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Haltung und Mast

Ratgeber: So werden ihre Rinder Mortellaro los

am Dienstag, 04.08.2015 - 10:00 (Jetzt kommentieren)

Wer Mortellaro in seiner Milchviehherde hat, kommt aus den Sorgen kaum raus. Die Krankheit lässt sich zwar bekämpfen, aber schwer ausheilen. Umso wichtiger ist ein frühes Erkennen und eine umfassende Behandlung.

Typische Symptome für die digitalen Dermatitis ist die gerötete Oberfläche, bei der erosiven, sogenannten ulzerativen Form auch der weiße Rand und vor allem die abstehenden und langen Haare im Hautbereich. Bei fortgeschrittenem Krankheitszustand entstehen warzenartige, zum Teil auch fadenförmige Fortsätze. Im Falle der sogenannten proliferativen, chronischen Form fallen Umfangsvermehrungen aus der Läsion heraus ins Auge.
 
Unbedingt muss auch ein Blick in das Hauptreservoir der Erkrankung geworfen werden. Zwischen den Weichballen verbergen sich oft kleinste Läsionen, die sich rasch vergrößern können. Das ist bedeutsam für die Therapie.

Stadien der digitalen Dermatitis

An ihren typischen Lokalisationen (Kronsaum, Fesselbereich) kommt die digitale Dermatitis in verschiedenen Stadien vor. Dabei werden die unterschiedlichen Ausprägungen mit dem Buchstaben M (für Mortellaro) und einer Zahl gekennzeichnet:
  • M1: steht für kleinere Stadien bis zu 2 cm Durchmesser; das akute, meist schmerzhafte
  • M2: das akute, meist schmerzhafte Stadium (ulzerative Form)
  • M3: heilende Stadien, sind meist mit einem dunklen Schorf bedeckt
  • M4: chronische Stadien, die durch oft wuchernde (hyperkeratotische) Hautveränderungen gekennzeichnet sind; dabei sind die Läsionen nahezu schmerzfrei
  • Diese "Ruhestadien" können aber rasch neu aufbrechen (M4.1). Betroffene Tiere stellen vermutlich das Reservoir dieser Erkrankung in der Herde dar
 

Therapie von Mortellaro

Zunächst ist es unabdingbar, die betroffenen Tiere vor der Behandlung an den Klauen zu beschneiden. Bei Läsionen bis zu 2 cm Durchmesser (vor allem im Zwischenklauen- und Zwischenballenbereich) wird gründlich gereinigt und dann ein antibiotikahaltiges Spray aufgetragen.
 
Als sehr wirkungsvoll hat sich die Verwendung von Salicylsäure erwiesen. Diese hornlösende Paste (nur zugelassene Produkte verwenden; selbst Anmischen ist nicht erlaubt) wird ebenfalls auf die gereinigte, trockene Läsion aufgebracht, wenn nötig wird auch der Zwischenklauenspalt behandelt. Eine Wartezeit von einem Tag ist einzuhalten. Der Verband, der gut unterpolstert sein muss, wird nach spätestens fünf Tagen entfernt.
 
Klauenpflege: Mortellaro-Läsionen vorbeugen und behandeln

Wundbehandlung

Die Verwendung einer Polyurethan-Wundauflage in Kombination mit einem fixierenden Verband ist eine weitere Möglichkeit der Behandlung. Die flexible Kunststoffplatte wird auf die Läsion platziert, ein mitgeliefertes Druckpad soll den vollständigen Kontakt der porösen Oberfläche der Wundauflage mit der Läsion gewährleisten. Ein gepolsterter Verband fixiert das Pflaster für 14 Tage. Das restfeuchte Milieu unter der Wundauflage agiert als Reaktionskammer und als Transportmedium für den körpereigenen Reparations- und Regenerationsprozess. Das ist essenziell für die physiologische Wundheilung. Da der Verband zwei Wochen liegen bleibt, darf er keinesfalls zu eng sitzen oder einschneiden.
 

Sekundär infizierte Geschwüre

Neben der klassischen Mortellarosche Krankheit werden in den vergangenen Jahren immer häufiger sekundär mit Treponemen infizierte Geschwüre beobachtet. Hier muss der Tierarzt unter lokaler Betäubung die veränderten Bereiche chirurgisch entfernen, oft inklusive Knochenanteile. Ist die Veränderung bereits weit fortgeschritten und das Klauenbein fast vollständig erfasst, muss gegebenenfalls sogar amputiert werden. Das kommt aber nur in hochgradig verschleppten Fällen vor. Verbände mit Salicylsäure-Paste werden angelegt und regelmäßig gewechselt. Hier ist neben der lokalen Behandlung eine systemische Antibiose einzusetzen, wobei der Wirkspiegel über fünf bis sieben Tage aufrechterhalten werden soll.
 
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass eine Behandlung nur im Klauenstand sinnvoll ist und dass stets der Zwischenklauenbereich mit beachtet werden muss. Zusätzlich muss unbedingt den Ursachen der Erkrankung und möglichen Verstärkungsfaktoren auf den Grund gegangen werden - Hygiene, Liegeflächen, Stallklima und Fütterung sind hier nur einige Schlagwort.
 
https://www.youtube.com/embed/ZSLYaBi6Zro?list=PLMbGDqOQE-uFDHY1cP-gHJY5TgadgXrsn

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