Wenn der Partner plötzlich ins Koma fällt
Karin Mayerhofer liebt ihren Mann Sepp, ihre vier Kinder und ihre 60 Milchkühe. Als im Februar 2011 ihr Mann schwer verunglückt und ins Koma fällt, führt sie den Milchviehbetrieb allein - und das als fachfremde Frau in der Landwirtschaft.

Amelie Grabmeier, agrarheute
am Mittwoch, 10.07.2019 - 05:00
©
Kris Finn
Karin und Sepp Mayerhofer halten 60 Milchkühe und 120 Stück Nachzucht im bayerischen Polling bei Mühldorf am Inn. „Wir züchten Fleckvieh“, sagt die Landwirtin. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 8.300 Liter Milch pro Kuh und Jahr.
Mehr lesen
©
Kris Finn
Seit fast 19 Jahren sind Karin und Sepp Mayerhofer verheiratet. Im Juli 1999 haben sich die beiden auf einem Fest in Tüssling kennengelernt. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Karin Mayerhofer. Im Frühjahr 2000 heirateten die beiden. Alles war perfekt.
Mehr lesen
©
Kris Finn
Doch dann verunglückte Sepp Mayerhofer im Februar 2011. „Mein Mann fällte im Wald eine Esche“, erinnert sich Karin Mayerhofer. Ein Ast traf ihn so schwer am Kopf, dass er den Hang hinabstürzte. Ein Hubschrauber brachte ihn ins Krankenhaus.
Mehr lesen
©
Kris Finn
Karin Mayerhofer blieb auf dem Hof zurück. „Ich fühlte mich hilflos und traumatisiert“, sagt sie. Eins war klar: Rumsitzen und heulen, das bringt nichts. Sie zog ihren Overall an und ging in den Stall. Zum Melken. Zwei Tage später verkaufte sie eine Kuh auf dem Zuchtviehmarkt. „Ich musste ja Geld verdienen.
Mehr lesen
©
Kris Finn
Die Ärzte hatten bei ihrem Mann Sepp einen Schädelbasis-Bruch diagnostiziert und ihn in ein künstliches Koma versetzt. Heilungschancen ungewiss. „Meine größte Angst war, dass mein Mann nicht wiederkommt“, sagt Karin Mayerhofer. Als ihr Mann so krank war, hat sie viel gebetet.
Mehr lesen
©
Kris Finn
Zwei Wochen nach dem Unfall stellte sie einen Betriebshelfer ein. Der 25-Jährige Alois Aderer fuhr Traktor und kümmerte sich um Wald, Wiesen und Felder. „Und ich war für den Stall zuständig“, sagt die Landwirtin. Mit Kälbern und der Arbeit im Büro kannte sich Karin Mayerhofer aus.
Mehr lesen
©
Kris Finn
V.l.n.r. Sohn Josef und Karin Mayerhofer im Stall. Ihre Familie und Freunde standen der Landwirtin immer tatkräftig zur Seite. „Ein Anruf und sofort war jemand da.“ Auch bei der Fleckviehzucht bekam sie Unterstützung. „Da musste ich mich ganz auf den Besamer und den Zuchtverband verlassen“, sagt Karin Meyerhofer.
Mehr lesen
©
Kris Finn
Acht Wochen nach dem Unfall wachte Sepp Mayerhofer in der Reha in Bad Griesbach auf. „Ich konnte weder reden noch laufen“, sagt der Landwirt. Doch er erholte sich. Erst kam der Rollstuhl, dann der Rollator. „Das war schon mühsam.“ Am 1. Juni 2011 durfte er nach Hause.
Mehr lesen
©
Kris Finn
Mittlerweile arbeitet der 56-jährige wieder. „Aber ich brauche mehr Pausen als früher und auf dem linken Ohr bin ich taub“, sagt er. So schlimm wie der Unfall ihres Mannes war, so glücklich macht er Karin Mayerhofer heute. „Die Krise hat mir gezeigt, wie wichtig Familie und Freunde sind“, sagt sie. „Und ich habe beides.“
Mehr lesen