Ab welchen Außentemperaturen leiden Kälber unter Hitzestress?
Für Hitzestress bei Kälbern ist nicht allein die Außentemperatur entscheidend. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine wichtige Rolle. Im Temperatur-Feuchtigkeits-Index, dem THI, werden Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit in einer Kennzahl zusammengeführt. Ab einem THI von etwa 68 beginnen Milchkühe ihre Leistung zu reduzieren. Kälber sind gegenüber Hitze etwas toleranter als Milchkühe, doch auch bei ihnen beginnt die Regulation der Körpertemperatur bei einem THI von 68. Ab einem THI von 85 leiden aber auch Kälber unter schwerwiegendem Hitzestress. Dies ist beispielsweise bei einer Außentemperatur von 32 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent erreicht.
Welche Auswirkungen kann Hitzestress für Kälber haben?
Kälber können ihre Körpertemperatur schwerer regulieren als Milchkühe. Dies führt dazu, dass sie bei Hitzestress schneller in Lebensgefahr geraten. Ihr Organismus ist nicht auf Hitzeperioden ausgerichtet. Ihr Körper hält vermehrt Wasser zurück. Dies führt dazu, dass Toxine länger im Körper bleiben und nicht über den Stoffwechsel und die Leber ausgeschieden werden. Durch diesen Stress kommt es zur Laktatacidose und dem sogenannten Leaky Gut. Die Laktatacidose ist eine Folge der fehlenden Pufferung, da dem Körper nicht ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Zudem wird bei Hitzestress vermehrt Blut zur Abkühlung an die Körperoberfläche gepumpt. Dadurch entsteht an der Zellwand im Darm ein relativer Sauerstoffmangel, der dazu führt, dass sich der Zellverbund der Zellwand auf- lockert. Insbesondere an den Zellzwischenwänden entstehen echte Löcher, durch die Giftstoffe aus dem Darm ins Blut gelangen und massive Entzündungserscheinungen hervorrufen können.
Wie können Landwirte Hitzestress bei Kälbern erkennen?
Die Jungtiere zeigen ein auffälliges Verhalten. Ihre Atemfrequnz nimmt zu. Außerdem zeigen sie eine vermehrte abdominale Atmung, die häufig als Ziehen oder Pumpen beschrieben wird. Allerdings zeigen Kälber, die unter Hitzestress leiden anders als Milchkühe keine Maulatmung und speicheln auch weniger. Bei einem Verdacht auf Hitzestress sollten Landwirte immer die Körpertemperatur der Tiere messen. Sie kann auch einen Hinweis auf versteckte Infektionen geben, denn aufgrund der Hitzestressreaktion ist das Immunsystem der Tiere geschwächt. Kommen Hitzestress und Infektionen zusammen, können die Kälber schon einmal Körpertemperaturen von 41 bis 42 °C aufweisen, was lebensgefährlich ist.
Welche Maßnahmen können Landwirte bei akkutem Hitzestress ergreifen?
Leiden die Kälber unter diesen starken Auswirkungen von Hitzestress, müssen Landwirte sofort Notfallmaßnahmen ergreifen. Die Kälber müssen aus der Hitze genommen und an einen kühlen, schattigen Platz verbracht werden. Hierfür bieten sich häufig Altgebäude an, da sie im Sommer kühl bleiben und gut vor der Hitze abschirmen. Mithilfe von lauwarmen Umschlägen, die langsam immer kälter gemacht werden, kann die Körpertemperatur der Kälber langsam heruntergekühlt werden. Zudem muss den Kälbern viel frisches Wasser angeboten werden, das mit Elektrolyten an- gereichert werden sollte. Diese machen das Wasser für die Tiere zum einen schmackhaft und unterstützen zum anderen bei einer Laktatacidose die Pufferkapazität. Zusätzlich kann den Kälbern Lecksalz angeboten werden. Zudem ist es wichtig, den Darm zu stabilisieren und die Toxine zu regulieren. Dazu können Milchaustauscher mit Probiotika angereichert werden. Weiter kann das Verfüttern von Hefekulturen den Darm unterstützen. Um die Pufferkapazität für Toxine im Darm noch zu erhöhen, können die Tiere mit Pflanzenkohle gedrencht werden. Sie sorgt für eine chemo-physikalische Barriere im Darm und wirkt toxinbindend und entzündungshemmend.
Wie können Kälber vor Hitzestress geschützt werden?
Besonders an sehr heißen Tagen können manche Kälberiglus regelrecht zu einer Hitzefall werden. Hier staut sich die Wärme – ähnlich wie man es von einem in der Sonne stehenden Auto kennt. Um die Luftzirkulation in den Iglus zu verbessern, kann es hilfreich sein, die Rückwand beispielsweise auf Steinen aufzubocken, damit hier warme Luft entweichen kann. Noch besser ist es allerdings, die Iglus aus der Sonne heraus an einen schattigeren Platz zu stellen oder den Igluplatz zu überdachen. Auch das Unterbringen der Kälber in kühleren Altgebäuden kann im Sommer eine Option sein. Sonnenschutzfolien auf den Iglus und Stallventilatoren können ebenfalls für Entlastung bei Hitze sorgen. Wenn die Kälber mit Wasser gekühlt werden sollen, dann eher dadurch, dass das Fell der Kälber nass gemacht wird, anstatt dass Wasser vernebelt wird. Dies erhöht die Luftfeuchtigkeit, was wiederum den Hitzestress begünstigt und eher zu einer Belastung für die Kälber wird.
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