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Forschung

Wie können wir Ammoniak in Rinderställen nachhaltig reduzieren?

Kühe in einem großen Boxenlaufstall
am Donnerstag, 26.11.2020 - 08:30 (Jetzt kommentieren)

Der Frage nach der Reduzierung von Ammoniakemissionen im Stall geht die Christian-Albrecht-Universität Kiel in ihrem neuen Projekt PraxREDUCE nach.

Weniger Ammoniakemissionen im Stall. Das ist eins der Kernziele, die das Forschungsteam der Christian-Albrecht-Universität Kiel (CAU) in ihrem neuen Projekt PraxREDUCE verfolgt. Tierwohl und Tierschutz gewinnen zunehmend an Bedeutung. Damit verbunden sind oft große, offene Ställe, die durch den größeren Luftaustausch im Gebäude auch die Ammoniakemissionen erhöhen.

In einer Studie am Institut für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik an der Agrarfakultät Kiel hatten Forscher bereits im Voraus festgestellt, dass Ureaseinhibitoren die Ammoniakemissionen um 40 bis 60 Prozent reduzieren können.

Was sind Ureaseinhibitoren?

Auf der Suche nach Lösungen wie die Emissionen nachhaltig reduziert werden können, möchten die Wissenschaftler das automatische Ausbringen eines Ureaseinhibitors erforschen. Ureaseinhibitoren sind chemische Verbindungen, die die Aktivität des Enzyms Urease reduzieren oder sogar verhindern. Dieses Enzym ist dafür verantwortlich, dass Harnstoff in Ammoniak und Kohlenstoffdioxid gespalten wird.

Durch das Ausbringen dieses Zusatzstoffs auf der Lauffläche wird das Aufspalten von Harnstoff, das beim Aufeinandertreffen von Kot und Harn angeregt wird, reduziert und weniger Ammoniak freigegeben.

Was möchten die Wissenschaftler in dem Projekt herausfinden?

schieber-entmistung

In dem dreijährigen Projekt, das vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung gefördert wird, sollen neben dem eigentlichen Forschungszweck auch verschiedene technische Lösungen zum Ausbringen der Ureaseinhibitoren auf die Praxistauglichkeit getestet werden.

Die technischen Lösungen, die dabei erprobt werden sollen, reichen laut Projektleiter Dr. Andreas Melfsen von einem schienengeführten Spritzgestänge bis zu einer im Entmistungsroboter voll-integrierten Applikationseinheit.

Projektpartner für diesen Forschungsteil sind die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein sowie die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen- Anhalt, die die verschiedenen Möglichkeiten in ihren Lehr- und Versuchsgütern testen.

Neben der Effektivität des Ureaseinhibitors stehen dabei auch Abdrift, Verschleppung und eine sichere, genaue Ausbringung im Fokus. Auch die Unbedenklichkeit für Tier, Mensch und Umwelt beim Einsatz des Produkts sollen genauer erforscht werden. Daran sind das Julius-Kühn-Institut und die SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, die agrotop GmbH und die Betebe GmbH beteiligt.

Was bedeutet eine Reduzierung der Ammoniakemissionen für Landwirte?

Die Reduktion der Ammoniakemissionen hätte für Landwirte weitere Vorteile, vor allem im Hinblick darauf den Stickstoff in der Gülle zu behalten und optimal nutzen zu können.

  • Die Stallluftqualität wird wahrscheinlich erhöht
  • Tiergesundheit und Arbeitsbedingungen werden dadurch verbessert
  • Der Stickstoff verbleibt im Wirtschaftsdünger
  • Der Nährstoffwert und die Transportfähigkeit werden verbessert
Mit Material von CAU Kiel; idw

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