Wenn man bei Christian Auer vor dem Maissilo steht, weiß man nicht recht, was man sieht. Ist das lang geschnittene Maissilage oder ist irgendwas beim Häckseln schiefgelaufen? Dabei fallen vor allem zwei Dinge auf. Der Mais ist zwar grob, aber sehr einheitlich und Körner sind keine zu finden. Denn was man hier sieht, ist keine Maissilage, sondern Shredlage. Der Betrieb von Milchviehhalter Auer in der Nähe des oberbayerischen Orts Altötting arbeitet seit mittlerweile fünf Jahren mit dieser Art, den Mais zu ernten und zu konservieren.
Milchviehration ohne Stroh
Dass er dabeigeblieben ist, liegt an den Vorteilen, die er in der Shredlage für sich sieht. „Durch die stärkere Faserstruktur im Mais konnten wir auf Stroh in der Milchviehration komplett verzichten“, erklärt Auer sein Hauptmotiv. „Das macht das Füttern einfacher, da ich mir keine Gedanken mehr über die Strohkette, die Strohfutterqualität oder Häcksellänge machen muss und auch nicht, wie gut das Stroh in der Ration vermischt werden muss.“ Einen weiteren Vorteil des Verfahrens sieht er im Zerkleinern der Maiskörner.
„Wenn wir den Kot untersuchen, finden wir keine unverdauten Körner mehr. Das war bei der Maissilage anders“, erklärt der Milchviehhalter. Verantwortlich dafür ist der verbaute Shredlage-Corncracker, der die Körner nicht nur quetscht, sondern regelrecht zermahlt. „Selbst wenn ich künftig wieder Maissilage machen würde, müsste der Cracker dabei sein. Denn ich will keine Körner mehr im Kot finden“, sagt Auer.
Richtige Schnittlänge
Damit die grobe Maissilage gelingt, braucht es ein weiteres wichtiges Analysetool: Den NIR (Nahinfrarot)-Sensor. Für die Erzeugung der Shredlage ist es vor allem entscheidend, dass er den Trockenmasse (TM)-Gehalt des geernteten Maises bestimmt. „Damit sich das strukturreichere Futter im Silo gut verdichten lässt, muss man die Häcksellänge an den Trockensubstanzgehalt anpassen. Das heißt, je trockener der Mais wird, desto kürzer muss man ihn schneiden, damit er im Silo noch gut zu verdichten ist.“ Daher kontrolliert der Häckslerfahrer den TM-Gehalt während der Ernte und justiert je nach Feuchte die Schnittlänge nach. Am besten sollte das Schnittgut zum Erntezeitpunkt etwa 31 bis 33 Prozent Trockenmasse haben. Dann kann der Mais mit 25 mm Häcksellänge geerntet werden. Im Mittel liegt die Schnittlänge bei seinen Shredlagen bei 20 bis 22 mm.
Steigt der Trockenmasseanteil auf 37 bis 38 Prozent an, besteht die Gefahr, dass länger geschnittene Silage schnell heiß wird. „Vor allem, wenn einzelne Blätter schon abgetrocknet sind und sich Pilze darauf befinden, wird es problematisch“, sagt Auer. Daher gilt es, die Häcksellänge in solchen Fällen auf bis zu 15 mm zu reduzieren, damit sich das Erntegut im Silo noch gut verdichten lässt. Liege der TM-Anteil über 40 Prozent, dann würde er das Futter auf Maissilagelänge (8 mm) bringen, um das Risiko einer Nacherwärmung zu vermindern. Das war bisher aber noch nicht nötig.
Geringere Erntegeschwindigkeit
Durch die geringere Zerkleinerung des Ernteguts wird das gesamte Erntevolumen größer als bei herkömmlicher Maissilage. Das bedeutet vor allem etwas mehr Abfahrvolumen. Dazu kommt, dass zum Verdichten des Schnittguts mehr Zeit und entsprechende Walztechnik vorzusehen ist. „In einem Fahrsilo tut man sich definitiv leichter beim Verdichten. Dennoch muss man sorgfältig arbeiten und das braucht Zeit“, erklärt Sohn Andreas Auer.
Zum Silieren nutzt er grundsätzlich Siliermittel. Dabei unterscheidet er: Beim Silo, das zuerst geöffnet werden soll, kommen schnell silierende Milchsäurebakterien zum Einsatz. Damit kann er schon nach zwei Wochen beginnen, Silage zu entnehmen. Bei den Silos, die erst im nächsten Frühjahr geöffnet werden sollen, setzt er ebenfalls Siliermittel auf Basis von Milchsäurebakterien ein, um den pH-Wert kontrolliert zu senken und damit Nacherwärmung zu verhindern.
Stabil gute Leistungen
Die Entnahme am Silo erfolgt mit einer Greifschaufel. Die Auers füttern mit einem Vertikalmischer einmal täglich abends. An heißen Sommertagen wechseln die Auers auf zweimalige tägliche Vorlage. Auf stabilisierende chemische Hilfsmittel verzichten die Landwirte.
„Die Kühe laufen gut. Ich bin davon überzeugt, dass das auch am höheren Rohfaseranteil in der Ration hängt“, meint Betriebsleiter Auer. Der Anteil der Rohfaser aus Grobfutter in der Gesamtration beträgt 14,3 Prozent. Weitere größere Veränderungen hat Auer mit der Umstellung nicht festgestellt. „Sowohl Futteraufnahme als auch Milchleistung blieben weitgehend stabil auf hohem Niveau. Auch beim Wiederkauverhalten und der Kotkonsistenz gab es keine Unterschiede zu vorher.“
Was sich durch den Einsatz ändert
Dass er dabeigeblieben ist, liege auch daran, dass die Silierkette funktioniert. „Bei der Shredlage brauchst du Leute, die den Prozess im Griff haben. Dass beginnt mit der Ernte und der Trockenmasseüberwachung bis zum Verdichten. Und auch beim Füttern braucht es eine andere Routine, vor allem, was das Aufdecken und den Vorschub angeht“, ist Auers Erfahrung.
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