Kaum ist das Telefonat beendet, brummt das Handy von Jan Ahrenshop schon wieder. Aber diesmal ist es kein Mitarbeiter, sondern eine seiner Kühe, die sich meldet, oder sagen wir eher indirekt meldet. Das Kuhüberwachungssystem Smartbow zeigt an: Wiederkaualarm bei Kuh Nr. 19. Sie ist eine von 500 Tieren im niedersächsischen Milchviehbetrieb Ahrenshop.
Smartbow ist nicht nur ein Chip, den die Kuh spazieren trägt; es ist die Zukunft im Stall – ein Datensammler und Sender für die Komplettüberwachung im Stall, Big Brother für die Kuh sozusagen. Die digitale Ohrmarke registriert über die Ohraktivität den Gesundheitszustand der Kühe, wie die Wiederkauaktivität. Die Daten leiten Empfänger im Stall an den lokalen Server im Milchviehbetrieb weiter. Dort werden sie analysiert. „Ist beispielsweise die Wiederkauaktivität bei einer Kuh zu niedrig, warnt mich das System vor und ich kann mir dann am Futtertisch das Tier ansehen“, sagt Jan Ahrenshop. Seit einem Jahr ist das Kuhüberwachungssystem bei ihm im Einsatz.
Gesundheit ist nicht das Einzige, was das System erkennt. „Auch den richtigen Zeitpunkt für die Besamung gibt Smartbow an – inklusive Brunstverlauf. Bei 500 Tieren im Stall ist es fast unmöglich zu sehen, wann eine Kuh brünstig ist.“ Mithilfe der digitalen Ohrmarke weiß der Landwirt gleich, welches Tier besamt werden muss, und kann darauf reagieren. Aber der Milchvieh- halter weiß nicht nur, welches Tier brünstig ist, sondern auch, wo es sich aufhält. „Bei der Tierzahl die richtige Kuh im Stall zu finden, ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Zeit habe ich einfach nicht“, sagt er. Smartbow ortet die Kuh in Echtzeit. Dadurch lässt sich jede Bewegung und die Position kontinuierlich verfolgen. Dabei lernt das System vom individuellen Verhalten und von den Aktivitätsmustern der Kühe und passt sich daran an. Der Hersteller verspricht, dass Smartbow das Tierwohl verbessert und gleichzeitig Kosten einspart.
Nur für Android kompatibel

Handhabung und Leistung — unterm Strich ist der Landwirt mit dem digitalen Helfer im Stall zufrieden. „Meine Erwartungen an das System waren sehr hoch, doch es nimmt mir mittlerweile viel Arbeit ab und es entwickelt sich stetig weiter. Ich mache keine Brunstbeobachtung mehr und verlasse mich komplett auf Smartbow“, sagt Jan Ahrenshop. Die Pregnancy Rate der Herde liegt bei 20 Prozent. „Wir rutschen aber nicht mehr darunter.“
Dank der Kuhüberwachung spart der Milchviehhalter auch Zeit. „Ich spare knapp 1 Stunde pro Tag. Ich brauche keine Kühe mehr markieren, die gebullt haben. Das System schickt mir eine Brunstmeldung und speichert die Kuh im System“, sagt der Milchviehhalter aus Niedersachsen.
Startschwierigkeiten
Firmen kooperieren nicht
Die Lösung: Vor einem halben Jahr hat er DSP Agrosoft gekauft. „Das Herdenmanagementprogramm fungiert als Headmaster“, erklärt Sebastian Thoma. Dort trägt er alle Daten ein. Einmal am Tag synchronisiert sich DSP Agrosoft mit GEA und Smartbow. „Der Headmaster sagt zum Beispiel, dass die Kuh Elsa trocken steht und leitet die Daten an GEA und Smartbow weiter“, sagt er. Gekostet hat das System 2.000 Euro. Seither ist aber die Fehlerquote bei der Brunsterkennung deutlich zurückgegangen.
Achtung! Die Kuh ruft an

Ein weiterer Vorteil der Ohrmarken: „Ich weiß immer genau, wie es meinen Kühen geht“, sagt der Landwirt. Im Stundentakt bekommt er Brunst- und Wiederkaualarme auf sein Handy geschickt. „Meine Mädels rufen mich sozusagen an – und zwar ständig“, sagt Thoma. Und das ist gut so. „Sticht mir ein Brunstalarm ins Auge, kann ich sofort reagieren.“
Fazit
Mit Smartbow den Gesundheitszustand der Kühe immer im Blick haben, und das in Echtzeit. Gerade in Großbetrieben erleichtert das System die Tierkontrolle und weist den Landwirt frühzeitig auf Brunsten und Krankheitssymptome hin.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.