Der Milchviehhalter Thomas Campion aus der Nähe von Kilkenny wirtschaftet wie viele irische Milcherzeuger. Seine 170 Kühe plus Nachzucht hält er auf circa 100 Hektar (247 acres), davon 94 Hektar Grünland. Bis zu 10 Monate im Jahr stehen die Kühe auf der Weide - Tag und Nacht. In diesem Zusammenhang spricht man von Vollweidehaltung, die auf der 'Grünen Insel' durchaus üblich ist.
Wie agrarheute berichtete, hält Thomas Campion so seine Futterkosten gering. Korrespondierend dazu kalben die Kühe im Block, pünktlich zum Vegetationsbeginn.
Saisonkalbung gehört zur Vollweide
Die Saisonkalbung ist ein Verfahren im Nachzuchtmanagement, das gerade in Ländern mit Vollweidehaltung wie Irland und Neuseeland Anwendung findet. Die Kühe werden dabei so besamt, dass alle innerhalb eines bestimmten Zeitraumes kalben, in der Regel zwei bis drei Monate.
Meistens werden Frühjahrskalbungen angestrebt, damit der gesamte Bestand pünktlich zum Vegetationsbeginn in die Milch geht. Auf diese Weise kann ein Maximum an Milch aus Weidegras erzeugt werden.
'Sweeper bulls' zur Brunsterkennung
Auf dem Betrieb Campion werden die Kühe ab Anfang Mai künstlich besamt. Ende Mai werden dann sogenannte "sweeper bulls" zu den Rindern und Kühen auf die Weide gelassen. Dies sind kastrierte Angus-Bullen mit Applikation zur Markierung der Kühe/Rinder, die nach der Besamung wieder brünstig werden.
Die Marker-Applikation ist dabei ein sogenannter "chin ball", eine Maske, an deren Unterseite sich eine Kugel mit Farbe befindet und die dem Bullen unter das Kinn geschnallt wird. Springt dieser nun auf eine brünstige Kuh, bleibt beim Absteigen eine Farbspur auf dem Rücken der Kuh zurück.
Markieren mit dem 'chin ball'
Die Marker-Methode ist ein relativ günstiges Brunsterkennungsmittel. Der Vorteil: Nur wirklich brünstige Kühe haben einen Duldungsreflex, bleiben also beim Aufspringen des Bullens stehen und werden markiert. Mithilfe der Farbmarkierung kann Thomas Campion dann beim Melken die nicht belegten Kühe erkennen und direkt zur Folgebesamung aussortieren.
Die so selektierten Rinder und Kühe werden täglich um 11 Uhr morgens besamt.
Vorteile der saisonalen Kalbung
Mit der Saisonkalbung vor Frühjahrsbeginn gehen verschiedene Vorteile einher. Der wohl größte ist die genannte hohe Grasverwertung. Ein weiterer Vorteil ist das gleichzeitige Trockenstellen der gesamten Herde im Winter, sodass sich ein Zeitraum von mehreren Wochen ergibt, in dem Thomas gar nicht melken muss.
Die Tiere stehen in dieser Zeit im Stall, haben aufgrund der Laktationspause aber eine vergleichsweise geringe TM-Aufnahme, die über Silage gedeckt werden muss. Somit muss nur wenig Futter für die ohnehin kurze Stallphase konserviert werden.
Lange Arbeitszeiten im Winter
Nach den Kalbungen im Winter/Frühjahr finden im Rest des Jahres keine weiteren Kalbungen statt. Verbunden mit einer ganztägigen Weidehaltung muss im Sommer somit nur noch gemolken werden - eine deutliche Arbeitsentlastung mit Hinblick auf den steigenden Zeitbedarf für Grasernte und ähnliches.
Demgegenüber steht allerdings der Winter und das Frühjahr mit einer absoluten Zeitspitze. Dabei nimmt das Management der Kalbungen sowie die Versorgung der Kälber und eventuell krank gewordener Kühe (Milchfieber, Stoffwechselerkrankungen) die meiste Zeit in Anspruch.
Die Kalbungen sind zu diesem Zeitpunkt dem Betrieb Campion bereits abgeschlossen, lediglich die Kälber müssen noch versorgt werden. Wie das aussieht, lesen Sie demnächst in einem weiteren Artikel.
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