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Milchviehhaltung

Kühe leben lieber in dem Stall als auf der Weide

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am Freitag, 08.09.2023 - 13:24 (2 Kommentare)

Experten aus ganz Deutschland haben sich mit der Frage beschäftigt, wie Kühe tierfreundlich, klimaschonend, umweltgerecht und wettbewerbsfähig gehalten werden können. Heraus kam ein besonderer Stall und nicht unbedingt die Weidehaltung.

Ein luftiger Stall, der auf den ersten Blick einem konventionellen Stall ähnelt – das ist Wissenschaftlern zufolge der optimale Kompromiss für die zukunftsfähige Milchviehhaltung. In einem Projekt der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung haben Experten aus elf Landesanstalten und Kammern sowie der KTBL und der DLG daran geforscht, wie Milchkühe tierfreundlich, umweltgerecht, klimaschonend und wettbewerbsfähig gehalten werden können.

Herausgekommen ist ein Kompromissstall, in dem im Detail aber viele innovative Ansätze und Ideen stecken. Sie sollen die Milchviehhaltung in dem Kompromissstall zukunftsfähig machen und den Anforderungen an eine nachhaltige Milcherzeugung gerecht werden. Die Experten konnten in dem Projekt zudem zeigen, dass Wissenschaft, Beratung und landwirtschaftliche Praxis in den vergangenen 25 Jahren bereits sehr intensiv an einer nachhaltigen Milchviehhaltung gearbeitet haben und dies auch weiterhin umsetzen. Damit werden bereits in den heutigen Ställen viele relevante Aspekte in Bezug auf Kuhkomfort und Umweltwirkungen berücksichtigt.

Zukunftsfähiger Kuhstall: Mehr Struktur, weniger Emissionen und viel Tierwohl

Ein strukturierter Liegeboxenlaufstall oder ein Außenklimastall mit Strohmatratzen biete den Kühen bereits heute ein hohes Maß an Tierkomfort, erkläret das bundesweite Expertengremium. Außerdem werde in modernen Boxenlaufställen die Emissionsfläche deutlich reduziert, was die Umwelteinwirkungen reduziere. Mit der Automatisierung in den Ställen werden außerdem die ökonomischen Anforderungen und Potenziale erkannt und genutzt, erkläret das Gremium weiter. Nun gehe es darum, weiter im Detail zu forschen.

Der Kompromissstall, den die Experten im Rahmen des Projekts entwarfen, ist ein mehrhäusiger Milchviehstall, der durch seine offene Bauart mit integrierten Laufhöfen ganzjährig Außenklima und direkte Außenklimareize für die Kühe sicherstellt. Der Stall wurde flächenoptimiert als Liegeboxenlaufstall mit planbefestigten Laufgängen und Fressständen geplant. Einen Liegeboxenlaufstall wählten die Experten auch daher, weil dieser im Hinblick auf die erwiesenen Emissionen am besten untersucht ist. Die zu erwartenden Emissionen in Freilaufställen wurden dagegen bisher unzureichend wissenschaftlich untersucht und quantifiziert.

Dachbegrünung auf Kuhstall sorgt für natürliches Stallklima und Tierwohl

Eine optimale Strukturierung des Stalls soll zum einen die Emissionsflächen verringern und eine Kot-Harn-Trennung ermöglichen, was die Emissionen wiederum senken kann. Außerdem bietet as Stallkonzept viele Möglichkeiten zur Automatisierung, was sowohl das Tierwohl, die Umwelteinwirkungen und die Arbeitsqualität positiv beeinflussen kann. Mit der Kombination aus Innen- und Außenbereichen mit direkten Außenklimareizen erfüllt der Kompromissstall den Experten zufolge die Anforderungen der Haltungsstufe 3 des geplanten staatlichen Tierwohllabels.

Um den Tieren im Stall ein möglichst natürliches Stallklima zu bieten und sie vor intensiver Sonneneinstrahlung und Hitze zu schützen, soll der Stall mit einem Gründach eingedeckt werden. Durch die Bepflanzung des Daches wird der Hitzeeintrag wirkungsvoll und energiearm reduziert. Regenwasser kann zudem gebunden werden und auch die Gesamtklimabilanz der versiegelten Fläche verbessert sich. Darüber hinaus sichern die bei dieser Bauweise integrierten, himmeloffenen Laufbereich den Kühen ein Mehr an Bewegung sowie den freien Zugang zu den direkten Witterungseinflüssen wie Regen, Wind und Sonne.

Tierwohl, Umweltschutz und Digitalisierung im modernen Kuhstall sind teuer

Höchstmögliches Tierwohl, Umweltschutz und eine hervorragende Betriebswirtschaft haben allerdings ihren Preis. Direktor der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern, Peter Sanftleben, beziffert gegenüber dem Focus die Investitionssumme für eine solchen Stall auf 20.000 bis 25.000 Euro je Kuh. Besonders mit den im Stall integrierten Sensoren könnten eine Vielzahl an wertvollen Daten über die Tiere gewonnen werden. Sie sorgen für detaillierte Einblicke in das Tierwohl und die Tiergesundheit. Die optimale Kombination aus Tierwohl, Umweltschutz und Betriebswirtschaft seine aus Kostengründen kaum zu verbinden. Abstriche seine unvermeidbar.

Mit Material von landwirtschaft-mv.de, Focus

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