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Mengenreduzierung

Milchmenge drosseln: 3 Strategien im Check

Kühe stehen in einem großen Stall
am Donnerstag, 22.09.2016 - 15:00 (Jetzt kommentieren)

Um den Milchmarkt zu entlasten, wird von vielen Seiten eine Mengenreduzierung gefordert. Wie sich das in der Praxis umsetzten lässt ohne dem wirtschaftlichen Ergebnis zu schaden, hat der agrarmanager genauer untersucht.

Auch wenn sich der Milchpreis langsam zu erholen scheint, spielt die Reduzierung der Milchmenge nach wie vor eine Rolle. Dabei gibt es verschiedene Strategien die Milchmengenanlieferung zu drosseln.

  • Reduzierung der Melkfrequenz bei Altmelkern
  • Veränderung des Abgangszeitpunktes von zuchtuntauglichen Kühen
  • Kraftfutterreduzierung
  • Leistungsselektionen sowie
  • Veränderung der Trockenstehzeit

Die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern hat die verschiedenen Möglichkeiten und deren Auswirkungen genauer untersucht. Das Ergebnis finden Sie in der aktuellen Ausgabe des agrarmanagers September 2016.

1. Reduzierung der Melkfrequenz bei Altmelkern

  • Eine besondere Strategie zur Mengenreduzierung ist der Melkfrequenzwechsel von zwei- auf einmal bei altmelkenden Kühen. Das einmalige Melken kann dazu führen, dass die Anlieferungsmenge reduziert wird, allerdings gerade mal um zwei Prozent.
  • Ein positiver Grenznutzen stellt sich bereits bei Milchpreisen von 24 Cent ein, jedoch nur dann, wenn die Entlohnung 15 Euro und mehr je Arbeitskraftstunde beträgt und die erforderlichen Personalkosten für die zweite Melkung auch tatsächlich entfallen.
  • Wird dieser Schritt gewählt, sollte die Umstellung mengen- und nicht termingesteuert erfolgen, da die fehlende Melkzeit bei noch leistungsstarken und möglicherweise mastitisvorgeschädigten Kühen zu Euterproblemen führen kann.

2. Kraftfutterreduzierung

  • Die Reduzierung des Kraftfutterangebotes um elf Prozent für alle melkenden Kühe zeigte ein vergleichsweise hohes Potenzial zur Milchmengenreduzierung, nämlich fünf Prozent.
  • Allerdings muss gewährleistet sein, dass Fruchtbarkeit und Gesundheit nicht unter dem geringeren Kraftfutterangebot leiden. Gerade hochleistungsveranlagte Kühe reagieren auf einen Energiemangel oft dramatisch.
  • Für Frischmelker liegt nicht selten bereits die normale Kraftfutterversorgung am gesundheitlichen Limit. Der finanzielle Schaden der durch ein größeres Energie- und Nährstoffdefizit entstehen würde, wäre unüberschaubar.
  • Wirtschaftlich betrachtet ist diese Maßnahme erst dann rentabel, wenn der Milchpreis unter 15 Ct je kg sinkt.

3. Leistungsselektionen

  • Aus den Berechnungen geht hervor, dass mit einer scharfen Leistungsselektion und der daraus folgenden Bestandsverringerung eine Milchmengenreduzierung um knapp 20 % möglich ist.
  • Allerdings konnte für diese Maßnahme kein positiver Grenznutzen nachgewiesen werden, was die Rentabilitätsentwicklung des Unternehmens für den kurz- und mittelfristigen Zeitraum negativ beeinflusst.
  • Leistungsselektionen sollten nur Betriebe durchführen, die es sich leisten können.
  • Steigt in absehbarer Zeit der Milchpreis, dann ist diese Maßnahme eine Möglichkeit, um mit höherer Herdendurchschnittsleistung den guten Milchpreis mitzunehmen und Reserven anzulegen.
  • Der Betriebsleiter sollte allerdings im Auge behalten, dass unter besseren Marktbedingungen auch andere Milchviehhalter ihre Herden wieder aufstocken, was zu steigenden Jungrinder- und Färsenpreisen führt. Die gemerzten Tiere dann zu ersetzen, um die ursprüngliche Herdenstärke wieder zu erreichen, zieht hohe Remontierungskosten nach sich.

Fazit

Alle in Erwägung gezogenen Reaktionsmöglichkeiten würden den Markt mehr oder weniger stark entlasten, jedoch wären die Erlöseinbußen für den betreffenden Milchviehbetrieb höher als die eingesparten Kosten.

Das heißt: Wer freiwillig seine Produktionsmenge durch eine dieser Maßnahmen reduziert, verteuert die Produktion und schwächt seine eigene Position am Markt. Allerdings ist zu beachten, dass die vorangegangenen Analysen keine Prämien für Nichtliefermengen berücksichtigen, wie sie von der Europäischen Union angeboten werden. Da diese Prämien jedoch nur für eine sehr begrenzte Zeit ausgeschüttet würden, bleiben die beschriebenen Auswirkungen auch dann gültig.

Außerdem ist zu beachten, dass Milchkühe eine gewisse Stetigkeit benötigen. Ein ständiger Wechsel von Arbeitsabläufen stört die Routine und belastet Mensch und Tier.
 

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