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Video-Ratgeber

Praxis-Video Weidehaltung: Rinder stressfrei treiben

RInderherde
am Montag, 05.08.2019 - 07:00

Für einen sicheren Umgang mit Rindern auf der Weide, spielt der regelmäßige Kontakt eine wichtige Rolle. In unseren Praxis-Videos zeigen Experten, worauf der Tierhalter beim Umgang und Treiben der Tiere achten sollte.

Grundvoraussetzung für einen sicheren Umgang mit Rindern auf der Weide ist eine regelmäßige Kontaktpflege mit der Herde, denn dann sinkt die Chance für einen Angriff von einem Tier. Die Kontaktpflege des Tierbetreuers sorgt dafür, dass kein Verwilderungseffekt eintritt. Insbesondere bei Mutterkuhhaltung und bei Kälbern, die auf der Weide geboren wurden, kann es schnell dazu kommen. "Der Tierhalter sollte sich regelmäßig, im Schnitt ca. 20 Sekunden täglich, in der Nähe der Herde aufhalten", so der Experte für Weidehaltung des Bayerischen Landesamts LfL, Karl Scholler.

Treiben anhand des Zonen-Konzepts

Bei der Annäherung an ein Rind unterscheidet man zwischen Beobachtungs-, Bewegungs- und Angriffszone. Man kann sich dies zu Nutze machen, um Rinder zu treiben. Tritt man in die Bewegungszone, kann das Rind gezielt gesteuert werden. Beim Eintritt in diese Zone startet das Rind, beim Heraustreten bleibt es stehen. Je nach Eintrittswinkel in diese Zone kann man das Rind geradeaus treiben oder aber auch in andere Richtungen drehen. Die Bewegungszone beginnt jedoch bei jedem Tier individuell.

Low Stress Stockmanship

Einen weiteren Aspekt stellt die sogenannte Balancelinie dar, die sich in Höhe der Schulter befindet. Überschreitet man die Balancelinie von hinten in Richtung Kopf, so bewegt sich das Rind rückwärts. Überschreitet man die Linie von vorne in Richtung Schwanz, so bewegt sich das Rind vorwärts. Mit dieser Methode kann das Tier gewendet werden. Perfektioniert hat diese Methode im Umgang mit Rindern der Amerikaner Bud Williams. Die Methode ist unter dem Namen "Low Stress Stockmanship" bekannt.
 

Dies gilt es bei der Rinderhaltung zu beachten:

  • Rinder haben ein sehr weites Sichtfeld von ca. 330 Grad (zum Vergleich: Menschen 210 Grad). Ein schmaler Winkel von etwa 30 Grad hinter dem Tier ist von diesem nicht einsehbar. Auf eine Annäherung in diesem Bereich reagiert ein Rind äußerst sensibel
  • Rinder können Entfernungen nicht gut einschätzen, haben eine schlechte Tiefenwahrnehmung und brauchen bis zu 5-mal länger als Menschen, um sich an veränderte Lichtverhältnisse anzupassen
  • Rinder können positive Geräusche, wie z. B. vom Futterwagen, von negativen Geräuschen wie vom Viehtransporter unterscheiden und diese einordnen. Ferner sind sie empfindlich gegenüber lauten, schrillen und nicht endenden Geräuschen, z.B. durch zuschlagende Metallgatter oder quietschende Türscharniere. In der Praxis haben sich hier Bauteile aus Kunststoff, z. B. an Fangfressgittern, bewährt.
  • Beim Herantreten an Rinder muss man sich immer mit ruhiger Stimme bemerkbar machen. Rinder richten ihre Ohren in Richtung der Geräuschquelle.
  • Häufiger positiver Kontakt fördert die Mensch-Tier-Beziehung. Es gibt Körperzonen, die bei Berührung zu einer Beruhigung führen. Dazu zählen die Haarwirbel auf der Wirbelsäule, die Augenlider sowie die Ohrwurzel