Doch die Realität war knallhart. Kein Wunder, dass schnell die Hilferufe nach einer Mengensteuerung laut wurden. Dabei zeigt sich, dass sich Milchbauern nicht auf die Politik verlassen dürfen, wenn es darum geht, die Milchmengen am Markt in den Griff zu bekommen. Die Politik hat sich von der Milchquote definitiv verabschiedet. Ob die Milchbauern jemals so viel politischen Druck aufbauen können, um die Agrarpolitiker in Deutschland und EU-weit umzustimmen, bleibt mehr als fraglich.
Daher war es nicht überraschend, dass in den Molkerei- und Liefergenossenschaften intensiv über privatrechtliche Modelle diskutiert wurde, wie man Milchmengen und damit das Angebot vor Ort besser steuern kann. Vor allem bei den Biomolkereien Upländer oder Andechs hat eine Mehrheit der Lieferanten für eine Begrenzung der Milchmengen gestimmt. Auch in Österreich gab es Ansätze. Hauptmotivation war dabei, die Verluste an der schlechten Verwertung der Versandmilch zu minimieren. Bei anderen Molkereien ist man indes über die Phase der Diskussionen nicht hinausgekommen. Dabei war der Angebotsdruck wegen gesunkener Nachfrage nach Milchprodukten im Sommer 2009 besonders groß. Wir, die dlz, berichteten in der August-Ausgabe über verschiedene Modelle ausführlich.
Keine Einigung auf privatrechtliche Basis
Selbst in dieser äußerst schwierigen Marktphase konnten sich die meisten Molkereien und Milcherzeuger nicht zu einer Steuerung der Milchmengen auf privatrechtlicher Basis durchringen. Zu unterschiedlich sind zudem auch die Interessen. Die einen wollen weiter wachsen und lehnen jegliche Mengensteuerung ab. Die anderen sehen darin das Heil für bessere Milchpreise, bleiben aber den Beweis schuldig, dass sich über eine funktionierende (!) flexible Mengensteuerung in Deutschland tatsächlich die Milchpreise nachhaltig erhöhen lassen.
Schweiz als Modellbeispiel
Mit Spannung können deutsche Milcherzeuger indes verfolgen, ob es den Schweizern nach dem Wegfall der Milchquote gelingen wird, die Mengen besser zu steuern. Immerhin hat sich die Milchbranche dort nach zwei vergeblichen Anläufen auf ein A-, B-, C-Modell geeinigt. Die Bewährungsprobe dieses Schweizer Modelles steht aber noch aus. Eines kann man jedoch aus der Schweiz lernen: Wenn man eine gemeinsame Lösung will, müssen sich Milchbauern, Molkereien und Handel an einen Tisch setzen, und ernsthaft eine gemeinsame Lösung wollen. Allerdings haben die Schweizer einen entscheidenden Vorteil: Der Milchmarkt ist auch nach Wegfall der Quote bis auf Käse weitgehend von der EU abgeschottet. Der deutsche Milchmarkt ist das innerhalb der EU nicht.
{BILD:114636:jpg}Josef Koch
Redakteur dlz-agrarmagazin
http://www.dlz-agrarmagazin.de/
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