Der Leitfaden wurde als eine Art „Werkzeugkasten“ entwickelt und soll dazu beitragen, die Haltung von horntragenden Milchkühen im Laufstall zu verbessern. Bisherige Praxisempfehlungen haben dagegen lediglich Mindestanforderungen an Haltung und Herdenmanagement vorgegeben.
„Gleichzeitig wollen wir dazu beitragen, hörnertragende Rinderrassen zu erhalten“, erklärte Prof. Dr. Ute Knierim, Leiterin des Fachgebiets Nutztierethologie und Tierhaltung. Der Leitfaden basiert auf den Ergebnissen eines vierjährigen Forschungsprojekts der Universität Kassel.
Horntragende Kühe zeigen Schwachstellen auf
Mithilfe des Leitfadens wird zuerst die Situation in der eigenen Herde überprüft. Ein Kriterium für eine erfolgreiche Haltung ist beispielsweise eine niedrige Zahl hornbedingter Hautveränderungen. „Wenn die Ställe schlecht an die sozialen Bedürfnisse der Tiere angepasst sind, kommt es vermehrt zu Auseinandersetzungen“, sagte die Professorin. Und damit zu Hautverletzungen.
Mögliche Probleme wie zum Beispiel Konkurrenz und geringfügige Ausweichmöglichkeiten in den verschiedenen Laufstallbereichen unterscheiden sich nicht für Kühe mit oder ohne Horn, so die Wissenschaftlerin. „Aber horntragende Kühe zeigen viel deutlicher als ihre enthornten oder hornlosen Artgenossinnen, wo Schwachstellen bestehen“, sagte sie.
Langfristiges Ziel: Mehr Tierwohl
Ist der "Eigencheck" unbefriedigend, werden Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt. Durch die Analyse von Schwachstellen können die Herausforderungen besser verstanden und umgesetzt werden. Als langfristiges Ziel soll das Tierwohl gesteigert werden.
Auch Milchviehbetriebe, die sich für die Haltung horntragender Milchkühe interessieren, können im Leitfaden einen Überblick über Einflusskriterien des Stallbaus und des Herdenmanagements gewinnen. Der „Werkzeugkasten“ kann auf der Internetseite der Hochschule Kassel kostenfrei heruntergeladen werden.