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Milchviehfütterung

Pflanzenstoffe für die Tiergesundheit

fressende Kühe
am Mittwoch, 04.03.2020 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Pflanzen helfen sie gegen Fressfeinde, bei Tieren können sie die Gesundheit verbessern. Die Rede ist von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Welche Stoffe sind das und wo helfen sie.

Im Gegensatz zu den primären Pflanzeninhaltsstoffen wie Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette, Mineralstoffe oder Vitamine kommen die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe nur in sehr geringen Konzentrationen vor. Sie dienen den Pflanzen zum Beispiel als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde oder als Farb- und Duftstoffe, um Insekten zum Bestäuben anzuziehen. Es können auch Abwehrstoffe gegen mikrobielle Feinde oder Wachstumsstimulatoren sein. Bei manchen Inhaltsstoffen kennt man die Funktionen bisher noch nicht. Es wird geschätzt, dass rund 100.000 verschiedene Wirkstoffgruppen artspezifisch in Pflanzen enthalten sind.

Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe werden als Ergotropica eingestuft. Der Begriff „ergotrope Wirkung“ bedeutet, dass diese Stoffe nicht lebensnotwendig sind, sondern in spezifischer Weise die Lebensvorgänge stabilisieren und fördern.

Vielfältige Wirkungen

Welche Wirkungen sind für die Tierhaltung entscheidend?

  • Antioxidative Wirkungen: Gegen oxidativen und nitrosativen Stress. Vermindert die Wirkung von freien Radikalen.
  • Entzündungshemmende Wirkungen: Schränkt subklinische Entzündungsprozesse ein.
  • Antibiotische Wirkungen: Schützt vor bakteriellen Kontaminationen (Alternative zum Antibiotikaeinsatz).
  • Immunmodulierende Wirkungen: Unterstützen auf verschiedenen Wegen den Immunstatus und die Bildung von Antikörpern.

Diese hier vereinfacht geschilderten Wirkungen sind oft das Ergebnis sehr komplizierter physiologischer Prozesse. In der Praxis spielt die Bioverfügbarkeit eine große Rolle. Unter diesem Begriff versteht man die Umsetzung der Wirkstoffe während der Verdauung beziehungsweise Adsorption bis zum Gewebe, wo es wirken soll. In den ursprünglichen pflanzlichen Produkten liegt die Bioverfügbarkeit allgemein über 15 Prozent. Für einige Verbindungen (Carotinoide, Saponine) kann sie aber auch unter 3 Prozent liegen. Außerdem ist die Konzentration (wirksame Dosierung) bedeutend. Hierfür reichert man heutzutage den Wirkstoff mit modernen Verfahren an, erzeugt ihn fermentativ oder synthetisch (zum Beispiel ß-Carotin). Alle in der Fütterung verwendeten Präparate müssen entsprechend dem Futtermittelrecht zugelassen sein. Die Zulassung beinhaltet unter anderem den Nachweis der physiologischen Wirkung und die Unbedenklichkeit für Mensch, Tier und Umwelt.

Beispiel Traubentrester

Wie wirksam sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe sein können, lässt sich anhand eines Versuchs mit einem Traubentresterprodukt darstellen. Zum Einsatz kam getrockneter und gemahlener Traubentrester (rot) mit Fruchtfleisch, Haut und Samen (AntaOx, Firma Dr. Eckel GmbH) mit einem Gesamt-Polyphenolgehalt von 52 mg Gallensäureäquivalente/g. Je Tier und Tag wurden 170 g des Wirkstoffs verabreicht. Das entsprach rund einem Prozent der Trockensubstanz in der Gesamtmischration. Wenn sich mithilfe eines solchen Präparats die Entzündungsprozesse in der Leber mindern lassen, setzt dies große Energiemengen frei. So kam es in dem Versuch bei gleicher Futteraufnahme zu einer deutlichen Erhöhung der Milchleistung.

Fazit

Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe erzielen positive Wirkungen auf Gesundheit und Leistung, sofern die Präparate klar definiert sind. Dann sind sie eine Art Tüpfelchen auf dem i. Entscheidend ist, dass die Herde bedarfsgerecht mit Energie und Nährstoffen, einschließlich der Mengen- und Spurenelemente, sowie mit Vitaminen versorgt ist. Darüber hinaus sind die Anforderungen an die Futterqualitäten einzuhalten. Dann können sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe Stabilität, Gesundheit und Leistungsbereitschaft verbessern.

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