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Milchmarkt

Nach der Milchkrise: So stärken Sie sich für die Zukunft

Junglandwirt im Milchviehstall
am Dienstag, 28.02.2017 - 14:15 (Jetzt kommentieren)

Die Milchpreise stabilisieren sich zwar, doch viele Milchbauern leiden unter den Verlusten, die die Milchkrise mit sich gebracht hat. Das dlz agrarmagazin erklärt, wie Sie sich künftig besser wappnen können.

Viele Milchbauern leiden unter den Folgen der Milchkrise und haben immer noch dicke rote Zahlen auf ihren Betriebskonten. Das dlz agrarmagazin hat mit Prof. Dr. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel und dem ife Institut Kiel gesprochen. Welche Tipps er Milchbauern für die Zukunft gibt, lesen Sie im Folgenden.

Milchpreis: Strategien zur Risikoverteilung

Ansatzpunkte für eine bessere Risikoverteilung könnten die Preisvereinbarungen innerhalb der Milchlieferverträge sein. Hier bieten sich Festpreiselemente an, die Molkereien zum Beispiel auch über börsliche Terminkontrakte absichern können. Diese Elemente können allen Beteiligten in der Wertschöpfungskette Milch helfen.

Es geht darum, später und dann nicht so extrem in eine Liquiditätsfalle zu laufen und frühzeitiger von Aufwärtstendenzen zu profitieren. Dies ist ein hilfreiches Risikomanagementinstrument, aber nicht das alleinige.

Effekte von Branchenorganisationen auf den Milchpreis

Eine Branchenorganisation allein führt nicht automatisch zu besseren Milchpreisen. Wenn man gemeinsames Vorgehen vereinbart hat und einzelne sich nicht daran halten, hilft es wenig.

Aber es gibt noch andere gute Gründe für eine Branchenorganisation, wenn es um das Festlegen bestimmter gemeinsamer Verhaltensweisen und Regeln für die Überwachung sowie um den Export der Branche geht.

Auswirkungen einer Mengensteuerung auf den Milchpreis

Wenn Mengensteuerungen auf privatrechtlicher Basis zu Milchmengenreduzierungen führen, würde sich das positiv auf die Milchpreise auswirken. Wie aus einem Gutachten von 2015 zu den Kriseninstrumenten hervorgeht, fallen jedoch die Preiseffekte durch weniger Milch durch Mengensteuerung auf dem Markt allein zu schwach aus. Sie sind erst dann höher, wenn große Mengen ausbleiben und psychologische Markteffekte hinzukommen. Aber wenn der internationale Markt in der gleichen Zeit mehr erzeugt, verpuffen auch diese Effekte.

Derzeit ist es aber anders, weil überall, außer in den USA die Mengen sinken. Freiwillige Mengenreduzierungen in Europa werden diese Effekte noch verstärken.

Milchpreis: Mehrpreismodell kann sinnvoll sein

Grundsätzlich ist es gut, wenn Milchbauern schneller die Marktsignale erhalten. Transparenz wird immer wichtiger. Je nach Produktportfolio, Größe und Kapazitäten einer Molkerei kann es sehr sinnvoll sein, Mehrpreismodelle wie A/B-Preise einzuführen. Sie enthalten automatisch Mengenfestschreibungen und Preisabschläge ab einer bestimmten Schwelle. Das Hauptproblem ist die Umverteilung, die man dadurch unter den Milcherzeugern auslöst. Das muss jede Vertreterversammlung in den Molkerein für sich klären.

Ein Mehrpreismodell wie A/B-Milchpreise kann nur dann am Gesamtmarkt Mengeneffekte bringen, wenn sichergestellt ist, dass Milcherzeuger nicht kurzfristig auf andere Molkereien ohne Mehrpreismodelle ausweichen.

Auswirkungen von Intervention auf den Milchpreis

Diese staatlichen Instrumente sind nicht mehr wie in früheren Zeiten Elemente der Preisstützung oberhalb des langfristigen Gleichgewichtspreises. In Extremzeiten wie 2015 und 2016 waren diese Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt hilfreich. Allerdings ist damit auch verbunden, dass die spätere Auslagerung die Preisbewegung nach oben deckelt.

Auswirkungen der Liquiditätshilfen auf den Milchpreis

Die eingeleiteten Liquiditätshilfen sind ohne Frage hilfreich. Auch können diese freiwilligen Programme zum Herauskauf kostenungünstiger Milcherzeuger aus dem Markt hilfreich für die Branche sein. Die Probleme, die dabei allerdings auftreten sind:

  1. Das Angebot dieser Programme und die Liquiditätshilfen kommen tendenziell für viele Betriebe zu spät.
  2. Die Bereitschaft zur Finanzierung derartiger Programme durch Steuermittel ist begrenzt.
  3. Die Wirksamkeit ist durch Mitnahmeeffekte eingeschränkt.

Sinnvolle Maßnahmen zum Schutz vor Milchkrisen

Anreize bei Milcherzeugern zu schaffen, damit diese Risikorücklagen als Schutz vor Krisen aufbauen, wäre aus Sicht von Prof. Thiele sinnvoll. Auch sollten Kosten für zukünftige höhere Auflagen für Klima, Umweltschutz und Tierwohl durch Subventionen beispielsweise über die zweite Säule der EU-Agrarpolitik abgefedert werden. Dies stabilisiert die Betriebe, die sich auf die Zukunft ausrichten.

 

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