Die Kälberaufzucht hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Das betrifft sowohl die Haltung, als auch die Fütterung. Galt vor 15 Jahren die Regel, dass ein weibliches Kalb nicht mehr als 600 g zunehmen soll und dabei höchstens 6 l Tränke (mit 120 g Milchaustauscher /l Wasser) und maximal 1,5 kg Kraftfutter, sowie ausreichend gutes Heu aufnimmt, so haben sich die Ansätze mittlerweile sehr gewandelt. Dabei spielen zum einen neue wissenschaftliche Erkenntnisse eine Rolle und zum anderen haben sich die Aufzuchtverfahren dem gestiegenen Milchleistungsniveau angepasst.
Metabolische Programmierung
Untersuchungen zeigen, dass Kälber, die während der Tränkperiode erhöhte Energie- und Rohproteingaben erhalten, um mehr als ein Fünftel besser zunehmen und in der ersten Laktation erheblich mehr Milch geben. Erklären lässt sich das mit Erkenntnissen der Humanmedizin aus den letzten 20 Jahren, die als metabolische Programmierung bezeichnet werden. Darunter versteht man den lebenslangen Einfluss des metabolischen (Stoffwechsel) Status eines Organismus durch einen zeitlich begrenzten Ernährungseinfluss während der späten fötalen Phase und in den ersten Lebenswochen.
Konsequenzen für die Fütterung
Die Schlussfolgerungen daraus ergeben völlig neue Zielstellungen für die Aufzuchtperiode:
- Unabhängig vom beabsichtigten Erstkalbealter strebt man im ersten Lebenshalbjahr eine hohe Intensität der Energie- und Nährstoffzufuhr an. Dabei sind tägliche Zunahmen von 800 bis 900 g je Kalb und Tag zu erreichen. Das Ernährungsregime ist in den ersten drei Wochen auf Milchernährung ausgerichtet. Um Zunahmen von 800 bis 900 g zu erreichen, benötigt ein Kalb (50 kg) einen Energiebedarf von 22 bis 24 MJ umsetzbare Energie pro Tag. Das entspricht 9 bis 10 Liter Vollmilch oder 1400 bis 1500 g Milchaustauscher (mod. nach Kunz, 2014). Zum Zeitpunkt des Absetzens müssen die Kälber ihr Geburtsgewicht mindestens verdoppelt haben.
- Vom 7./8. Lebensmonat bis zur Besamung richten sich die zu erreichenden Zunahmen nach dem betriebswirtschaftlich begründeten Erstkalbealter für den jeweiligen Standort und der zu erreichenden Lebendmasse zur Besamung von 400 bis 420 kg (nicht Gruppendurchschnitt sondern jede einzelne Färse).
- Tragende Färsen erhalten Rationen, die 700 g Zunahmen am Tag sichern (Weidegang günstig, Weide- und Tränkwasserqualität beachten).
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