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Corona-Krise

Die Milch reduzieren: Das sagen die Bauern dazu

Die Corona-Krise bringt den Milchmarkt aus den Fugen
am Donnerstag, 09.04.2020 - 05:00 (1 Kommentar)

Corona bringt den Milchmarkt in Schwierigkeiten. Erste Molkereien rufen ihre Milcherzeuger dazu auf, die Milchmenge zu reduzieren. Das sagen die Bauern auf Facebook dazu.

Die Bayern MeG und die Schwälbchen Molkerei haben ihre Milcherzeuger dazu aufgerufen, die Milchmenge um rund 20 Prozent zu reduzieren. Die Produktion müsse unbedingt an den Bedarf angepasst werden, so die Bayern MeG. agrarheute berichtete

Der Grund sei, dass Großverbraucher, die verarbeitende Industrie und Exporteure weniger Milch nachfragen würden. Zwar habe die Nachfrage in den Supermärkten zugenommen, allerdings könne das den Absatzrückgang nicht ausgleichen. 

Bauern: " Wir sollen es wieder ausbaden"

Farmer schütten Milch in den USA weg

Viele Bauern reagieren mit Skepsis auf die Appelle. So schreibt eine Landwirtin in der agrarfrauen-Gruppe auf Facebook: Die Molkereien müssen sich an einen geänderten Absatzmarkt anpassen. Das sollen jetzt auch wieder wir ausbaden."

Eine andere Userin kommentiert: Bei uns waren die Regale die letzte Wochen ständig leer. Die Supermärkte sagen, die Landwirte kommen zur Zeit mit dem Melken nicht hinterher. Sag mir mal bitte was hier nicht stimmt: Leere Regale und trotzdem 20 Prozent weniger liefern dürfen?? Jedenfalls muss der Landwirt darunter leiden, wie immer."

Und eine weitere Landwirtin schreibt: Das Problem ist nicht die Milch, sondern die Verpackung. Unsere Molkerei hat Gerüchte verbreitet, dass die Verpackung aus dem Ausland stammt und zur Zeit nicht geliefert werden kann. Da sieht man es wieder, wie abhängig wir vom Ausland sind, weil man alles woanders produziert, nur um ein paar Cent zu sparen."

Weniger Milch: Leichter gesagt als getan

Von heute auf morgen die Milchmenge zu reduzieren, ist leichter gesagt als getan. Eine Userin schreibt: Wie soll man denn die Milchmenge mindern? Man kann der Kuh ja nicht sagen "meine Liebe, nun mach mal weniger Milch!"

Eine Landwirtin antwortet ihr: Eventuell früher trockenstellen oder den Kälber füttern (wenn man es nicht eh schon macht). Eventuell Kühe früher verkaufen, wenn man sie sonst erst noch "ausgemolken" hätte."

Eine andere Userin hält den Tipp, die Kühe zu verkaufen, für Unsinn. Sie schreibt ironisch: Besonders weil man ja gerade einen so tollen Schlachtpreis bekommt."

Und eine weitere Bäuerin kommentiert: „Wenig Kraftfutter geben, Milch den Kälber tränken, Kühe vorzeitig trocken stellen oder verkaufen so stehts bei uns auf dem Zettel. Sind die den total bescheuert? Unser Tierarzt sagt das ist voll unverantwortlich, sowas zu fordern, denn die Kühe bekommen alle Ketose und Stoffwechselprobleme. 

Welche Maßnahmen Experten empfehlen, um die Milchmenge zu reduzieren, lesen Sie hier.

Lösung: Mit der Molkerei zusammenarbeiten?

Milch im Glas

Doch es gibt auch andere Meinungen. So schreibt eine Userin: Wir beliefern eine kleine Molkerei, die auch immer mal wieder einen Appell an uns 700 Milchlieferanten nach mal mehr oder mal weniger Milch rausschickt. Ein Großteil von uns versucht es umzusetzen. Wir und die Molkerei sind ein Team, in guten und in schlechten Zeiten!"

Und jemand anderes kommentiert: Ich halte von einer Milchdrosselung sehr viel. Aber mit Berücksichtigung der Situation. Versorgung im Regal sichern, aber nichts für die Halde produzieren, was einen Milchpreis bedeuten würde, der noch mehr Milchviehbetriebe an den Rand der Existenz bringen würde."

Freie Bauern fordern 10 Prozent weniger Milch

Eine andere Lösung schlagen die Freien Bauern vor. Sie fordern eine einzelbetriebliche verbindliche Reduzierung der Milchanlieferung um zehn Prozent auf EU-Ebene.  „Bei der Corona-Krise handelt es sich um eine schwere Marktstörung“, begründet Peter Guhl von der Bundesvertretung der Freien Bauern.

Wenn nicht entschlossen gegengesteuert werde, drohe ein dramatischer Preissturz, so der Milchviehhalter. Strikt wandte sich Guhl gegen die vom Deutschen Bauernverband geforderte staatliche Bezuschussung von privater Lagerhaltung zur Stützung der Milchpreise: „Aus der Vergangenheit wissen wir, dass mit dieser Maßnahme nur Vorräte der Molkereien subventioniert werden, die in den darauffolgenden Jahren für einen niedrigen Milchpreis sorgen.“

Guhl plädiert für einen gerechten Schnitt, um das Marktgleichgewicht wiederherzustellen. „Der zehnprozentige Abzug sollte sich am Vorjahresmonat orientieren, unbefristet sein und erst aufgehoben werden, wenn Verarbeitung und Vermarktung gesichert sind.“

Mit Material von Facebook, freiebauern.de

Sollten die Milchviehhalter die Produktion drosseln, um in der Corona-Krise ein Überangebot zu vermeiden?

Ja, die Menge muss ingesamt runter.
33% (630 Stimmen)
Ich finde, das sollte jede Molkerei mit ihren Erzeugern für sich entscheiden.
25% (475 Stimmen)
Das wird sowieso nicht funktionieren, weil nicht alle mitmachen.
25% (473 Stimmen)
Nein, die EU sollte viel besser die private Lagerhaltung fördern.
4% (77 Stimmen)
Das ist nicht nötig, denn die Nachfrage der Großverbraucher wird in zwei bis drei Wochen wieder anspringen.
14% (261 Stimmen)
Stimmen gesamt: 1916

Kommentar

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