Mit der Kuh zur Demo: Eine Landwirtin erzählt
Junglandwirtin Lisa Suhr aus Oldenbüttel war am vergangenen Freitag auf der Bauerndemo in Heide in Schleswig-Holstein. Aber nicht allein. Begleitet haben sie ihre 13-jährige Holsteinkuh Joga, ihr Vater Rolf und die Auszubildende Enya. Das haben die vier erlebt.

Amelie Grabmeier, agrarheute
am Dienstag, 21.01.2020 - 14:26
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Lisa Suhr
„Wir sind Freitagfrüh um halb zehn Uhr los in Richtung Heide“, sagt die 25-jährige Lisa Suhr. Zusammen mit ihrer Familie hält sie 160 Milchkühe in Oldenbüttel. Im Pferdeanhänger mit dabei war ihre Lieblingskuh Joga. „Joga ist zwar schon in Rente, aber immer noch fit und voller Tatendrang.“
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Lisa Suhr
Nach dreißigminütiger Fahrt kamen Lisa (li.), Kuh Joga, ihr Vater Rolf und Auszubildende Enya auf dem Marktplatz in Heide an. „Joga findet Stehen langweilig, deshalb sind wir mit ihr durch die Einkaufsstraßen gelaufen“, sagt Lisa Suhr. Viele Passanten waren überrascht. „Trecker haben ja viele schon oft gesehen, aber eine Kuh in der Einkaufsstraße ist dann doch was Besonderes", so die Landwirtin.
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Lisa Suhr
Viele Leute blieben stehen und kamen neugierig auf das Vierer-Gespann zu. Auch zwei Kindergärten. „Im Zweiertrupp durften die Kinder Joga streicheln“, sagt Lisa Suhr. Aber auch viele Erwachsene waren von der Kuh fasziniert und wollten das Tier kraulen. „Das war für uns eine super Gelegenheit, um mit Verbrauchern in den Dialog zu treten“, erzählt sie.
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Lisa Suhr
So kamen viele Gespräche zustande. „Viele Leute auf der Straße meinten, dass sie gut finden, was wir machen“, sagt Lisa Suhr. „Auf dem Plakat auf Jogas Rücken haben wir auch ihre Instagram-Seite verlinkt, damit die Leute eine Anlaufstelle für ihre Fragen haben.“ Mit Erfolg. Am gleichen Tag bekam Kuh Joga 80 neue Follower dazu.
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Lisa Suhr
Doch Lisa, Joga, Rolf und Enya waren nicht die einzigen Demonstranten. „Der Marktplatz in Heide war voll“, berichtet Lisa Suhr. Laut Polizei versammelten sich dort rund 1.000 Teilnehmer und 600 Traktoren. Die Stimmung war positiv. „Aber viele Landwirte sind frustriert.“ Aus gutem Grund.
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Lisa Suhr
„Die Demo in Berlin war so riesig, aber sie bekam so ein geringes Medienecho“, findet Lisa Suhr. „Das ist schade. Für uns geht es um alles.“ Von der Politik waren viele Vertreter vor Ort – auch die AfD. Die Partei war nicht eingeladen, hatte aber einen Stand am Marktplatz. „Wir hatten überlegt, einen Kothaufen von Joga vor dem AfD-Stand zu platzieren. Braune Scheiße zu brauner Scheiße.“ Aber leider hat es nicht geklappt.
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Lisa Suhr
Lisas Resümee? „Wir haben uns richtig reingehängt und alles gegeben“, erzählt sie. Doch ob es etwas gebracht hat, wird sich erst zeigen. Bei den bisherigen Demos hatte sie immer das Gefühl, das sie wenig bringen. „Die meisten Leute wissen einfach nicht, wie es uns Landwirten geht. Die Verbraucher sind satt und zufrieden. Und vergessen, wie wichtig die regionale Produktion ist."
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Lisa Suhr
Hoffnung hat sie dennoch. „Vielleicht bringt es etwas, wenn wir Landwirte regelmäßig demonstrieren“, sagt sie. „Vielleicht greifen die Verbraucher dann irgendwann nicht mehr zum billigen Fleisch aus Übersee, sondern zum regionalen.“ Das Plakat hat sie noch, falls es zur nächsten Demo geht. „Denn wenn Politik zu Schwachsinn wird, gehen die Kühe auf die Straße."
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