
Bekannt ist es schon lange: Grünland speichert deutlich mehr Kohlenstoff im Boden als sämtliche anderen Nutzungsformen.
- Grünland weist im Bundesdurchschnitt in der oberen Bodenschicht bis 90 cm Tiefe 181 t organischen Kohlenstoff pro ha auf, gefolgt von
- Waldböden mit 100 t (BMEL 2016, Wellbrocket al. 2017) und knapp dahinter
- Ackerböden mit 95 t.
Das geht aus der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft (BZE-LW) des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz (Thünen-Report 64) in Braunschweig hervor.
Wie sieht die CO2-Gesamtbilanz von Grünland und Rindern aus?

Als CO2-Senke erfüllte das Grünland damit eine wichtige Aufgabe im Klimaschutz. Umstritten war bislang aber, ob das insgesamt ins Gewicht fällt, weil Grünland und Rinderhaltung eine Einheit bilden und Rinder klimaschädliches Methan emittieren. Damit stellt sich die Frage, wie Grünland als CO₂-Senke und Rinder als Methanemittenten in einer Gesamtbilanz abschneiden?
Methanausstoß der Rinder und dessen Klimawirkung

Für die Rinder in Deutschland erheben staatliche Stellen die Methanemissionen. Diese fließen dann in die jährliche Klimabilanz des Umweltbundesamtes (UBA) für die Landwirtschaft ein. Außerdem weist die Internationale Energieagentur weltweit Zahlen für jedes Land aus. Für Deutschland beziffert die Agentur die Emissionen auf 1,27 Mio. Tonnen Methan.

Da das einzelne Methanmolekül eine höhere Treibhausgaswirkung entfaltet als ein einzelnes CO₂-Molekül, erfolgt für den Vergleich mit Kohlendioxid die Multiplikation mit einem Faktor. Das UBA benutzt hierzu den Wert 25 für die Umrechnung auf den 100-Jahre-Zeithorizont (GWP 100). 1,27 Mio. Tonnen Methan entsprechen damit einer Treibhausgaswirkung von 31,75 Mio. Tonnen CO₂, was auch als CO₂-Äquivalente bezeichnet wird. Das ist in etwa die Hälfte der CO₂-Emissionen der Landwirtschaft.
Soweit die Zahlen für die Rinderhaltung in Deutschland. Wie sieht es nun mit der Senkenleistung des Grünlands für CO₂ aus?
Grünland als CO₂-Senke: Neue FAO-Studie ermittelt das globale Potenzial
Aufschluss über die Senkenleistung des Grünlands gibt die FAO-Studie „Globale Bewertung des Bodenkohlenstoffs im Grasland - Von aktuellen Bestandsschätzungen zum Sequestrationspotenzial“. Die brandneue Studie aus dem Jahr 2023 liefert weltweite Zahlen für die Sequestration. Damit ist die dauerhafte Einlagerung von CO₂ in Form organischen Kohlenstoffs im Boden gemeint.
Dazu haben die Wissenschaftler zunächst einmal den gesamten organischen Kohlenstoffeintrag in den Boden unter Grünland ermittelt. Dem haben sie dann den Eintrag an organischem Kohlenstoff gegenübergestellt, den der Boden benötigt, um seinen Gehalt an organischer Substanz zu erhalten. Der Gesamteintrag minus dem Erhaltungsbedarf gibt dann die Bilanz für den organischen Kohlenstoff wieder. Sie zeigt auf, ob der Boden organischen Kohlenstoff anreichert oder verliert.
Als weitere Aufschlüsselung der Flächen haben die Wissenschaftler eine Untergliederung in verbessertes und nicht verbessertes Grünland vorgenommen. Dadurch wird berücksichtigt, ob durch Pflegemaßnahmen ein Einfluss auf den Bestand stattfand.
Grünland fördert den Gehalt an organischem Kohlenstoff im Boden
Ein Ergebnis der Studie ist, dass die Mehrheit der Grünlandböden genügend organisches Material enthält, um die derzeitigen Kohlenstoffvorräte zu erhalten. Im Durchschnitt beträgt die Kohlenstoffbilanz in den derzeitigen Grünlandsystemen +1,1 Tonnen Kohlenstoff/ha/Jahr, sowohl für verbesserte als auch für nicht verbesserte Systeme. Das lässt auf wachsende Kohlenstoffvorräte in den Böden schließen.
Die Wissenschaftler folgern daraus, dass regenerative Formen der Beweidung dazu beitragen, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen und im Boden zu speichern. Gut angepasste Weidesysteme — mit verbessertem Weideland und optimierten Weideregimen — haben das Potenzial, den Gehalt an organischem Kohlenstoff auf degradiertem Grasland oder auf Graslandböden zu erhöhen, die nicht ihr volles Kohlenstoffbindungspotenzial erreicht haben.
Welche Mengen an CO₂ das Grünland in Deutschland binden kann
Für Westeuropa ergibt sich laut Studie eine Bilanz von rund +1,3 Tonnen pro Hektar und Jahr auf verbessertem Grünland und +1,2 Tonnen pro Hektar und Jahr auf nicht verbessertem Grünland.
Deutschland verfügt über 4.733.400 Hektar Grünland. Da es sich zum Großteil um gepflegte Bestände handelt, kann für die Anreicherung ein Ansatz von 1,3 Tonnen organischem Kohlenstoff pro Hektar und Jahr herangezogen werden. In der Summe entspricht das 6.153.420 Tonnen Kohlenstoff im Jahr. Umgerechnet über die molare Masse von Kohlen- und Sauerstoff ergibt das ein CO₂-Äquivalent von 16,41 Mio. Tonnen.
Das deutsche Grünland hat also eine CO2-Senkenleistung von 16,41 Mio. Tonnen CO₂. Stellt man dem den Emissionswert von 31,75 Mio. Tonnen CO₂ durch die Rinderhaltung gegenüber, werden bereits 52 Prozent des Ausstoßes der Rinder durch die Senkenleistung des Grünlands kompensiert.
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