In der Schweiz wird geplant bei einer Verlängerung der Maßnahmen gegen das Coronavirus über den 19. April hinaus, die Milchprüfung auf Eigenkontrolle (B-Methode nach ICAR) umzustellen.
Der Hintergrund: Bei den Eidgenossen gelten Milchkontrolleure als potenzielle Ansteckungsherde und dürfen daher schon seit gut einem Monat nicht mehr auf die Betriebe.
In Deutschland weiterhin A-Methode
In Deutschland gilt der Bereich Landwirtschaft und die vor- und nachgelagerten Bereiche als systemrelevant. Die Konsequenz ist, dass Milchkontrolleure in Deutschland auch weiterhin die Betriebe besuchen dürfen (A-Methode). Allerdings müssen dabei die entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden. Das ist in kleineren Melkständen nicht immer einfach. Hier sprechen sich die Kontrolleure mit den Betrieben ab und platzieren beispielsweise die Messgeräte ohne Landwirt vor Beginn des Melkens und nehmen diese nach dem Melken wieder ab. Der Landwirt wechselt die Messzylinder und bringt diese dem Kontrolleur an einem Übergabeplatz. Auf diese Weise kommen Landwirt und Kontrolleur nicht in Kontakt.
„Hygiene ist ein Muss, aber da haben die Milchkontrolleure Erfahrung“, sagt Dr. Folkert Onken, Geschäftsführer des Deutscher Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen e.V. Mussten sie doch bisher schon immer darauf achten, dass keine Tierseuchen von einem auf den anderen Betrieb verbracht wurden.
Niedersachsen: Milchprüfer kommen auf fast jeden Betrieb
In Niedersachsen, wo über 90 Prozent der Betriebe von Milchprüfern besucht werden, wäre es derzeit ohnehin kompliziert, die Betriebe auf Eigenkontrollen umzustellen.
„Die Betriebe haben häufig nicht das Personal, die Kontrollen selbst durchzuführen. Dazu kommt, dass die Software, über die wir die Kontrollen erfassen, recht kompliziert ist“, sagt Dr. Ernst Bohlsen, Geschäftsführer beim Landeskontrollverband Niedersachsen. Landwirte könnten diese nicht ohne Schulung nutzen. Und sie derzeit fortzubilden, sei aufgrund der Quarantänesituation auch nicht möglich.
Ein kleiner Teil der Betriebe setze die Prüfung aufgrund der derzeitigen Situation vorübergehend aus. Das sei zwar eine Lösung für den Moment, allerdings müsse nach spätestens acht Wochen wieder eine Prüfung stattfinden.
Bayern: Zwei Drittel der Landwirte machen Eigenkontrolle
Die Situation in Bayern ist hingegen recht entspannt. Rund zwei Drittel der Betriebe führen die Milchleistungsprüfung in Eigenkontrolle durch. Betriebe, die von Kontrolleuren besucht werden, können die Prüfung einfach umstellen. Dafür gäbe es in Bayern den Lactocorder.
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