Sie lassen sich einfach nicht mehr einfangen: Bereits seit Wochen sind ausgebrochene Galloway-Rinder im Landkreis Göttingen auf der Flucht. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtet, sind schon mehrere Einfangversuche gescheitert. Die jüngste Aktion war sogar eine Art Großaufgebot: Freiwilligen Feuerwehren halfen mit, die Polizei sowie Landwirten und Jäger waren vor Ort – sogar das „Cattle Drive Team“, also Menschen auf Pferden, die an Rinder gewöhnt sind, waren im Einsatz. Fazit: Nichts zu machen.
Rückblick: Deshalb soll der Rinderhalter seine Galloways abgeben
Wie es dazu kam? Wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz sollte der Rinderhalter seinen Bestand auf 38 Tiere reduzieren. So hatte es nach Angaben der HAZ die zuständige Veterinärbehörde angeordnet. Mit einem Widerspruch gegen den Landkreis war der Züchter bereits vor dem Verwaltungsgericht Göttingen und dem Oberverwaltungsgericht gescheitert. Beide Gerichte teilen die Sicht der Behörde, dass der Landwirt überfordert sei, heißt es auch beim Norddeutschen Rundfunk (NDR). Der Amtsarzt hatte bei Kontrollen festgestellt, dass die Tiere nicht genügend Wasser und Futter bekamen, heißt es in einem Gerichtsbeschluss. Einige Rinder seien ausgebrochen, um sich selbst Futter zu suchen. Dabei sei es zu einem Verkehrsunfall gekommen. „Zudem wurden mehrfach verendete und nicht ordnungsgemäß entsorgte Tierkadaver gefunden“, heißt in dem Beschluss. Der Halter sei uneinsichtig, verharmlose die vorliegenden Verstöße und zweifle im Gegenzug den Sachverstand von fachkundigen Personen an, so der NDR weiter.
Weiden unzureichend gesichert: Galloways brechen aus
Mehrere Fristen waren schon verstrichen. Doch der Mann haben sich weiterhin geweigert, Tiere abzugeben. Anfang Juni sollten auf einer Weide mehrere Galloway-Rinder durch das Veterinäramt konfisziert werden, heißt es in dem Bericht weiter. Da die Koppel unzureichend gesichert gewesen sei, seien zwölf Tiere ausgebrochen. Und das schon, bevor die Fangaktion beginnen konnte – so schreibt es der Landkreis in einer Pressemitteilung. In den dann folgenden Wochen konnten die entflohenen Tiere nicht eingefangen werden, im Gegenteil: Es entkamen immer mehr Tiere. Inzwischen sollen sämtliche Rinder des Züchters auf der Flucht sein. Laut Angaben des Landkreises könnte es um bis zu 70 Tiere gehen. Zwölf Galloways habe man direkt am Stall einfangen und wegbringen können, erklärt eine Sprecherin.
Entlaufene Galloways verwüsten Felder: Hoher Sachschaden
Die Situation ist verfahren, denn der Landwirt verweigert jede Kooperation, berichtet auch das Göttinger Tageblatt. Nach Einschätzung des Veterinäramtes wäre der Tierhalter selbst aber am besten dazu in der Lage, die Tiere wieder einzufangen, da die ihn kennen und ihm vertrauen. Ein weiteres Problem: Das Treiben der Tiere hinterlässt natürlich Spuren: Felder werden durch die Herden zertrampelt, Mais und Zuckerrüben gefressen. Inzwischen sei ein Schaden von rund 15.000 Euro entstanden – und die Summe wächst täglich, wird Achim Hübner, Geschäftsführer beim Landvolk Göttingen, von der HAZ zitiert. Und es könnte sogar noch schlimmer werden: Denn unter den Tieren seien ein Bulle und mehrere trächtige Rinder, erklärt Hübner. Zudem stellten sich die Galloway-Rinder von Tag zu Tag besser auf das Leben in freier Wildbahn ein.
Angst vor Verkehrsunfällen mit Rindern
Zusammengefasst: Eine Lösung muss her. Denn laut Experten können die Tiere durchaus gefährlich sein. Und wenn ein Auto nachts in eines der bis zu 800 Kilogramm schweren Rinder fährt, kann das tödlich enden. Als Warnung für Autofahrer wurden mittlerweile Rinder-Warnschilder in der Region aufgestellt – etwa an der Bundesstraße 27. Hübner befürchtet, dass es nicht gelingen werde, die Tiere ohne Hilfe des Halters wieder einzufangen. „Wir bemühen uns, zu vermitteln“, so der Landvolk-Geschäftsführer. In letzter Konsequenz könnte es sein, dass die Tiere erschossen werden müssen. Am Ende könnte der Fall wohl erneut vor Gericht landen. Dem Halter drohen hohe Kosten. Der Landkreis Göttingen will ihm das Geld für die Einfangaktionen in Rechnung stellen.
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