Die Ergebnisse an der Milchquotenbörse wurden im Jahre 2009 vor allem von folgenden politischen Einflüssen und marktrelevanten Faktoren beeinflusst: dem Auslaufen der staatlichen Milchmengenregelung, den Diskussionen über eventuelle Änderungen der Saldierungsregelungen, den Prognosen über die Ausschöpfung der nationalen Quote, Vermutungen über eventuelle Anschlussregelungen an die staatliche Quotenregelung und natürlich dem Milchauszahlungspreis.
Auszahlungspreise: Hohes Frühjahrsangebot drückte den Preis
Herausragend und vor allem für die Börsenteilnehmer unmittelbar spürbar war im April, dass der Gleichgewichtspreis im Übertragungsbereich Deutschland West mit 24 ct um 41 Prozent unter dem des Vortermins lag. Ursache hierfür war unter anderem eine Angebotsmenge, welche die nachgefragte Menge um 68 Prozent überstieg und somit für eine ungewöhnlich geringe Handelsmenge von nur knapp 114 Millionen Kilogramm (Mio kg) sorgte. Obwohl im Westen nur 43,6 Prozent der Anbieter zum Zuge kamen und die restlichen vermutlich am 01. Juli erneut ihr Glück versucht haben, überwog in der zweiten Handelsrunde doch die Nachfrage gegenüber dem Angebot.
Trotzdem fiel der Gleichgewichtspreis abermals um 37,5 Prozent im Westen beziehungsweise 43 Prozent in Ostdeutschland. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass in der Mehrzahl der Jahre die Quotenpreise im Juli gegenüber dem April schon wieder leicht angestiegen sind. Dies war in diesem Börsenjahr aber erst beim Novembertermin der Fall: 20 ct kostete die Quote in Westdeutschland, 11 ct im Osten.
Gehandelte Mengen: Nachfrage wuchs mit der Unsicherheit
Trotz der nach wie vor sehr unsicheren Milchauszahlungspreise konnte sich die nachgefragte Menge innerhalb dieses Jahres doch deutlich steigern. Lag sie in Gesamtdeutschland im April noch bei 178 Mio kg, so waren es beim Novembertermin nahezu 2 ½-mal so viel, nämlich 427 Mio kg. Gründe hierfür dürften zum einen die Angst vor einer Abschaffung der Saldierungsregelungen und die noch nicht abschätzbare nationale Quotenausnutzung für das laufende Milchwirtschaftsjahr sein.
Zweithöchste Angebotsmenge seit 2000
Zum anderen herrschte vielerorts die Meinung, dass die vormals besessene Quote auch bei einem eventuellen privatwirtschaftlichen Nachfolgemodell zur staatlichen Quotenregelung eine Ausgangsbasis darstellen könnte, wie es bereits jetzt bei einigen Molkereien der Fall ist. Zwar überstieg nur im April dieses Jahres die angebotene Menge die nachgefragte, trotzdem wurde - nimmt man jeweils die drei Börsentermine eines Milchwirtschaftsjahres zusammen - nun mit 816 Mio kg Angebotsmenge der zweithöchste Wert seit Einführung der Milchbörse im Jahr 2000 erreicht.
Einzelne Gebote so hoch wie noch nie
Allerdings ist über die letzten Jahre dahingehend ein Trend erkennbar, dass nicht die Zahl der Anbieter steigt, sondern vielmehr die pro Antrag angebotene Menge. Diese war im Jahr 2009 so hoch wie noch nie: in Deutschland West wurden im Schnitt 55.500 kg angeboten, in Deutschland Ost sogar knapp 429.000 kg. Für Gesamtdeutschland ergab sich ein Wert von zirka 66.800 kg.
Quotenwanderung: Norden verliert erstmals - Trends bleibt jedoch erhalten
Im April haben die Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein erstmals seit Zusammenlegung der Übertragungsgebiete im Juli 2007 Quote verloren, liegen aber trotz einem abermaligen Verlust im Juli in der Gesamtbilanz über die Jahre mit einem Plus von gut 133 Mio kg deutlich an erster Stelle, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (+ 33 Mio kg) und Nordrhein-Westfalen (+32 Mio kg).
Bayern und Baden-Württemberg gaben erneut ab
Betrachtet man das aktuelle Milchwirtschaftsjahr, so hat Bayern trotz eines Zugewinns von über 9 Mio kg im April insgesamt gut 4 Mio kg Quote abgegeben, seit Juli 2007 insgesamt 24 Mio kg. Dies entspricht 0,33 Prozent seiner Gesamtquote. Wesentlich höher sind hingegen die Verluste von Baden-Württemberg und Hessen: Sie haben seit Zusammenlegung der Übertragungsgebiete 3,61 Prozent beziehungsweise 4,41 Prozent ihrer Quote verloren und konnten im aktuellen Börsenjahr an einzelnen Terminen nur sehr geringe Zugewinne (135.000 kg bzw. 112.000 kg) verzeichnen.
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Josef Dick
Leiter der Milchübertragungsstelle Bayern
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