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AMS

Melkroboter: Zu kurze Zwischenmelkzeiten vermeiden

Melkroboter
am Dienstag, 18.10.2016 - 16:00 (Jetzt kommentieren)

Kurze Zwischenmelkzeiten kommen bei Melkrobotern häufiger vor als erwünscht. Wenn sie in Kombination mit geringen Gemelksmengen auftreten sollte gehandelt werden.

Aufgrund der Freiwilligkeit des Melkvorgangs werden bei den AMS in der Regel kürzere Zwischenmelkzeiten eingestellt, als eigentlich erzielt werden sollen. Es wird häufig sehr stark auf die überfälligen Tiere mit langen Melkintervallen geschaut. Unbeachtet bleiben dagegen häufig Melkungen mit zu kurzen Zwischenmelkzeiten. Gerade in Kombination mit geringen Gemelksmengen haben sie jedoch ebenfalls negative Auswirkungen auf die Tiere.

Am bayerischen Institut für Landtechnik und Tierhaltung (ILT) wurde ein Tool entwickelt, mit dem sich die betroffenen Tiere und Melkungen eines Betriebs einfach grafisch auswerten lassen.

Zu frühes Melken bei geringer Gemelkmenge

Wenn wenig Milch im Euter ist, gibt es keine oder wenig Zisternenmilch, mit der die Zeit bis zum Einschießen der Milch überbrückt werden kann. Gleichzeitig dauert es aber besonders lang, bis die Milch einschießt, im Extremfall bis zu 3 Minuten.

Auswirkungen zu frühen Melkens

Bei geringer Euterfüllung führen geringe Zisternenmilchmengen und die besonders lange Reaktionszeit des Euters bis zum Einschießen der Alveolarmilch zu einem hohen Zeitbedarf für eine angemessene Eutervorbereitung.

  • Der zeitliche Aufwand für die Eutervorbereitung (im AMS Reinigung + Wartezeit von maximal 45 Sekunden) ist unter Umständen länger als die eigentliche Melkzeit.
  • Ein Melkbeginn an leeren Zitzen bei vollem Vakuum führt andererseits unmittelbar zu schlechter Melkzeughaftung aufgrund des fehlenden Milchdrucks in der Zitze.
  • In der Folge kommt es zu erhöhtem Vakuum im Zitzengummikopf und entsprechendem "Klettern" des Melkbechers und
  • zu einer starken Belastung des Zitzengewebes, was den weiteren Melkakt hinsichtlich Melkgeschwindigkeit und Ausmelkgrad massiv beeinträchtigen kann.
  • Als weitere kritische Auswirkung zu frühen/zu häufigen Melkens ist u.U. ein erhöhter Gehalt an freien Fettsäuren zu nennen, was zu Geschmacksveränderungen und Einschränkungen bei der Verarbeitung der Milch führen kann.

Auswertung ZMZ und Gemelksmengen

Am ILT wurde ein Werkzeug entwickelt, um Zwischenmelkzeiten (ZMZ) und Gemelksmengen auszuwerten und für Landwirte und Berater anschaulich abzubilden. Dabei wird auch analysiert, wie häufig ungünstige Kombinationen beider Werte auftreten. Im Rahmen von Arbeitskreisen wurden bis Dezember 2014 82 Betriebe analysiert und beraten:

  • 19,3 Prozent (%) der ZMZ lagen unter 7 Stunden.
  • 7,3 % der Melkungen wiesen gleichzeitig Gemelksmengen unter 8 kg auf.
  • Im Betrieb mit den höchsten Werten lagen die Kennzahlen bei 39,4 % (ZMZ < 7 h) bzw. 21,6 % (Gemelke < 8 kg), bei einer durchschnittlichen Tagesleistung von 26,4 kg.

Tool im Rahmen einer Beratung

Inzwischen wurde das Tool durch den LKV Bayern e.V. adaptiert und in sein Beratungsangebot eingebunden. Somit kann auch auf dessen umfangreiche Datenbasis zugegriffen werden. Auf diese Weise können beispielsweise der Laktationstag oder die tägliche Milchleistung Berücksichtigung finden.

Voraussetzung für die Nutzung des Tools ist die Teilnahme an der Milchleistungsprüfung und die Lieferung der entsprechenden Daten (ADIS/ADED-Datei) an den LKV. Derzeit wird das Tool erst nach einer Beratung bzw. Einführung für diese Betriebe freigeschaltet.

Quelle: LfL Bayern

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