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Holsteinzucht

Holsteinzucht: Spitzenplätze mit kleiner Herde

Martin Papenbrock hat einiges zu bieten, von dem jeder Milchviehhalter noch etwas lernen kann. Dabei hält der Betrieb im südlichen Emsland nur zwölf Kühe.

am Freitag, 19.05.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Der Betrieb von Martin Papenbrock ist nicht groß. Seine Herde zählt gerade einmal zwölf Kühe. Seit über zehn Jahren führen die zwölf Holsteins von Papenbrock jedoch die Leistungslisten der Betriebe im südlichen Emsland an, also nicht irgendwo, sondern in einer der Hochburgen der deutschen Holsteinzucht. Wir treffen auf eine Herde, die als Ganzes zu glänzen weiß.

Es sind nicht einzelne Kühe, die den Schnitt hochhalten, sondern die Herde insgesamt arbeitet auf einem ähnlichen Niveau. Dabei sticht sie nicht durch extreme Tagesleistungen hervor, sondern besitzt eine ungewöhnlich starke Persistenz. Auffällig ist auch die hohe Lebensleistung. Die zwölf Kühe liegen aktuell im Schnitt bei einer Lebensleistung von 45.103 kg und damit weit über dem, was in durchschnittlichen Betrieben erreicht wird.

Mindestens genauso außergewöhnlich wie die hohen Leistungen ist das Management. Papenbrock, der als Hauptkommissar sein Geld verdient, ist ein echter Kuhkenner. Von seinem Management, aber auch von seiner Zuchtphilosophie kann man sich einiges abschauen.

Mehr Sicherheit in den Zuchtwerten

Kuhmann Martin Papenbrock hat ein Faible für die Genetik. „Eigentlich“, sagt er, „spielt es keine Rolle, wie viele Kühe du melkst. Wenn man erfolgreich sein will, müssen die Haltung, die Fütterung und die Genetik ein Zusammenspiel ergeben und man sollte sich keine Fehler erlauben. Sicheres Grundfutter ist genauso wichtig, wie sichere Genetik.“

Als die Zeit der genomischen Selektion begann, habe er über einen gewissen Zeitraum genomische Jungbullen genutzt. Aber davon sei er wieder abgerückt, denn er habe nicht viele Möglichkeiten, um die Fehler seiner Kühe züchterisch zu bearbeiten. Daher nutze er Bullen mit sicheren Zuchtwerten und klarem Profil. „Wenn ich die Beine verbessern will, nutze ich Bullen, die das können. Wenn eine Kuh ein besseres Euter benötigt, nutze ich Bullen, die eben genau das vererben. Und ich nutze Bullen, die mit eigenen Töchtern gezeigt haben, was sie können“, erklärt Papenbrock.

Er wünsche sich, dass die Zucht der Sicherheit von Zuchtwerten wieder mehr Aufmerksamkeit schenkt. Für ihn ist es nicht zu verstehen, warum in der Zucht, in der es auf Leistung und Nutzungsdauer ankomme, Tiere herunterqualifiziert würden, obwohl sie gezeigt hätten, dass sie genau das vererben. Er verstehe auch nicht, dass der durchschnittliche Gesamtzuchtwert (RZG) seiner Kühe trotz weit überdurchschnittlicher Leistung und überdurchschnittlich hohem Alter nur 98 Punkte beträgt. „Wenn sich der geschätzte Genotyp so weit vom Phänotyp entfernt, stimmt was nicht“, meint er.

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