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Milchproduktion

Milchmarkt: Die Chance liegt im Export

am Freitag, 20.09.2013 - 14:45 (Jetzt kommentieren)

Das ife Institut und die FH Kiel haben eine Studie zum Milchmarkt veröffentlicht. Nachdem die hiesige Nachfrage stagniert, sehen sie die Chance für EU-Milchbauern im Export - bei steigenden Preisen.

Symbolbild Milch und Melken
Die Fachhochschule Kiel hat in Zusammenarbeit mit dem ife Informations- und Forschungszentrum für Ernährungswirtschaft eine internationale Milchmarktstudie mit Blickrichtung über 2015 verfasst. Die Chance für europäische Landwirte sehen die Wissenschaftler im Export.
 
Der Exportanteil der in der EU angelieferten Milch werde bis 2022 voraussichtlich um etwa 18 Prozent deutlich steigen. Bereits 2011 wurden 13,7 Prozent (%) der von den europäischen Milchbauern angelieferten Milch in Drittländer außerhalb der EU exportiert. Den Berechnungen zufolge dürften es im Jahr 2022 15,4 % sein, bei weiter steigender Tendenz.
 
Europäische Landwirte haben der Studie zufolge von den steigenden Preistrends am Weltmarkt deutlich profitiert. Die Wissenschaftler sehen auch künftig Chancen im Export: Durch sein weiteres Wachstum bleibt der internationale Markt offen für weiter wachsende Mengen aus der EU. Demgegenüber sei der Binnenmarkt nahezu gesättigt.
 

Europäische Nachfrage wird stagnieren

Die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten ist in der EU bereits auf hohem Niveau und wird zukünftig vermutlich stagnieren. Expansionen erwarten das ife Institut und die FH Kiel von einzelnen Sektoren des Milchmarktes wie beispielsweise dem Käsemarkt und dem Markt für Frischprodukte sowie von einigen Regionen - insbesondere in den seit 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten.
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Hintergrund für diese Einschätzungen sind zum einen das bereits hohe Verbrauchsniveau von Milchprodukten je Kopf und Jahr sowie zum anderen die geringe Wachstumsrate der EU-Bevölkerungszahlen. In der Summe wird von einer jährlichen Wachstumsrate der Bevölkerung innerhalb der EU-27 von +0,16 Prozent bis zu +0,0 Prozent ausgegangen.

Nachfrage am Weltmarkt steigt

Im Gegensatz dazu wird auf dem Weltmarkt für die Zeit bis 2025 eine jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung von 0,85 Prozent gesehen. Ausgehend von rund sieben Milliarden Menschen im Jahr 2012 dürften die Weltbevölkerung bis 2025 auf nahezu acht Milliarden Menschen angestiegen sein. Hierdurch und aufgrund des geringen Pro-Kopf-Verbrauchs an Milchprodukten werden hohe Steigerungsraten der Importnachfrage für Milch und Milchprodukte erwartet
 
Während die Gesamtnachfrage des Weltmarktes für Milchprodukte bis 2022 um 22 Prozent von 609 auf 741 Millionen Tonnen (Mio. t) je Jahr als stark steigend eingeschätzt wird, dürfte dieses Nachfragewachstum in Industrieländern wie der EU-27 mit fünf Prozent verhaltener ausfallen. Die deutlichste Nachfragesteigerung bei Milchprodukten werden demnach insbesondere Schwellenländer mit 32 Prozent von 379 bis 499 Mio. t je Jahr aufweisen.

Produktion und Exporte: steigende Tendenzen in der EU

Schon bisher ist im betrachteten Zeitraum der letzten 15 Jahre ein signifikanter Trend steigender Exportmengen der EU in Drittländer zu beobachten. Das beschreiben die Wissenschaftler aus folgenden Gründen als beachtlich:
  • im gleichen Zeitraum sind die Exportstützungen gesunken oder waren vollständig ausgesetzt
  • durch zahlreiche EU-Erweiterungsschritte wurde ein Teil des Drittlandhandels zum EU-Intra-Handel
  • innerhalb der EU wurde ein steigende Preisniveau realisiert
Auch die eigenen Kalkulationen auf Basis der Prognosen für einzelne Produktgruppen der EU-Kommission gehen angesichts nahezu stagnierender Bevölkerungsentwicklung und geringer steigender Nachfrage und höherer Steigerungsrate des Angebots innerhalb der EU im Zeitraum von 2011 bis 2022 von einem weiteren Anstieg des Milchüberschusses der EU-28 um 26 Prozent (4,5 Mio. t) von 17,6 auf 22,1 Mio. t aus.

Milchpreise: EU-Milcherzeuger profitieren vom Weltmarkt

Bereits seit dem Jahr 2000 hat der EU-Milchmarkt Beobachtungen der Wissenschaftler zufolge vom wachsenden Weltmarkt profitiert. Bei steigenden Exportmöglichkeiten für den EU-Milchsektor wurden die Aufwärtsbewegungen der Preise seit 2006 stets durch die Nachfrage vom Weltmarkt ausgelöst. Von Januar 2006 bis August 2013 haben sich im Durchschnitt beobachtete Preiserhöhungen am Weltmarkt von einem Cent je Kilo Milch mit 0,78 ct/kg in der EU ausgewirkt.
 
Um Vor- und Nachteile der Weltmarktintegration für die EU-Milcherzeuger ableiten zu können, haben das ife Institut und die FH Kiel statistische Trendanalysen verwendet. Die Ergebnisse zeigen, dass im Betrachtungszeitraum über rund 14 Jahre die Butterpreise des Weltmarktes im Durchschnitt um 17,8 Euro je Tonne (EUR/t) je Monat steigen. Bei Magermilchpulver liegt die durchschnittliche Steigerungsrate bei 7,2 EUR/t je Monat und beim Rohmilchwert sind es 0,12 Cent je kg Milch je Monat.
 
Im Durchschnitt stieg der Weltmilchwert je Jahr um 1,4 Cent je kg Milch mit vier Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß. Folglich profitieren die europäischen Milcherzeuger von der mittlerweile engen Bindung an die Weltmarktentwicklung.
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Ohne die Exporte in den Weltmarkt lägen die Milchpreise in der EU immer deutlich näher an der noch verbliebenen Marktstützung auf sehr niedrigen Niveau, die praktisch nur noch ein Rudiment des früheren Interventionssystems darstellt, folgern die Experten.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken

Angesichts der Notwendigkeit und der Vorteile der Exportmöglichkeiten sehen die Autoren der Studie die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des EU-Milchsektors als sinnvollstes Mittel zur Weiterentwicklung der Milchpolitik. Zweifelhaft sei der Nutzen von an Preiszielen fixierten Maßnahmen zur Mengensteuerung, beispielsweise durch freiwilligen Lieferverzicht. Diese dürften bei der Wahrnehmung von Exportchancen eher hinderlich sein.
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Eher liegen die Herausforderungen nach Meinung der Experten darin, zukünftig Risikomanagementsysteme in der Milchwirtschaft zu entwickeln und umzusetzen. Weiterhin sehen sie künftig Herausforderungen, die Nachhaltigkeitsbemühungen und Qualitätsverbesserungen der Europäischen Milchwirtschaft kosteneffizient zu organisieren und nicht nur EU-weit sondern auch - bei gleichzeitiger Realisierung der Exportmöglichkeiten - international in die Preise einfließen zu lassen .    

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