In Schleswig-Holstein ist das Großprojekt zur Bündelung der Milcherzeugung gescheitert. Begründet wurde die Absage mit aktuell nicht mehr vorhandenen wirtschaftlichen Grundlagen für die Bündelung der Versandmilch. Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, erklärte, es sei viel Energie aufgewandt worden, um die Milchwirtschaft in Schleswig-Holstein nach vorn zu bringen. Dies sei durch den Individualsinn der schleswig-holsteinischen Bauern und Meieristen torpediert worden.
Auch habe der Milchhandel das Projekt nicht gewollt und den Landwirten ein scheinbar lukratives Angebot gemacht. Mit Blick auf die zur Teilnahme an der Milch eG bereiten Molkereien betonte Schwarz aber auch, dass Vertrauen gewachsen sei. Auf dieser Grundlage rechnet der Bauernpräsident künftig mit verstärkten Kooperationen. "Wir müssen sehen, dass wir zu nachhaltigen Preisverbesserungen kommen", unterstrich Schwarz.
Nur noch 131.000 Tonnen für 2010 gemeldet
Die gescheiterte Gründung der Milch eG ist ernüchternd für die Bestrebungen, größere Marktmacht gegenüber dem Handel aufzubauen, erklärt sich ein Stück weit wohl aber auch aus der einsetzenden Erholung am Milchmarkt. Die Meiereien hätten im Oktober nur noch 131.000 Tonnen freie Milchmengen für das Jahr 2010 gemeldet; darauf könne man keine Milch eG aufbauen, teilte Hartmut Kittler von der Meierei Holtsee mit. In einer Reaktion auf die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Meiereien kündigte der Genossenschaftsverband in Hannover an, die in diesem Jahr intensiv genutzte Gesprächsplattform auszubauen, um weitere Kooperationen und Verbindungen zu forcieren.
Milchwirtschaft ist näher zusammengerückt
Aufgrund der auf Meiereiebene in den letzten Monaten getätigten Investitionen in neue Verarbeitungskapazitäten - insbesondere bei Käse - könne inzwischen ein erheblicher Teil der bislang überschüssigen Versandmilch im Land verarbeitet und über die bestehenden Vermarktungsorganisationen, wie beispielsweise die Gut von Holstein GmbH, vermarktet werden. Damit sei erheblicher Mengendruck vom Rohstoffmarkt genommen. Die schleswig-holsteinische Milchwirtschaft sei aufgrund der unter dem zunehmenden Marktdruck geführten Diskussionen näher zusammengerückt.
Hoffnung auf mehr Kooperationen
Neben bereits getätigten und weiter geplanten Investitionen seien auch neue Kooperationen und Lieferbeziehungen auf bilateraler Ebene aufgebaut worden, so der Genossenschaftsverband. Damit habe eine weitere Bündelung der Kräfte stattgefunden, die dazu führen werde, dass sich Schleswig-Holstein im Wettbewerb künftig besser als bisher aufstellen werde. Der Verband begrüßte im Interesse seiner Meierei- und Molkereigenossenschaften und ihrer Mitglieder die aktuellen Preisanhebungen des Handels im Milchsegment. Damit werde die Grundlage für eine dringend notwendige Verbesserung der Milchauszahlungspreise gelegt. (AgE)
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