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Milchproduktion

Milchforum: Chancen und Ziele nach dem Ende der Quote

am Dienstag, 20.01.2015 - 15:04 (Jetzt kommentieren)

Berlin - Die Zukunft der Milchwirtschaft liegt im globalen Markt. Auf der Grünen Woche ging es am Montag um das Ende der Milchquote. Molkereivertreter und Politik sprach dabei um künftige Ziele und Tendenzen.

Beim gestrigen Milch-Montag auf der Grünen Woche in Berlin stand die Zukunft des Milchmarktes zur Diskussion. Das Ende der Milchquote und damit der staatlichen Mengenregulierung Ende März dieses Jahres heißt für Milchbauern und Molkereien international neue Absatzmärkte zu etablieren. "Nach den für die deutsche Milchwirtschaft sehr guten Jahren 2013 und 2014 erleben wir zurzeit ein Preistal. Experten rechnen damit, dass wir ab Mitte 2015 wieder einen festeren Markt erwarten können. Ein Auf und Ab der Preise ist auch nach dem Ende der Quotenregelung zu erwarten", sagte Staatsekretär Peter Bleser in Berlin.
 
Welche Konsequenzen diese Botschaft hat, haben der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, und Vertreter der deutschen Milchverarbeiter auf dem Fachforum Milch des DBV auf der Internationalen Grünen Woche diskutiert.
 
"Es wird sich gar nicht so viel ändern, da der Markt global aufgebaut ist. Entscheidend wird eher die Frage sein, ob China selber Herden aufbaut", antwortet Heiner Kamps, Aufsichtsratsvorsitzender der Theo Müller Gruppe auf die Frage nach der Zeit nach der Milchquote. Die Theo Müller Gruppe hat sich nach 2011 zunehmend internationalisiert und ist mitlerweile mit 21.000 an 26 Standorten aufgestellt.
 
Vor allem die seit den 80er Jahren auf den britsichen Markt erfolgte Expansion zahle sich mittlerweile aus, führt Kamps aus. Genehmige das britische Kartellamt eine angestrebte Aquise, könne der Umsatz in Englang im kommenden Jahr auf 6,5 Milliarden Euro ansteigen. Die Gruppe ist weiter neben dem deutschen Kernmarkt noch in Italien, Polen und den USA aktiv. "15 Prozent Marktdurchdringung sind die kritische Größe", führt Kamps in Hinblick auf die Wachstumsziele aus. In diesen Bereich wolle man auch gemeinsam mit dem Partner Pepsi den US-Markt durchdringen. 

Nach dem Ende der Milchquote: Weitere Kernpunkte des DBV-Fachforum Milch

- Neue Märkte: Die Auswirkungen des russischen Importembargos haben verdeutlicht, dass sich die Milchwirtschaft in Zukunft noch breiter aufstellen muss. Deutsche Milchprodukte haben einehohe Qualität und sind deshalb weltweit gefragt. Diese Chancen sollte die deutsche Milchwirtschaft nutzen: Neben den europäischen Nachbarmärkten stehen Märkte in Drittländern mit einer stark wachsenden Mittelschicht im Fokus.

- Eigeninitiative: Wenn es der Branche mit Eigeninitiativen wie QM-Milch gelinge, sich stetig weiterzuentwickeln, dürfe die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe nicht durch immer neue Auflagen im Umwelt- und Tierschutz gefährdet werden. Es sei auch wichtig, dass QM-Milch als einheitliches System etabliert werde und sich nicht eine Vielzahl von unterschiedlichen Systemen inflationär entwickele. "Bis in den Oktober wollen wir mit dem neuen Nachhaltigkeitsmodul zu Potte kommen", erklärt Hans Haltorf, Geschäftsführer der frischli Milchwerk und Mitglied im Beirat QM-Milch beim DBV-Fachforum. Das System müsse dabei einfach und für alle anwendbar sein. "Wir sollten nicht jeder Anforderung hinterherlaufen, aber eben wichtige Anforderungen erkennen und diese auch beantworten", erklärt Haltorf.

{BILD:626757:jpg}- Öffentlichkeitsarbeit: Eine weitere große Aufgabe für die Milcherzeuger liegt darin, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie Tierhaltung und Milchverarbeitung tatsächlich aussehen - jenseits romantisierter Darstellungen. Das wachsende gesellschaftliche Interesse an Verfahren der Milcherzeugung und Milchviehhaltung wird von Milchbauern und Molkereien als Auftrag verstanden, wie die Branche auf dem Forum Milch betonte. "Wir tun gut daran, die Diskussion um die Landwirtschaft zu versachlichen. So gibt es nicht den besten Haltungsweg, die Haltung muss vielmehr standortangepasst sein", erklärt Sönke Voss, Geschäftsführer der DMK aus Everswinkel. Der größte deutsche Milchverarbeiter (6,7 Milliarden kg verarbeitete Milch) strebt mit dem Milk Master Plan an, künftig einen Selbstaudit zu erhalten, durch den die DMK-Landwirte sich in Bereichen wie Haltung, Fütterung mit ihren Kollegen vergleichen können. Voss deutet auch an, dass es keinen Sinn mache, immer mehr und unterschiedliche Standards für die Landwirte aufzustellen. "Wir wollen keine unterschiedlichen Standards je nach Standort. Wir machen das gemeinsam mit unseren Erzeugern."
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Die Trends auf dem Milchmarkt nach dem Quotenende

Auch Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeslandwirtschaftsminister, äußerte sich am Milch-Montag auf der Grünen Woche zur Zukunft des Milchmarktes. 
  • Nachfrage: Die Nachfrage nach sicheren und hochwertigen Milcherzeugnissen wird langfristig vor allem in den Schwellenländern steigen. Der globale Milchmarkt werde derzeit als einer der dynamischsten Wachstumsmärkte eingeschätzt. "Der Milchmarkt ist durch und durch international und insofern wie andere Märkte auch durch Höhen und Tiefen gekennzeichnet", sagt Bleser.
  • Milchpreise: Nach den für die deutsche Milchwirtschaft sehr guten Jahren 2013 und 2014 befindet sich die Milchwirtschaft zurzeit in einem Preistal. "Experten rechnen damit, dass wir ab Mitte 2015 wieder einen festeren Markt erwarten können. Ein Auf und Ab der Preise ist auch nach dem Ende der Quotenregelung zu erwarten", sagte Bleser.
  • Quotenende: Nach 31 Jahren Milchquotenregelung erhalten die Milcherzeuger die Entscheidungsfreiheit über die Entwicklung ihrer Produktionsmenge zurück. Damit haben Milchbauern künftig die Möglichkeit, Chancen und Potenziale der internationalen Märkte, gezielt zu nutzen.
  • Milchaufkommen: Für 2015 wird ein moderater Anstieg des Milchaufkommens erwartet, da bereits in den vergangenen Jahren ein signifikantes Wachstum stattgefunden hat. Mittel- und Langfristig wird die Milchmenge und die Wertschöpfung vor allem durch die begrenzte Verfügbarkeit von Futterflächen sowie der Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Produktionskette vom Stall bis zur Ladentheke bestimmt werden.
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