Kuhduschen, auch Niederdruckanlagen genannt, werden immer beliebter. „Das hängt mit den immer heißeren Sommern zusammen“, sagt Wolfgang Müller von den Bayerischen Staatsgütern. Zudem kostet eine hitzegestresste Kuh bis zu 400 Euro pro Jahr.
Auf dem Markt gibt es drei Anbieter für Kuhduschen: DeLaval, Kuhdusche.de und Stierhof E-Technik. Für Hochdruckanlagen gibt es bislang keine Produkte auf dem deutschen Markt. Viele Landwirte setzen auch auf Eigenbaulösungen.
Egal für welches System man sich entscheidet, sollten folgende fünf Dinge bei der Verwendung der Kuhdusche beachtet werden:
- Achten Sie auf die richtige Düsengröße
- Schalten Sie die Anlage erst ab 23 Grad ein
- Platzieren Sie die Kuhdusche richtig
- Beregnen Sie Ihre Tiere in Intervallen
- Prüfen Sie regelmäßig den Wasserdruck
Kuhduschen: Angebote auf dem deutschen Markt
Welche Sprühsysteme gibt es bei Kuduschen?

Man unterscheidet zwei Systeme: Hoch- und Niederdruckanlagen.
Erstere sprühen sehr feine Wassertropfen in den Stallraum. Diese verdampfen – gleich nach dem Austritt aus den Düsen – und kühlen so die Stallluft. Bei 27 °C und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit senken Hochdruckanlagen die Stalltemperatur um maximal 5 °C auf 22 °C.
Sie können entlang der Fress- und Laufgänge, im Wartebereich oder im Melkstand installiert werden. „Die Düsen sollten Landwirte in einer Höhe von mindestens 3 m einbauen“, sagt Johannes Zahner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Auch auf die Düsengröße sollte man achten: Sind die Wassertropfen zu groß, besteht die Gefahr, dass das Wasser nicht vollständig verdampft und auf das Tier tropft. Die Kuh wird dabei nicht bis auf die Haut nass. Dadurch kann ein Luftpolster zwischen nassem Fell und trockener Haut entstehen.„Das heißt, im schlimmsten Fall wird es für die Kühe sogar noch heißer als vorher.“
Ab welcher Temperatur sollte die Hochdruckanlage eingeschaltet werden?
Der Experte empfiehlt, die Hochdruckanlage erst ab einer Temperatur von 23 °C einzuschalten. Andernfalls könnten sich die Tiere verkühlen. Eine relative Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent sollte nicht überschritten werden. „Liegt der Wert darüber, ist der Abkühlungseffekt nur gering.“ Die Lösung ist eine automatische Steuerung.
Damit Schmutzpartikel die Düsen nicht verstopfen, ist ein Filter notwendig. Auch druckstabile Wasserleitungen sind sinnvoll. Hochdruck heißt hierbei 50 bar aufwärts.
Die Vorteile der Anlagen: Sie erreichen alle Kühe und verbrauchen wenig Wasser – rund 10 l je Kuh und Stunde. Der hohe Wartungsaufwand ist ein Nachteil. „Man muss die Düsen regelmäßig entkalken.“
Wo sollte die Kuhdusche im Stall platziert werden?

Etwas anders sieht es bei Niederdruckanlagen, auch Kuhduschen genannt, aus.
Sie verteilen das Wasser großtropfig auf dem Rücken der Kühe. Das Fell der Kühe wird dabei bis auf die Haut nass. „Die Kuhdusche ist in der Regel punktuell im Stall angebracht“, sagt Wolfgang Müller.
Das heißt, die Tiere müssen die Dusche aktiv aufsuchen. Im Schnitt nutzen etwa 30 Prozent der Kühe eines Bestands die Niederdruckanlage.
Der beste Ort für eine Kuhdusche ist ein großer, frei zugänglicher Ort. Etwa der Laufhof. „Die Tiere sollten sich rückwärts in die Dusche reindrehen können“, sagt der zertifizierte Kuhsignaletrainer.
Wählt man eine zu enge Stelle, etwa einen Durchgang, kann es passieren, dass eine ranghohe Kuh den Gang blockiert. Auch der Wartebereich sei ein guter Platz für die Kuhdusche. „Aber nur dann, wenn er außerhalb der Melkzeiten auch frei zugänglich ist.“
Wann ist der beste Zeitpunkt für die Kuhdusche?
Sein Tipp: Während der Melkzeiten die Anlage abschalten, da die Tiere sonst die Feuchtigkeit in den Melkstand tragen. Da kann das Melken schnell unerträglich werden – für Mensch und Tier. Auch hier gilt: erst ab 23 °C einschalten und bei einer Luftfeuchtigkeit von über 70 Prozent ausschalten.
„Am besten schaltet man die Kuhdusche intervallmäßig ein“, sagt Johannes Zahner. Das heißt, drei Minuten Beregnung, zwölf Minuten Pause. Während der Beregnung wird das Fell der Kuh nass und in der Pause kann das Wasser verdunsten. Eine längere Beregnung habe sich nicht bewährt. „Das verbraucht nur unnötig viel Wasser.“ Sein Tipp: einen Bewegungsmelder installieren.
Welcher Wasserdruck bei einer Kuhdusche ist optimal?
Auch auf den Wasserdruck sollte man achten. Empfehlenswert sind 1,3 bis 1,7 bar. „Das erreicht man am besten mit einer Vollkegeldüse“, sagt er. Sie hat einen Kegel von 45 bis 60° und ist sehr wartungsarm.
Die Vollkegeldüse erzeugt ein kreisförmiges, flächiges Sprühbild und stößt bis zu 10 l Wasser pro Minute aus. Der Vorteil ist, dass sich weniger Pfützen bilden können.
„In der Praxis bauen viele Landwirte eine Mischung aus Hoch- und Niederdruckanlagen. Die selbstgebauten Anlagen arbeiten aber oft mit Mitteldruck“, sagt Johannes Zahner.
Die Folge ist, dass die Kühe zwar angenässt werden, aber nicht bis auf die Haut. Auch der Einsatzzeitpunkt spielt eine wichtige Rolle. „Oft werden die Anlagen erst ab 30 °C eingesetzt.“
Ist die Kuhdusche auch für den Anbindestall geeignet?
Das sei viel zu spät. „Die Kühe hatten dann schon mehrere Tage lang Hitzestress.“ Von Kuhduschen im Anbindestall raten die Experten ab. Das Problem ist dabei, dass der Stallboden nass werden kann. „Die Kühe stehen dann die ganze Zeit im Wasser.“ Selbst bei Düsen aus dem Pflanzenschutzbereich sollte man vorsichtig sein.
„Die Tropfengröße ist in der Regel viel zu gering für eine Kuhdusche“, sagt Zahner. Das kann den Hitzestress der Tiere verstärken. Sein Fazit: „Eine Verdunstungskühlung muss gut durchdacht sein, damit sie auch wirklich funktioniert.“
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