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Milchproduktion

Neue Studie zu Milcherzeugungskosten

am Donnerstag, 17.01.2013 - 18:22 (Jetzt kommentieren)

Eine bisherige Lücke im Milchsektor war laut Verbänden das Fehlen einer zuverlässigen, wissenschaftlich ermittelten Berechnung der aktuellen Erzeugungskosten. Diese Lücke soll nun geschlossen werden. MEG Milch Board und EMB stellten im Rahmen der Grünen Woche eine dementsprechende Studie vor.

Repräsentative, vollständige und aktuelle Zahlen hinsichtlich der Milcherzeugungskosten zur Argumentation in der Politik, auch auf internationaler Ebene. Dies war das Ziel einer Ende 2011 vom European Milk Board (EMB) und dem MEG Milch Board beim Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) in Auftrag gegebenen Studie. Man wollte in Deutschland den Anfang machen, da es die wichtigste Grundlage jeglicher politischer Diskussion diesbezüglich sei. In den kommenden Monaten und Jahren wird die Berechnung auch auf andere EU-Länder wie Frankreich ausgeweitet. Zudem sollen die Zahlen vierteljährlich aktualisiert werden.
 
Hintergrund der Studie
 
Man wolle der Argumentation der EU-Kommission, die immer noch auf alten Zahlen beruhe, etwas entgegen setzen, sagte Romuald Schaber, Vorstandsvorsitzender des EMB. Auch Deutschlands Milchbauern sollten in aller Deutlichkeit sehen, wo genau sie stehen und wohin der Weg führen soll. Spätestens im ersten Quartal 2013 sollen die vorliegenden Zahlen in einen Index, den sogenannten MILCH-MARKER-INDEX, überführt werden. Dieser wird die Entwicklung der Kostenseite schnell und aktuell darstellen.

Vorgehensweise der Ermittlung

Die Studie soll sowohl die regional unterschiedliche Arbeitszeit der Betriebsleiter und Familienangehörigen angemessen miteinbeziehen, als auch EU-weit vergleichbare Zahlen ermitteln. Sie basiert auf Daten des InformationsNetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Kommission (INLB). Des weiteren hat das BAL Preisindizes für Betriebsmittel wie Futter, Dünger, Energie und Saatgut vom Bundesamt für Statistik hinzugezogen.

Fazit der Berechnung

Die für Oktober 2012 geltenden Daten zeigen in ganz Deutschland eine große Schere zwischen Milcherzeugungskosten und ausbezahlten Erzeugerpreisen. Romuald Schaber sieht in der momentanen Situation keine Chance für Milchviehhalter, die Kosten zu decken. Aktuell sei ein Auszahlungspreis von 50 Cent pro Kilogramm Milch in ganz Deutschland absolut notwendig, so Schaber. Auch das MEG Milchboard ist dieser Meinung. Man müsse weg vom abliefern der Milch und hin zum verkaufen, so Gerhard Metz, Vorsitzender der MEG Ostallgäu. Um dies zu erreichen, sollten sich Milchbauern zusammenschließen, um gemeinsam Preise zu verhandeln, so seine Aussage.

Auch der BDM zieht Bilanz

Auch der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. zog auf der Grünen Woche 2013 Bilanz. BDM-Sprecher Hans Foldenauer bezeichnete es als ein erfolgreiches Jahr für den Verband hinsichtlich verschiedener Aktionen wie der Demonstration in Brüssel oder interner Meilensteine wie der Formulierung von Leitlinien. Dennoch seien es erneut schlechte Monate für die deutschen Milchbauern gewesen.
 
 
Aussichten des BDM auf 2013

Romuald Schaber machte deutlich: "Die Bundesregierung spricht von einem Erfolgskurs - das ist eine glatte Lüge." Allein die Tatsache, dass 4,9% der deutschen Milchviehhalter im vergangenen Jahr aufgegeben haben und rund 10.000 Arbeitsplätze verloren gingen, spräche für sich. Auf Regierungsebene würde mit irreführenden Zahlen die Realität verschleiert, so Schaber. Seine Forderung für die Zukunft: "Die Politik muss endlich aufwachen und die Situation realistisch bewerten. Wir brauchen sinnvolle Marktregeln, um eine nachhaltige Milchproduktion in Deutschland zu ermöglichen." Auch der BDM setzt seine Hoffnungen in die aktuelle Studie bezüglich der Produktionskosten des BAL, um diese Vorhaben vorranzubringen.

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