Die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt erregt die Gemüter. Die Landwirte wirtschaften am Existenzminimum und machen auf ihre Situation aufmerksam. Das zeigt Wirkung. So hat die Milch den Weg in die Publikumspresse gefunden. Die Interpretationen gehen dabei weit auseinander. Ein Überblick:
Hart ins Gericht geht die
Süddeutsche Zeitung mit den Milchbauern in dem Kommentar "
Warum die Milchbauern selbst schuld sind" sind. Credo: Die Landwirte hätten vor dem Ende der Milchquote zu stark investiert und auf den Export gesetzt. Da wichtige Märkte wie China und Russland aber aus unterschiedlichen Gründen aktuell eingebrochen sind und zu viel Milch auf dem Weltmarkt sei, könnte die erzeugte Menge nicht abgesetzt werden. "Sie haben sich verzockt", heißt es in dem Text. Zu einer Wiedereinführung der Milchquote heißt es in dem Kommentar weiter: "Völlig falsch wäre es jedoch, angesichts der Krise wieder eine Art Milchquote einzuführen, wie es der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter oder die Grünen fordern. Die Quote wurde nicht ohne Grund abgeschafft." Die Milchquote habe vielmehr über Jahrzehnte das Höfesterben auch nicht aufhalten können.
Auch die
Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht eine Kontingentierung der Erzeugung durch eine Quote als Instrument von gestern. In dem Beitrag "
Von armen Milchbauern kann keine Rede sein" schreibt der Autor: "Die Quote hat das Ziel, den Preis zu stabilisieren, nur sehr begrenzt erreicht. Das lag auch daran, dass die Quote von Anfang an viel höher lag als der Verbrauch in Europa. Vor allem aber hat die EU schon vor Jahren die Devise ausgegeben, die Agrarpolitik grundsätzlich stärker am Markt ausrichten."
In dem Artikel wird auch auf die Warnung des ehemaligen EU-Agrarkommissars Dacian Ciolos zum Ende der Quote hingewiesen:"Wenn erst einmal jeder Bauer soviel Milch produzieren dürfe, wie er wolle, werde das zwangsläufig Auswirkungen auf die Preise haben, warnte er damals."
Tatsächlich ist die EU-Milchproduktion in 2014 um 4,5 Prozent gestiegen, während sie in anderen wichtigen Erzeugerländern wie Neuseeland oder den Vereinigten Staaten lediglich um knapp zwei Prozent wuchs.
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