Die Kolostrumgabe ist ein entscheidender Faktor in der Kälberaufzucht. Auf dem World Buiatrics Congress (WBC), auf dem sich jährlich Tierärzte aus aller Welt treffen, wurde dieses Thema daher ebenfalls ausgiebig mit neusten Forschungsergebnissen besprochen. Auf vielen Betrieben wird die Bedeutung von Kolostrum unterbewertet. Biestmilch wird häufig in zu geringer Menge und über einen zu kurzen Zeitraum verfüttert. Gerade die Auswirkungen der Kolostralmilch und einer intensiven Tränke auf die Schleimhaut des Darms erhalten von der Wissenschaft zurecht eine wachsende Aufmerksamkeit. 99,9 Prozent aller Infektionen werden durch die auch als Killing-Zone bezeichnete Schleimhaut (Mukosa) im Darm und in der Lunge eliminiert. Damit ist die Mukosa das größte Immunorgan im Körper. Sie dient als hochwirksame, chemische und physikalische Barriere und beherbergt Teile des angeborenen Immunsystems wie Makrophagen, Defensine, Neutrophile, Cytokine und Interferone. Zudem finden sich in ihr wichtige Komponenten des erworbenen Immunsystems wie Antikörper, aber auch T- und B-Lymphozyten. Neue Forschungsergebnisse aus Korea zeigen, dass man mithilfe von Kot von gesunden Kälbern (Fäkaltransplantation) oder auch Pansenflüssigkeit und dem jeweiligen Mikrobiom hartnäckige Durchfälle erfolgreich behandeln kann.
Pasteurisiertes Kolostrum auf Inhaltsstoffe untersucht
Kolostrum ist nicht nur die Lebensversicherung für die ersten Lebenswochen des Kalbs, sondern hat auch eine bedeutende Programmiererfunktion für die Langlebigkeit des Jungtiers. Das zeigt eine kanadische Langzeitstudie. Zwei Gruppen mit jeweils 30 Kälbern wurden bis zum Ende der ersten Laktation beobachtet. Die Kälber in der Versuchsgruppe bekamen bis zum Absetzen am 75. Lebenstag zusätzlich zum Milchaustauscher noch 60 g Immunglobuline (IgG) aus einem Kolostrumersatzpulver verabreicht. Das Ergebnis verblüfft: Während aus der Kontrollgruppe vier Tiere wegen Gesundheitsproblemen den Bestand verlassen mussten, war es aus der Versuchsgruppe kein Tier.
Die Pasteurisierung von Kolostrum wurde bislang unkritisch gesehen. Eine aktuelle Studie der Cornell-Universität zeigt allerdings, dass zwar der IgG-Gehalt nicht nachteilig verändert wird, jedoch die Antikörpergehalte des Typs A (IgA), die somatischen Zellen sowie Insulin beziehungsweise der insulinähnliche Wachstumsfaktor und weitere elf untersuchte Eiweiße. Somit wird der qualitative Gehalt des Kolostrums erheblich eingeschränkt, auch wenn Bakterien erfolgreich abgetötet werden können. Kolostrum ist nicht nur direkt nach der Geburt lebensnotwendig. Eine kanadische Forschergruppe der Universität Guelph zeigte außerdem, dass bei beginnendem Durchfall eine viertägige zusätzliche Gabe von Kolostrumersatzpulver mehr als doppelt so schnell im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer normalen Kotkonsistenz führte. Die Kälber nahmen darüber hinaus bis zum Absetzen 98 g je Tag mehr zu als die Kontrolltiere.
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