiene an. Achten Sie daher bei der Geburtsunterstützung auf saubere Geburtsuntensilien, wie Geburtsstricke und auch im Umfeld der Kuh beispielsweise auf sauberes Einstreu. Zudem ist es hilfreich, die Tiere vor der Geburt zu separieren, um weiteren Stress für die Kalbinnen zu vermeiden.
Nach der Kalbung ist es wichtig, die Tiere zu beobachten und die Körpertemperatur täglich zu kontrollieren. Hierbei hilft es das Nachgeburtsverhalten und die Temperatur zu dokumentieren. Auch eine regelmäßige Untersuchung seitens des Tierarzts sollte mit einbezogen werden. Dieser Arbeitsaufwand zahlt sich am Ende für Sie als Tierhalter aus. Schließlich führt eine Metritis zu Ertragseinbußen wie einer verminderten Milchleistung und führt zu einer schlechteren Fruchtbarkeit. Im schlimmsten Fall ist sie die Abgangsursache für die Kuh.

Digitale Ausgabe agrarheute

Dies war eine Zusammenfassung des Originalbeitrags.
Lesen Sie jetzt den Fachartikel und testen Sie unverbindlich die digitale Ausgabe agrarheute.

Wenn Sie bereits ein digitales Abo haben, geht es hier entlang.