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Praxistest: Spannung auf dem Zaun überwachen

Fencealarm an einem Weidezaun und App auf dem Smartphone
am Donnerstag, 18.03.2021 - 05:00 (1 Kommentar)

Ist genug Strom auf dem Weidezaun drauf oder nicht? Die Frage stellt sich mancher Tierhalter mehrmals während der Saison. Mittels smarter Technik kann er die Antwort jetzt über sein Handy erhalten.

Ein Anruf von der Polizei. Mehrere Rinder seien in der Nähe des Betriebs auf die Straße gelaufen. Ob sie möglichweise bei ihm ausgebrochen seien, fragt der Beamte. Ein solches Szenario treibt Thomas Schäfer Angstschweiß auf die Stirn.

„Ich bin bei Weidetieren ein sehr vorsichtiger Mensch. Ich möchte immer wissen, ob auf der Weide alles in Ordnung ist. Ob der Zaun sicher ist oder ob Hunde im Gatter sind und für Unruhe sorgen. Diese Unsicherheit war ein Grund, warum wir in den vorherigen Jahren die Weide eher selten genutzt haben“, sagt Schäfer.

Seit drei Jahren hat er die Weidehaltung jedoch intensiviert. Im letzten Jahr testete er für uns ein Gerät, das seine Nervosität senken sollte: Ein Gerät, das die Zaunspannung permanent überwacht.

Was ist FenceAlarm?

Sendergerät FenceAlarm von Ludafarm an einem Weiedezaun

„FenceAlarm“ heißt die Technik, die die Zaunspannung überwacht und ist vom schwedischen Hersteller Ludafarm. Das Gerät hat eine eingebaute elektronische SIM-Karte und lässt sich damit überall einsetzen, wo es ein Mobilfunknetz gibt. Das Gerät sendet die Zaunspannungswerte via kostenloser App auf ein Smartphone.

Der Zaunwächter lässt sich überall am Zaun anschließen. Die Spannungsmessung beginnt, wenn man die rote Kabelklemme an den Zaun und die grüne Klemme an den Erdungsstab anschließt. Beides ist im Lieferumfang enthalten.
 

Stromversorgung vom Gerät durch Akku oder Solar

Solarladegerät vom Hersteller Ludafarm für die Weidezaunüberwachung

Die Stromversorgung des Geräts erfolgt entweder über einen eingebauten aufladbaren Akku (bis zu zwei Monate Laufzeit) oder alternativ mit einem 230-V- oder 12-V-Anschluss. Eine weitere Option ist ein 6-V-Solarladegerät in Form eines Solarpanels, das ebenfalls über den Vertreiber Ludafarm erhältlich ist.

Im Zaunwächter FenceAlarm ist eine kostenlose SIM-Karte eingebaut. Sie sendet die Spannungsmesswerte an die App auf dem Smartphone. Dabei nutzt die Karte betreiberunabhängig ein Mobilfunknetz in der Nähe.
Wenn der Ladezustand des eingebauten Akkus niedrig ist oder das Gerät länger als 24 Stunden keinen Messwert mehr an die App sendet, erhält man eine Alarmmeldung auf das Smartphone.

Die Meinung unseres Testers

Thomas Schäfer setzte die Technik vom Hersteller Ludafarm von Frühjahr bis Herbst 2020 ein. Der Milchvieh- und Pferdehalter aus Bodelshausen bei Tübingen hat rund 8 km Pferdeweide und 6 km Rinderweide umzäunt.

Das Vorgehen: zuerst den Zaunwächter einmal vollständig zu Hause aufladen. Danach die App „My Ludafarm“ herunterladen und sich registrieren. Dafür muss man seinen Namen sowie E-Mail-Adresse und eine Mobilnummer eingeben und ein Passwort erzeugen. Danach gibt man einen Betriebsnamen an.

Die App-Navigation erfolgt auf Deutsch. Wenn sie eingerichtet ist, wird die App mit dem Zaunwächter verbunden. Dafür wählt man aus dem App-Menü die entsprechende Anwendung (FenceAlarm) und gibt die IMEI-Gerätenummer ein, die sich auf der Rückseite des Gehäuses befindet. Dann wird der Zaunwächter aktiviert (GSM-Leuchte auf der linken Seite des Geräts leuchtet grün). Die App will eine Bezeichnung für den Zaunwächter. Diese Funktion ist vor allem dafür gedacht, die Geräte auseinanderhalten zu können, falls man mehr als einen Zaunwächter in Betrieb hat.

Danach fordert einen die Handyanwendung auf, das Gerät mit dem Zaun- und dem Erdungskabel zu verbinden. Wenn man dann den Ein-Knopf des Geräts noch einmal für zwei Sekunden drückt, wird die aktualisierte Spannung auf die App übertragen.

FenceAlarm im Praxistest sende Daten an Smartphone

Vor allem die kostenpflichtigen Zusatztools sind interessant

My.Luda-Farm-Nutzeroberfläche der App mit Alarm bei Stromausfall am Weidezaun

Mit der so installierten Standardversion erhält man einmal täglich ein Update des Zaunspannungswerts und bekommt einen Alarm, wenn die Batterieladung zu niedrig ist. „Mir würde das nicht ausreichen. Ich möchte jederzeit sehen können, wie die Spannung am Zaun ist. Außerdem bekomme ich keine Alarme bei Spannungsabfall“, erklärt Schäfer.
Hier liegt der Hase im Pfeffer: Wer die zusätzlichen Anwendungen nutzen möchte, muss dafür bezahlen.

Die Zuwahloption nennt sich „Alarm Plus“ und ist zwar im ersten Jahr kostenlos, kostet dafür anschließend jedes Jahr 60 Euro.

Dafür hat dank "Alarm Plus" man zusätzliche Vorzüge:

  • Man erhält automatische Alarme beim Unterschreiten der Netzspannung am Zaun.
  • Man kann den Alarm mit mehreren Personen auf dem Betrieb teilen.
  • Man bekommt eine grafische Übersicht der Zaunspannung der letzten 60 Tage.
  • Der Status der App wird aktualisiert, sobald sich die Spannung ändert.

Schäfer war von der Zaunspannungsgrafik angetan. „Man sieht im Spannungsverlauf sehr gut, ob es ein Problem gibt, dass immer wieder auftaucht. Außerdem habe ich damit einen Nachweis, wie viel Strom zu einem bestimmten Zeitpunkt auf dem Zaun war, zum Beispiel wenn einmal Tiere ausgebrochen sein sollten. Auch dass man die Messwerte jederzeit abrufen kann, finde ich gut“, sagt der Milchviehhalter.

Die Spannungsänderungen seien in der Praxis leicht zu interpretieren, meint Schäfer. „Zeigt die App eine Spannung von 0 an, ist der Strom ausgefallen. Bei allen anderen Anlässen, zum Beispiel, wenn Pflanzen in den Zaun hineinragen, sinkt die Spannung nur.“  Alles in allem sieht er die Jahreskosten nicht kritisch, weil er mit dem Paket mehr Sicherheit bekomme.

Schleichende Spannungsabfälle am Weidezaun entdecken

Spannungsentwicklung in der App vom Zaunwächter FenceAlarm

Der Zaunwächter beruhigt. Wenn man weiß, dass man einen Alarm bekommt, wenn die Spannung auf dem Zaun abfallen sollte, kann man das Thema innerlich abhaken und sich anderem zuwenden. Das entspannt, sorgt aber auch für einen sicheren Aufenthalt der Tiere auf der Weide.

Ein weiterer Vorteil: Wer sich die Zaunspannungsgrafik regelmäßig ansieht, kann auch schleichende Spannungsabfälle wahrnehmen. Sie entstehen zum Beispiel, wenn Gras oder Gebüsch langsam in den Zaun hineinwachsen. So kann man einem kritischen Spannungsabfall durch rechtzeitiges Handeln entgegenwirken.

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