Körnermais eignet sich bekanntlich sehr gut als Kraftfutter für Kühe mit hoher Milchleistung. Er enthält viel Stärke und Energie. Die Stärke aus trockenen bzw. getrockneten Maiskörnern zeichnet sich auch noch durch eine vergleichsweise hohe Beständigkeit im Pansen aus.
Das heißt, ein geringerer Anteil als in vielen anderen Kraftfuttermitteln wird im Vormagen zu Fettsäuren fermentiert, und es gelangt mehr als beständige oder sogenannte Durchflussstärke direkt in den Dünndarm. Dort kann sie dann zu Glukose verdaut werden.
Kraftfutterreiche Rationen
Die gebräuchlichen Futtermitteltabellen geben für Körnermais einen Anteil von 40 Prozent pansenbeständiger Stärke an. Es existieren aber auch Angaben zu noch höheren Durchflussanteilen von ca. 50 Prozent. Je nach Sorte, Reife oder technischer Aufbereitung, aber auch bedingt durch die jeweilige Höhe der Futteraufnahme einer Kuh, können ohnehin noch starke Schwankungen nach oben oder unter auftreten.
In jedem Fall kann beim Körnermais von deutlich mehr beständiger Stärke als beim Getreide ausgegangen werden, für die nur 15 Prozent Beständigkeit oder noch weniger angenommen wird. Das bedeutet, dass die Stärke aus diesen Kraftfuttermitteln nahezu vollständig zu Fettsäuren abgebaut wird. Daraus kann bei der Fütterung sehr kraftfutterreicher Rationen auch eher die Gefahr einer Pansenübersäuerung resultieren. Ebenso ist dann eine höhere Glukoseneubildung in der Leber erforderlich, wodurch dieses Organ natürlich stärker beansprucht wird.
Argumente pro und kontra
Aus Sicht der Tierernährung sprechen also einige Argumente für den Körnermaiseinsatz, und so hat sich dieses Futtermittel auch in der Milchkuhfütterung etabliert. Besonders wenn Rationen aufgrund hoher Anteile an Maissilage schon sehr viel Stärke enthalten, ist es sinnvoll, weitere Gaben möglichst umfangreich als Durchflussstärke zu verabreichen. In vielen Betrieben kommt der Körnermais aber nicht mehr als "klassisches" trockenes Konzentratfutter mit ca. 88 Prozent Trockenmasse (TM) zum Einsatz.
Vielmehr setzen sich zunehmend die Verfahren zur Gewinnung von hofeigenen Kraftfuttermitteln in Form von Feuchtkornmais oder auch CCM durch. Aber für diese feuchteren Futtermittel werden bei Trockenmassegehalten von 60 bis 70 Prozent auch geringere Anteile an beständiger Stärke unterstellt. Die ausgewiesenen Werte liegen bei 25 Prozent und manchmal sogar auf dem Niveau von Weizen oder Gerste. Allgemein ist aber auch bei feuchtem Maisschrot mit einem langsameren Stärkeabbau als bei Getreide zu rechnen.
Feuchtmais im Exaktversuch
Ob sich die Feuchtkonservierung von Maisschrot bei der späteren Verfütterung gegenüber der Versorgung mit trockenem Maisschrot nachteilig auswirkt, wurde in einem Einzeltierfütterungsversuch der LLFG Sachsen-Anhalt und der Landwirtschaftkammer Niedersachsen an zwei vergleichbaren Kuhgruppen geprüft. Am Zentrum für Tierhaltung und Technik in Iden erhielten 37 Kühe eine TMR, die als Energiekonzentrat hauptsächlich trockenes Maisschrot enthielt. 39 Tieren bekam eine nahezu identische Ration mit Feuchtkornmais. Im Versuch sollten sich typische Situationen für Milchviehbetriebe mit hohen Anteilen an Ackerfutter und intensivem Maissilageeinsatz widerspiegeln.
Die Stärke- und Zuckergehalte der Rationen lagen über 310 g je kg TM und somit im absoluten Grenzbereich der Fütterungsempfehlungen. Das geschah auch, um mögliche Unterschiede der Fütterungseigenschaften der beiden Maisschrote besser feststellen zu können. Der geschrotete Feuchtkornmais wurde in Folienschläuchen eingelagert, wobei ein Siliermittel zur Sicherung der aeroben Stabilität eingesetzt wurde. Der Trockenmassegehalt betrug 62 Prozent. Das trockene Maisschrot wurde mit 88 Prozent TM im Landhandel zugekauft. Die Energiegehalte der beiden Konzentrate lagen zwischen 8,4 und 8,6 MJ NEL je kg TM, die Stärkegehalte zwischen 720 und 730 g. Als Grundfutterkomponenten enthielt die TMR Maissilage mit 7,0 MJ NEL und 360 g Stärke je kg TM sowie Grassilage (6,5 MJ NEL) und Luzernesilage (5,5 MJ NEL).
Wiederkäuergerecht füttern
Zum Versuchsbeginn befanden sich die beiden Kuhgruppen durchschnittlich am 80. Laktationstag. Die folgenden für jedes Tier täglich durchgeführten Messungen der Futteraufnahme und der Milchleistung ergaben über 140 Versuchstage keine Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen. Dies trifft fast genauso für die wöchentlichen Untersuchungen der Milchinhaltsstoffe zu. Auch die Zunahmen an Körpermasse vom Versuchsbeginn bis zum Ende der Untersuchung unterschieden sich kaum. Bei so stärkereicher Fütterung stellten sich natürlich grundsätzlich die Fragen, ob es zur Übersäuerung des Pansens gekommen ist und ob die wiederkäuergerechte Versorgung funktioniert hat.
In beiden Gruppen befanden sich die Aufnahmen an Rohfaser aus Grundfutter mit mehr als 450 g je 100 kg Körpermasse auf einem zufriedenstellenden Niveau. Dagegen lagen die Fettgehalte und die Fett-Eiweiß-Quotienten in der Milch im unteren akzeptablen Bereich, waren aber nicht unterschiedlich zwischen den Gruppen. Die produzierten Milchfettmengen (> 60 g je kg TM-Aufnahme), sowie die beobachteten Kotkonsistenzen und das Wiederkauverhalten der Tiere ließen eher auf eine ausreichende Strukturwirkung beider Rationen im Versuch schließen.
Informationen zum Vormagenmilieu
Um der Frage nach einer unterschiedlichen Anflutung von Säuren aus beiden Rationen im Pansen weiter nachzugehen, wurden von jeder Kuh im Versuchsverlauf acht Harnproben gewonnen. Der pH-Wert sowie die Gehalte an Basen und Säuren im Harn können zusätzliche Informationen zum Vormagenmilieu liefern, da sie durch dieses beeinflusst werden. Die zusammenfassende Auswertung zeigte aber keine Unterschiede zwischen den Versuchsvarianten und im Vergleich mit den Zielwerten (nach Staufenbiel) physiologische Werte an.
Im Mittel der jeweils 300 Harnproben wurde für beide Gruppen ein pH-Wert von 8,21 festgestellt. Erst unter 7,8 ergäbe sich der Hinweis auf eine Pansenübersäuerung. Die Netto-Säuren-Basen-Ausscheidung im Harn lag nach der Fütterung von getrocknetem Maisschrot bei 180 mmol/l und für die Variante mit Feuchtkornmais bei 172 mmol/l. Hier sollte ein Wert von 107 mmol/l nicht unterschritten werden. Ähnlich vergleichbare und zufriedenstellende Situationen ergaben sich für die absoluten Säuren- und Basengehalte des Harns.
Ergebnisse des Versuches
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich unter den konkreten Bedingungen der Versuchsanstellung keine bedeutenden Unterschiede in der Fütterung von trockenem und feucht konserviertem Maisschrot in einer TMR an Kühe mit hohen Futteraufnahmen und Milchleistungen ergaben. In vergleichbaren Situationen sind in der Praxis demnach die Produktionskosten für das jeweilige Futtermittel sowie betriebliche Gegebenheiten (Maisanbaufläche, Möglichkeiten der Futterlagerung, Fütterungstechnik u. a.) entscheidend für die Auswahl der Variante zur Konservierung von Körnermais für die Milchviehfütterung.
Zu erwähnen bleibt, dass bei so hohen Maisanteilen und Stärkegehalten wie im dargestellten Versuch nicht automatisch eine wiederkäuergerechte Versorgung gegeben ist. Bei einer derart intensiven Fütterung ist es notwendig, die Strukturwirkung der Ration genau zu kontrollieren und im Bedarfsfall zu verbessern. Geringere Gehalte an leicht verdaulichen Kohlenhydraten bieten für die praktische Fütterung ein höheres Maß an Sicherheit. (pd)
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