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Panorama-Beitrag über 'verramschte' Bullenkälber

am Mittwoch, 06.04.2016 - 13:30 (Jetzt kommentieren)

Am Dienstag hat das Magazin Panorama über Bullenkälber in der Milchviehhaltung berichtet. Unter dem Titel "Die Ramschkälber" ging es um das Problem zwischen Ökonomie und Ethik.

"Dieses Kalb ist erst wenige Minuten alt und schon ist es wertlos." Mit diesen Worten startet ein aktueller Beitrag des Recherchemagazins Panorama des NDR. Unter dem Titel "Die Ramschkälber" geht es um das Thema männliche Kälber in der Milchviehhaltung, im speziellen bei Holsteinkühen.

In der Folge sind Bilder von einem englischen Betrieb zu sehen, in denen Bullenkälbchen mit der Pistole im Stall getötet werden. Die Journalistin geht der Frage nach, ob eine derartige Situation auch auf deutschen Betrieben vorstellbar ist. Dabei begibt sie sich auf Spurensuche bei einigen norddeutschen Betrieben.

Dabei wird nicht außen vor gelassen, unter welchem Preisdruck sich die Landwirte im Moment befinden, auch seien "die meisten Landwirte redlich". Nichtsdestotrotz heißt es dann, "Wäre dieses [männliche] Kalb kein Lebewesen, sondern ein Produkt, würde man die Herstellung einstellen." Es sei schlicht nicht rentabel.

Kosten höher als der Erlös

In der Folge werden die Kosten für die Versorgung der männlichen Kälber aufgeführt:

  • Besamungskosten 42,85 Euro
  • Milchaustauscher: 29,76 Euro
  • Arbeit 33,04 Euro
  • Stallplatz 0,51 Euro
  • Variable Kosten 4,95 Euro

Das ergibt Gesamtkosten von 111,11 Euro bei einen möglichen Erlös von 81,64 Euro je Tier einen Verlust von 29,47 Euro.

"Ernsthafte Behandlungen werden in dieser Situation weniger gemacht, das ist auch so", gibt denn auch ein Tierarzt in der Folge an.

Beweise gibt es keine

Beweise oder statistisch abgesicherte Zahlen dafür, dass die männlichen Kälber auf deutschen Höfen schlechter versorgt werden oder gar getötet werden, gibt es in dem Beitrag nicht. Der Deutsche Bauernverband wird mit den Worten "Eine tiergerechte Versorgung, unabhängig von der Marktsituation, hat für die deutsche Nutztierhalter oberste Priorität", zitiert. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) verweist zudem auf die Arbeit des Tierwohl Kompetenzkreises.

Am Ende des Beitrags werden dennoch Zahlen geliefert. So blieben nach Angaben des niederländischen Landwirtschaftsministers in dem Land jede Woche rund 200 Kälber an Sammelstellen "übrig", die nicht vermarktbar seien und so zu Schlachthöfen gegeben oder eingeschläfert würden.

to Brinke: 'Jedes Tier ist wertvoll'

Als Reaktion auf den NDR-Beitrag erklärt Albert Schulte to Brinke, Vizepräsident im Landvolk Niedersachsen: "Uns ist jedes Kalb willkommen, wir Milchviehhalter schauen nicht auf dessen Wert, vielmehr ist jedes einzelne neugeborene Tier für uns wertvoll." Mit diesen Worten weist Albert Schulte to Brinke, selbst Milchviehhalter in Bad Iburg im Landkreis Osnabrück, die Vorwürfe, Milchviehhalter würden ihre Bullenkälber nicht tiergerecht versorgen, entschieden zurück.

Der Landvolkvizepräsident beruft sich auf Daten aus der Rinderbestandsmeldung. Danach liegt die Sterblichkeit männlicher Kälber auf einem ähnlichen Niveau wie die weiblicher Tiere. Von den lebend geborenen Kälbern schieden im Jahr 2015 um die sieben Prozent aus, weil sie aufgrund unterschiedlichster Ursachen verendet waren.

Gleichwohl haben die Niedersächsische Tierseuchenkasse und die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover im vergangenen Sommer ein Forschungsvorhaben gestartet, um derartige Aufzuchtverluste noch weiter einschränken zu können.

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