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Aus der Wirtschaft

Milchmarkt: 3 Zukunftsstrategien für Molkereien

am Dienstag, 13.10.2015 - 09:59 (Jetzt kommentieren)

In Deutschland gibt es immer noch vergleichsweise viele Molkereien. Gegenüber dem LEH bringt das nicht selten Nachteile in der Preisfindung mit sich. Wie mögliche Zukunftsstrategien aussehen, lesen Sie hier.

"Viele Molkereien stehen vor der Herausforderung, ihr traditionell gewachsenes Geschäftsmodell weiterentwickeln zu müssen, um dem wachsenden Wettbewerbsdruck standhalten zu können." So schreiben die Unternehmensberater von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in einem Papier. Darin stellt W&P drei wesentlichen Grundtypen für die Aufstellung der Molkereien dar.
 
Es gebe zwar nicht eine Schablone für die "richtige Strategie", eine zunehmende Polarisierung der Unternehmensausrichtung sei jedoch zu erwarten.
 
W&P unterscheidet in der Folge drei Grundtypen und nennt Kernaufgaben:

1. Industrialisierung

Industrialisierung ist insbesondere das Spielfeld der großen internationalen Unternehmen bzw. Genossenschaften. Hohe Investitionen seien notwendig, um mit optimierten Anlagen, Prozessen und Strukturen im internationalen Preis-/Mengen- und Markengeschäft erfolgreich zu sein. Entscheidend sind dabei laut W&P:
  • Standardisierung von Prozessen und Strukturen
  • Economies of scale
  • Internationales Markengeschäft
  • Internationales Preis-/Mengengeschäft
  • Produkte mit Zusatzfunktionen
  • Bio als Qualitätsmerkmal ohne regionalen Bezug
  • optimale Rohstoffverwertung (Milch- und Molkenderivate)

2. Spezialisierung

Spezialisierung kann mit starken nationalen bzw. überregionalen Marken und mit einem ausreichend breiten und differenzierenden Sortiment erfolgen. Voraussetzungen seien der Zugang zu knappen Rohstoffressourcen (z. B. Bio-, Bergbauern-, Heu-, gentechnikfreie Milch) und die notwendige Authentizität, zum Beispiel bei einer Fokussierung auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Die Grundstrategie hängt dabei nach Sicht von W&P an:
  • Differenzierung über Regionalität und "Heimat"
  • Zugang zu hochwertigen und knappen Rohstoffressourcen
  • Nationale bzw. überregionale Produkte und Marken
  • Starke Lieferantenposition im Handel durch differenzierendes Angebot
  • Vorwiegend hochpreisige Nischenprodukte mit ausreichend breitem Sortiment

3. Volumenflexibilisierung

Volumenflexibilisierung ermöglicht das optimale Nutzen der unterschiedlichen Verwertungswege. Volumenvorteile in der Beschaffung, effiziente sowie flexible Verarbeitungskapazitäten und der Zugang zu den attraktiven Spotmärkten seien dafür notwendig. Das Konzept bedingt:
  • Volumenvorteile in der Beschaffungslogistik und Verarbeitung
  • Flexibilität in der Verwertung, z. B. schneller Wechsel auf Pulver
  • Zugang zu attraktiven Spotmärkten
  • Vorwiegend Commodity Produkte und Handelsmarken
Die Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren dieser Ausrichtungen unterscheiden sich laut W&P ebenso wie der Finanzbedarf. Insbesondere für mittelständische Betriebe stelle die gesicherte Finanzierung eine Herausforderung dar. Es gelte, einen individuellen Weg zu finden, der die eigene Herkunft mit den Schwachstellen und Stärken berücksichtigt und das Unternehmen "fit für die Zukunft" macht.

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