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Futteralternative

Kann Hirse den Körnermais ersetzen?

Koernerhirse
am Dienstag, 31.08.2021 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Hirsen könnten eine Alternative darstellen, wenn Mais wegen zunehmender Trockenheit ausfallen sollte. Doch wie schlägt sich Körnerhirse im Trog bei Milchkühen? Ein Futtertest gibt erste Hinweise.

Die klimatischen Extreme der letzten Jahre machen es nötig, den herkömmlichen Futterbau anzupassen. Hirsen nutzen als C4-Pflanzen mit ihrem tiefreichenden Wurzelsystem Wasser und Nährstoffe effizient. Außerdem regenerieren sie sich gut und besitzen eine hohe Hitze- und Trockentoleranz.

Sorghumhirsen werden meist nur bis zu 1m hoch, bilden jedoch große und relativ viele Körner aus. Es sind typische Körnerhirsen, die unter optimalen Bedingungen über 10 t/ha Ertrag liefern. Die Kornerträge in Europa liegen bei rund 5,5 t/ha. Hauptproduzenten sind Frankreich und Italien.

In Deutschland spielt der Anbau nur eine geringe Rolle. Hauptgrund ist sicher der leistungsstarke Maisanbau, der es Konkurrenten schwer macht, Fuß zu fassen.

Gleicher Futterwert

Der Futterwert von Körnerhirse und Körnermais unterscheidet sich kaum. Energie- und Stärkegehalte der Sorghumkörner liegen nur geringfügig unter Maisniveau. Die Protein- und Mineralstoffgehalte sind in der Regel sogar etwas höher. Die Beständigkeit der Sorghumstärke ist nach Literaturbefunden mit der von Körnermais (rund
40 Prozent) vergleichbar.

Da Hirsekörner, ähnlich dem Mais, mit 20 bis 30 Prozent Kornfeuchte geerntet werden, muss das Futter zum Konservieren getrocknet oder siliert werden. Beim Silieren ist zu beachten, dass die Stärke, ähnlich wie bei der Feuchtmaiskornsilierung, an Beständigkeit verliert und auf Getreideniveau abfallen könnte.

Fütterungsversuch Mais vs. Hirse

fressende Kühe

Im Moment gibt es keinen Markt für Körnerhirse. Die Preise orientieren sich am Körnermais und liegen im Mittel rund
10 Euro/t unter Maisniveau. Es gibt somit gute Gründe, sich mit Körnerhirse zu befassen.

Inwieweit sich positive Effekte auch auf den Fütterungserfolg bei hochleistenden Rindern ergeben, sollte ein hundert Tage dauernder Fütterungstest in Köllitsch ermitteln. Er sollte zeigen, wie der Austausch von 2 kg Trockenmasse (TM) Körnermais durch 2 kg TM Körnerhirse in einer totalen Mischration (TMR) Futteraufnahme, Milchleistung, Milchzusammensetzung und Kondition beeinflusst.

Zwei homogen zusammengesetzte Gruppen mit jeweils 30 Milchkühen der Rasse Holstein im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch erhielten entweder 2 kg Körnermais oder 2 kg Körnerhirse. Die Versuchskühe mit durchschnittlich
2,5 Laktationen und einem mittleren BodyCondition-Score (BCS) von 3,2 erbrachten eine Durchschnittsleistung von knapp 40 kg fettkorrigierter Milch (FCM).

Mehr Milch mit Hirse

Während Energie- und Stärkegehalte der Sorghumhirse leicht unter Maisniveau liegen, sind Rohprotein- und Mineralstoffgehalte dem Körnermais überlegen. Ein Unterschied von knapp 50 g Rohprotein je Kilogramm Trockenmasse ist besonders herauszuheben.

Um den Stärkeabbau im Pansen zu charakterisieren, wurden Proben der Körnerfrüchte mit der In-situ-Methode an Kühen analysiert. Die Ergebnisse überraschten, denn die Stärke aus Sorghumhirse wurde deutlich verhaltener abgebaut als die aus Körnermais.

Insgesamt zeigten die beiden gefütterten Rationen nur wenige Unterschiede. Ein statistisch abgesicherter Unterschied war der um rund 6 g/kg Trockenmasse höhere Rohproteingehalt in der Hirseration.
Das war zu erwarten, da der Rohproteingehalt der Hirsekörner im Vergleich zu Mais deutlich höher ist. Sonstige Unterschiede, auch im Mineralstoffgehalt, waren nicht abzusichern. Bei der Futteraufnahme war nur die Proteinaufnahme unterschiedlich.

Bei den Fütterungsergebnissen bringt die Sorghumhirse eine um knapp 2 kg höhere Milchleistung (ECM) im Vergleich zum Körnermais. Zudem lag der Milchfettgehalt um 0,2 Prozentpunkte höher.

Interessante Alternative

Es verwundert, dass Sorghumhirsekörner in der Milchviehfütterung bislang so wenig beachtet wurden, denn sie lassen sich alternativ zu Körnermais in Rationen für Hochleistungskühe verwenden und dabei sogar einen leistungssteigernden Effekt erwarten. Das spezifische Abbauverhalten der Hirsestärke in den Vormägen könnte in stärkereichen Rationen besonders interessant sein.

Wenn sich der aktuelle Preisunterschied zwischen Körnermais und Körnerhirse bestätigt, gibt es viele Gründe, Hirse statt Mais zuzukaufen. Dass die Hirse in Dürrejahren ertragsstabiler sein kann, ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

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