Holsteinzucht im Norden: Sperma für die Region

© Philipp von Rössing Wenn sich der weiße Dampf über dem Stahlbehälter lichtet, gibt er den Blick auf den Inhalt frei: Hunderte kleine, gelbe Etiketten, beschriftet mit Nummern und Namen, sind zu erkennen. Sie markieren Besamungspipetten, die im flüssigen Stickstoff bei -196 Grad Celsius auf ihren Einsatz auf den Milchviehbetrieben warten. Das tiefgefrorene Sperma gehört zu Bullen wie Casino oder Lobby. Sie gehören mit einem Gesamtzuchtwert von 155 beziehungsweise 154 zu den Topbullen des Vereins der Ostfriesischen Stammviehzüchter (VOST).

© Philipp von Rössing In der Besamungsstation des VOST in Georgsheil werden derzeit 85 Zuchtbullen gehalten. Die Besamungsstation hat eine Kapazität für die Haltung von 200 Bullen. Das stammt aus der Zeit, in der noch Wartebullen für die Zucht gehalten wurden. Dank der genomischen Untersuchung und Selektion der Bullen ist das nicht mehr notwendig.

© Philipp von Rössing Jan Detterer ist Tierarzt und leitet die Besamungsstation des VOST in Georgsheil. Er arbeitet zusammen mit seinen Mitarbeitern an der Qualitätskontrolle der Samengewinnung und -verarbeitung. "Damit können wir die hohen Standards bei der Spermagewinnung, -portionierung und -konservierung einhalten", betont er. Mittlerweile wurde in über 30 Ländern Sperma von VOST-Bullen verkauft.

© Philipp von Rössing Das gewonnene Sperma wird portioniert in Pipetten in flüssigem Stickstoff tiefgefroren. 270.000 Besamungen werden von der Station in Georgsheil jährlich durchgeführt, davon 12.000 Besamungen mit gesextem Sperma. Derzeit werden rund 10 Prozent der Erstbesamungen mit gesextem Sperma durchgeführt. "Damit liegen wir deutlich über dem bundesweitem Schnitt", sagt Jan Detterer. Der liege in anderen Zuchtverbänden bei rund 3,5 bis 4 Prozent.

© Philipp von Rössing Der Boden in den Absamständen wird für mehr Halt der Bullen mit Matten ausgelegt. In der Besamungshalle stehen zwei Stände. Montag und Mittwoch sind Sprungtage. "An diesen Tagen wird das Sperma gewonnen", sagt Jan Detterer. Im Labor wird der Samen dann mikroskopisch beurteilt. Es werden unter anderem die Samendichte, die Vorwärtsbewegung der Spermien und die Anzahl der von der Norm abweichenden Spermien erfasst.