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Haltung und Mast

Rinder: Mysteriöse Wachstumsstörung aufgeklärt

am Dienstag, 05.05.2015 - 15:36 (Jetzt kommentieren)

Wissenschaftler haben die Ursache für Wachstumsstörungen bei Rindern gefunden. Das SLC2A2 Gen ist bei minderwüchsigen Tieren von einer Mutation betroffen. Diese Erkenntnis kann sich auf die Zucht auswirken.

Junge Rinder, die trotz normaler Fütterung kaum an Größe und Gewicht zulegen? Ein seltener Fall, aber gelegentlich tritt diese Wachstumsstörung bei der Fleckvieh-Rasse auf. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten mit Hilfe umfangreicher DNA-Analysen das Auftreten dieser Krankheit vorhersagen und die genetische Ursache genau aufklären.

Genmutation beeinträchtigt Wachstum

Ein Forschungsteam der Technischen Universität München, der ZuchtData und der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat jetzt eine bislang unbekannte, rezessiv vererbte Krankheit beim Fleckvieh entdeckt. Die Wissenschaftler suchten im Erbgut von Rindern nach bestimmten genetischen Merkmalen, die ein Hinweis auf Krankheiten sein können. Dabei stießen sie auf vier Regionen im Genom, die sich negativ auf die Fruchtbarkeit und den Aufzuchterfolg auswirken - und bei einem davon waren reinerbige Tiere deutlich kleinwüchsig. Mithilfe umfangreicher Genom-Sequenzanalysen fanden die Forscher dann auch die verantwortliche Genmutation für diese Wachstumsstörung heraus.

Mutation auf dem SLC2A2 Gen ist für Minderwuchs verantwortlich

Bei allen untersuchten minderwüchsigen Tieren ist das SLC2A2 Gen von einer Mutation betroffen. Die Veränderung in SLC2A2 führt dazu, dass ein bestimmter Glukose-Transporter im Körper nicht mehr richtig funktioniert oder gar nicht erst gebildet wird. Beim Menschen ist diese seltene Stoffwechselkrankheit als Fanconi-Bickel-Syndrom bekannt. Obwohl die verantwortliche Mutation für den Minderwuchs beim Fleckvieh erst jetzt dank der Möglichkeit von Sequenzanalysen entdeckt werden konnte, muss das Krankheitsbild schon seit mindestens zwei Jahrzehnten vereinzelt aufgetreten sein. Denn als die Wissenschaftler die DNA eines Jungbullen aus historischen Paraffin-Schnitten präparierten und analysierten, bei dem die entsprechenden Symptome im Jahr 1996 berichtet wurden, trug dieser die entdeckte Genmutation in sich.
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Systematische Genanalysen verbessern die Tiergesundheit

Solche DNA-Analysen und die Erkenntnisse daraus, welche Gene und Genmutationen für bestimmte Merkmale oder Krankheiten verantwortlich sind, könnten die Rinderzucht erheblich vereinfachen und verbessern. Zuchtbullen werden bereits seit einigen Jahren systematisch genotypisch erfasst. "Würde man das auch bei den weiblichen Tieren machen, könnten künftig problematische Paarungen vermieden werden - zumal einige stark eingesetzte Bullen Träger von Erbkrankheiten sind", sagt Pausch. So ließen sich gewünschte Zuchterfolge schneller erzielen und viele genetisch-bedingte Krankheiten verhindern. Die Genom-Sequenzanalysen der Fleckvieh-Bullen wurden seit 2009 im Rahmen des Forschungsverbunds Synbreed unter der Koordination der TUM durchgeführt.

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