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Rindergesundheit

Kälbergesundheit: Für gesunde Kühe von morgen

kalb liegend
am Montag, 27.09.2021 - 09:12 (Jetzt kommentieren)

Die Kälberaufzucht legt den Grundstein für leistungsstarke und langlebige Milchkühe. Drei Fragen an die Rindergesundheitsexpertin Dr. Kerstin Duncker. Sie erklärt, worauf es für gesunde Kälber ankommt.

Was sind die Voraussetzungen für eine gute Kälbergesundheit?

In der Regel bekommt eine gesunde Kuh ein gesundes, abwehrstarkes Kalb. Der Fokus in der Herde sollte auf maximalen Futteraufnahmen, minimalen Schwankungen der Körperkondition sowie der Früherkennung und Behandlung von Krankheiten und Lahmheiten liegen.

Die Trockensteher sind die wichtigsten Tiere auf dem Betrieb. Bei ihnen beginnt die metabolische Programmierung des Kalbs im Muttertier. Um das zu unterstützen, sind die Rationsgestaltung, das Fütterungscontrolling und -management, die Liegeboxenbelegung und der Kuhkomfort wichtig. Auch muss eine funktionelle Klauenpflege vor dem Trockenstellen durchgeführt werden. Die Fitness des Kalbs und die Kolostrumqualität sind direkt abhängig vom Gelingen der Trockenstehphase. Das wird in vielen Betrieben unterschätzt.

Worauf müssen Landwirte während des Abkalbezeitraums achten?

In dieser Phase muss eine gute Hygiene an oberster Stelle stehen. Auch das Überwachen der Geburt und eine optimale Transitfütterung sind wichtig. Zudem muss Stress vermieden werden. Insbesondere sollte kein Gruppenwechsel kurz vor der Geburt erfolgen. Außerdem müssen die Tiere stets Zugang zu frischem Futter haben. Besonders Färsen haben es hier in Gruppen mit Altmelkern schwer.

Die Kälber sollten eine kontrollierte Biestmilchversorgung und gegebenenfalls eine Erstversorgung mit Eisen und Selen erhalten. Vor allem die Menge, die Qualität, der Zeitpunkt und die Hygiene des Kolostrums müssen überwacht werden. Mithilfe eines durchdachten Tränkeregimes sollten Landwirte die metabolische Programmierung in den ersten Lebenswochen fortsetzen.

Das bedeutet, dass sie die Kälber ad libitum oder zumindest intensiv tränken und ihnen Raufutter und Wasser zur freien Verfügung anbieten. Diese Ziele in der Kälberaufzucht sollte der Betriebsleiter allen Mitarbeitern klar kommunizieren, damit die Kälber nicht irgendwie aufgezogen werden, weil sie da sind.

Was sind die häufigsten Erkrankungen bei neugeborenen Kälbern und wie können Landwirte dieses Problem behandeln oder im Idealfall sogar vorbeugen? 

Mit Abstand die häufigste Erkrankung bei jungen Kälbern ist Durchfall – eine typische Faktorenerkrankung. In den meisten Fällen besteht dann Optimierungsbedarf in der Biestmilchversorgung und in der Hygiene im Abkalbe- und Kälberbereich.

Die Kolostrumversorgung und eine strikte Hygiene in der Abkalbebox, beim Tränken und im Kälberbereich sind die beste Prophylaxe. Gegebenenfalls können Landwirte auch eine Mutterschutzimpfung durchführen. Darüber hinaus müssen die Kälber nach einer möglichst schnellen Trennung von der Mutter trocken und warm untergebracht werden. Bei der Fütterung müssen Milchviehhalter auf eine energiereiche Tränke mit Vollmilch oder Milchaustauschern achten, die den Kälbern ad libitum oder intensiv angeboten wird. Der Milchaustauscher sollte immer auf Magermilchpulver und nicht auf pflanzlichen Pro- teinen basieren.

Werden Durchfallerkrankungen früh erkannt, folgt eine symptomatische Behandlungen. Die Tierbeobachtung mit gut geschultem und motiviertem Personal ist in der Kälberhaltung also unerlässlich. Die erkrankten Kälber sollten Natriumbicarbonat und Elektrolytlösungen erhalten. Das Natriumbicarbonat dient als Puffersubstanz des Säure-Basen-Haushalts. Die natürlich vorhandenen Säuren werden im physiologischen Zustand durch Hydrogencarbonat abgepuffert. Geht dieser Puffer durch den Durchfall verloren, kommt es zu einer Übersäuerung – eine metabolische Azidose entsteht. Die Milch sollte aber auf keinen Fall abgesetzt werden. Vielmehr sollte die kälberbetreuende Person das Jungtier mehrfach behutsam zum Trinken anregen, ganz nach dem Motto TLC – tender, love and care.

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