„Die Führungskräfte der Bayern MeG raten Marktpartnern im Rahmen der aktuellen Verhandlungen, bei den Verpackungen der Milchprodukte die ohne-Gentechnik-Kennzeichnungen herunterzunehmen", heißt es in der Mitteilung. Grund dafür ist die bereits erwähnte unsichere Futtergrundlage im Herbst und den langen Vorlaufzeiten beim Druck der Verpackungen. Aus diesen Gründen müssten bereits jetzt Vorkehrungen getroffen werden, um im Herbst nicht in eine Falle zu laufen.
„Würden die entsprechenden Kennzeichnungen auf den Verpackungen heruntergenommen, könne man beide Wege gehen - würden die OGT-Kennzeichnungen bleiben, gäbe es nur einen Weg", fasst die Bayern MeG in ihrer PM zusammen.
Zudem macht ein angebliches Schreiben der Uelzena-Gruppe auf Twitter die Runde. Den Landwirten wird darin mittgeteilt, dass sie von der Einhaltung des VLOG-Standards (ohne-Gentechnik) entbunden sind. Eine offizielle Stellungnahme seitens Uelzena konnte bisher nicht eingeholt werden.
VLOG: Es ist genügend GVO-freies Rapsschrot verfügbar
„Die Empfehlung der Bayern MeG ist nicht nachvollziehbar. Aktuell und kurz- bis mittelfristig ist ausreichend GVO-freies Rapsschrot verfügbar. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum sich daran ausgerechnet zum Herbst etwas ändern sollte", sagt Alexander Hissting, Geschäftsführer des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) zur Empfehlung der MeG Bayern, Milchverpackungen ohne das „Ohne GenTechnik“-Siegel zu drucken.
Auch darüber hinaus gebe es positive Signale zur Verfügbar. Die jüngste DRV-Ernteprognose gehe von einer diesjährigen Rapsernte in Deutschland in Höhe von 3,9 Mio. t aus, womit sich mögliche Importrückgänge aus der Ukraine kompensieren ließen. Der Anteil der Importe aus der Ukraine betrug zuletzt nur etwa 10 Prozent der Gesamtmenge an Rapssaat, die in Deutschland verarbeitet wurde. Und alle Marktexperten gehen von weiterhin beträchtlichen Exporten aus der Ukraine aus, heißt es weiter in der Stellungnahme der VLOG.
„Wir empfehlen allen Marktbeteiligten deshalb, im bewährten und erfolgreichen „Ohne Gentechnik“-System zu bleiben. Die Relevanz gentechnikfreier Lebensmittel für Verbraucherinnen und Verbraucher könnte angesichts der aktuellen Debatte um neue Gentechnik-Verfahren sogar noch weiter steigen", sagt Alexander Hissting.
Nach Annahme der VLOG dürfte der eigentliche Beweggrund hinter den Aussagen der Bayern MeG nicht die Verfügbarkeit, sondern die Preisentwicklung sein. „Die Landwirtinnen und Landwirte dürfen selbstverständlich nicht auf den Mehrkosten sitzenbleiben. Mit steigenden Preisen haben allerdings alle zu kämpfen, ob gentechnikfrei, konventionell oder Bio. Die Preisdifferenz zwischen gentechnikfreien und konventionellen Futtermitteln ist zuletzt sogar prozentual gesunken“, heißt es in der Mitteilung.
Der Lebensmitteleinzelhandel muss jetzt reagieren
Fakt ist: Die Produktion der Verpackungen braucht genügend Vorlauf. Schließlich findet die Produktion lange im Voraus statt und Aufdrucke, wie ohne Gentechnik, lassen sich nicht einfach über Nacht so schnell ändern.
Angesichts der unklaren Lage an den Rohstoffmärkten, sollte der Einzelhandel jetzt reagieren und nicht erst wenn die Futtergrundlage knapp wird. Was wäre die Alternative? Beispielsweise ist der Import von gentechnik-freiem Soja aus Brasilien aufwendig und teuer und schlägt sich nicht zuletzt auf die Preise beim Endprodukt nieder.
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