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Milchproduktion

Melkroboter: Erfahrungen eines Praktikers

am Montag, 09.07.2012 - 13:10 (Jetzt kommentieren)

Tarmstedt - Investitionen in neue Melktechniken müssen gut durchdacht werden. Wir sprachen mit Sven Klingemann, Milchviehhalter aus Niedersachsen über seine Erfahrungen mit dem Melkroboter.

Melkroboter erfreuen sich bei Milcherzeugern seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Dabei werden die automatischen Melksysteme nicht nur als Ersatz für abgängige ältere Melkanlagen installiert sondern zunehmend auch bei Stallerweiterungen und Neuinvestitionen. Sven Klingemann, Milchviehalter aus Niedersachsen hat sich 2010 für dieses Melksystem entschieden. Er bewirtschaftet einen Familienbetrieb mit zwei Melkrobotern und 130 Milchkühen. Die Milchleistung liegt bei 11.500 Kilogramm. "Wir haben uns in erster Linie aus arbeitswirtschaftlichen Gründen für den Melkroboter entschieden", sagt Sven Klingemann.

Arbeitszeiten sind flexibler

Seitens der Landwirte werden insbesondere die geringere körperliche Belastung durch den Wegfall der Melkarbeit, die flexiblere Arbeitszeit aber auch die deutliche Einsparung von Arbeitszeit als Vorteile automatischer Melkverfahren hervorgehoben. "Die Arbeitswirtschaft ist ganz anders, da man nicht an feste Melkzeiten gebunden ist", berichtet der Landwirt. "Die komplette Melkzeit fällt weg. Trotzdem müssen wir natürlich morgens und abends in den Stall, wer denkt er kauft sich einen Melkroboter und muss dann nicht mehr in den Stall der sollte lieber die Finger davon lassen. Aber es kommt auch schon mal vor, dass ich um 16 Uhr Feierabend machen kann."

Enorme Platzersparnisse

Der Stall mit den Melkrobotern wurde neu gebaut und ist auf insgesamt vier Melkroboter erweiterbar. "Die Platzersparnisse sind enorm, unser Grundstück gibt einfach nicht mehr her", sagt Klingemann. Aber auch für die Tiere ergeben sich Vorteile. "Die Eutergesundheit hat sich verbessert, die Zellzahlen sind zwar leicht gestiegen, aber die Mastitisrate ist deutlich geringer. Auch die Zitzenkonditionen sind besser. Die Tiere fühlen sich wohler, weil sie machen können was sie wollen. Ich bin mit der Investition 100 Prozent zufrieden", so der Landwirt.
 
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Milchspitzen sollten vermieden werden

Allerdings ergeben sich auch Nachteile aus diesem Melksystem. Dazu gehört, dass Milchspitzen vermieden werden sollten. "Die Abkalbungen muss ich kontinuierlich über das Jahr verteilen. Ein Roboter schafft 2.000 bis 2.200 Kilogramm, mehr melkt er einfach nicht. Das sind bei uns im Moment 105 bis 110 melkende Tiere. Würden mehr Kühe dazu kommen, hätte ich keine Leistung von 37 Litern mehr, da die Melkungen pro Kuh zurück gehen", erklärt Sven Klingemann. Als weitere Nachteile nennt der Milchviehalter die Erweiterungsschritte und Alarmbereitschaft: "Man kann nicht einfach so um 20 Kühe erweitern. Entweder man erweitert um 60 Kühe oder man erweitert halt nicht. Darüber hinaus ist es nötig, dass immer jemand bereit steht, falls der Alarm am Roboter losgeht. Es kommt zwar nicht oft vor und meistens sind es nur Kleinigkeiten, aber es muss immer jemand da sein."
 
Das Gespräch mit Sven Klingemann fand auf der Tarmstedter Ausstellung statt. Das komplette Gespräch können Sie sich hier anhören …
 
agrarheute.com sprach auf der Tarmstedter Ausstellung mit einem weiteren Milchviehalter. Er berichtet über seine Erfahrungen mit einem Fischgräten-Melkstand. Das Gespräch können Sie sich in unserer Mediathek unter Podcasts anhören.

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