Milchviehhalter in den USA verraten ihr Erfolgskonzept
Auf den meisten Farmen in Wisconsin findet man Milchvieh. Es wird auch als das Milchland der USA bezeichnet, doch immer mehr Kühe werden nicht mehr in kleinen, sondern in großen Ställen gehalten. Rund 8.500 Farmen mit 1,3 Mio. Kühen gibt es noch. Vor 20 Jahren waren es noch doppelt so viele. Die durchschnittliche Jahresleistung liegt bei über 11.000 kg Milch je Kuh. Spitzenbetriebe kommen weit darüber. Und alles fängt beim Füttern an.
Fritz Fleege
am Freitag, 25.03.2022 - 10:20
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Der Betrieb der Familie Crave liegt in der Nähe von Beloit. Das Unternehmen wird von den vier Söhnen der Crave-Familie geführt. „Neben neuen Ställen und Futtersilos bauten wir eine Biogasanlage und richteten eine eigene Stätte zur Milchverarbeitung ein. Zudem erwarben wir weiteres Land und verfügen nun über eine Anbaufläche 1.250 ha“, erzählt der älteste der vier Brüder, Charlie Crave, mit Stolz.
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Der Kuhbestand zählt 1.900 Tiere, die im Durchschnitt 13.900 kg Milch mit 3,6 Prozent Fett und 3,3 Prozent Eiweiß im Jahr geben. Als Grundlage für die hohe Milchleistung sieht Crave eine gesunde Kälberaufzucht und bestes Grundfutter.
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Die neuen Siloanlagen für das Gärfutter unterscheiden sich zwar äußerlich kaum von denen in Deutschland, aber die Siloabdeckung erfolgt anders. Damit kein Regenwasser eindringen beziehungsweise besser abgeleitet werden kann, wird vor der Futtereinlagerung jeweils unten an den beiden Seitenwänden ein Drainagerohr ausgelegt. Darüber wird dann bis weit über die Seitenwände nach oben hinaus eine Folie verlegt.
Beim Befüllen des Silos wird darauf geachtet, dass in der Mitte längs auf dem Stapel eine Senke verbleibt. Die Folie wird anschließend von den Seitenwänden bis weit über die Mitte des Silos gezogen und mit Reifen beschwert. Regenwasser kann nun oben in der Mitte des Silos und unten über die Drainagerohre abfließen. Die Qualität der Silagen ließ sich deutlich verbessern und die Verluste dadurch verringern. Das Ergebnis: mehr Milch aus dem Grundfutter.
Die Rationen für das Milchvieh werden entsprechend der Leistung zusammengestellt, täglich zweimal auf dem Futtertisch ausgebracht und mehrmals zur Krippe herangeschoben.
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Die Futterrationen werden computergesteuert zusammengestellt. Neben Mais- und Luzernesilage sowie Heu und Stroh sind in der Futtermischung selbst erzeugte Halmfrüchte und Sojabohnen, Feuchtmais, Biertreber, Baumwollsaat und Mineralstoffe enthalten. Im Durchschnitt nehmen die zu melkenden Kühe 27 kg Trockenmasse je Tier und Tag auf und erzeugen daraus 45 kg Milch.
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Lloyd Holtermann führt die Rosy-Lane Holstein-Farm in Watertown und war in den letzten Jahrzehnten oft mit seinen Spitzenkühen auf der weltgrößten Milchviehschau vertreten.
Den Betrieb hat Lloyd Holtermann von seinen Eltern übernommen und gemeinsam mit seiner Frau Daphne und zwei weiteren Partnern erweitert.
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Dass der Betrieb züchterisch so erfolgreich ist, liegt auch an seinen Verbindungen in die ganze Welt. So hat Holtermann, dessen Vorfahren aus Deutschland stammen, auch enge Beziehungen zur Osnabrücker
Herdbuch eG aufgebaut. Auf Empfehlung wurden viele Kühe mit Sperma der Bullen Ramos und Lancelot besamt. Die Töchter waren etwas kleiner und breiter als die von US-Spitzenvererbern. Im Klassifizierungsprogramm schlossen sie daher schlechter ab als ihre größeren und eleganteren Stallgefährtinnen mit US-Genetik. „Wir stellten bald fest, dass die kürzeren und breiteren Kühe weit weniger Klauenprobleme und eine bessere Fruchtbarkeit hatten und damit wirtschaftlicher waren“, sagt Holtermann.
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Heute zählt die Farm 1.100 Kühe. Dazu kommen noch 760 Jungrinder, von denen jedoch 300 wegen der knappen Fläche im Nachbarstaat Kansas aufgezogen werden. „Wir brauchen produktive Milchkühe. Darauf ist auch unsere Zuchtstrategie ausgerichtet“, sagt der Farmer. Deshalb hat er den Fokus auf eine bessere Futtereffizienz ausgerichtet, um den Futteraufwand zu verringern. So ist er in der Lage, mit 1 kg Trockenmasse 1,7 kg Milch zu erzeugen, und liegt damit über dem Durchschnitt
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Ein anderer Spitzenbetrieb in Wisconsin ist der von Hank und Shawn Wagner in Middletown. Dort werden 700 Holsteinkühe gehalten. Die gemolkenen Kühe kommen auf einen Herdendurchschnitt von 52 kg Milch je Tag, was einer Jahresleistung von weit über 15.000 kg Milch entspricht.
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Aus dem Anbindestall für 65 Kühe bauten Hank und Shawn einen neuen komfortablen Kuhstall mit 350 Plätzen. Im Gegensatz zu früher sind die Kühe nun gleichmäßig in den Liegeboxen oder am Trog verteilt. Die Leistung ist deutlich gestiegen und die Farmer rechnen bald mit 55 kg Milch je Kuh und Tag.
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Neben der komfortablen Unterbringung spielt vor allem die Grundfuttererzeugung eine Rolle. Shredlagen aus Brown-midrib-Mais besitzen 36 bis 38 Prozent mehr verdauliche Stärke. Zudem enthalten die neuen eiweißreichen Luzernesorten weniger Lignin und müssen nur noch dreimal im Jahr geschnitten werden. Kraftfutter wird nach Bedarf zugekauft.
„Kühe, die über 45 kg Milch je Tag geben, müssen wie Hochleistungssportler ernährt werden“, sagt Hank Wagner. Daher ist die präzise Rationsgestaltung äußerst wichtig. Das gelingt nur, wenn alle Futterkomponenten exakt analysiert werden.
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