Man könnte von einem Taschenspielertrick sprechen, aber das ist er nicht. Die Kalkulationen stehen im Weltklimabericht, den man als unverdächtig gegenüber Schönfärbereien oder Greenwashing bezeichnen darf. Im Grunde geht es dabei um die Frage, welchen Einfluss das bei Rindern entstehende Methan im Vergleich zu Kohlendioxid auf die Klimaerwärmung hat. Und die Antwort des Berichts lautet: eine deutlich geringere als bisher angenommen.
Mythos vom Klimakiller fällt mit neuem Maßstab
Dabei bringen die Wissenschaftler einen neuen Maßstab in die Diskussion. Bisher wurde das globale Erwärmungspotential (GWP) als Maßstab hergenommen, mit dem alle Treibhausgase ins Verhältnis zu Kohlendioxid gesetzt wurden. Doch statt diesem Potential wäre es laut Bericht besser, die tatsächlich messbare Temperaturerhöhung über einen gewissen Zeitraum zu betrachten. Das geschieht mit dem globalen Temperaturänderungspotential (GTP). Betrachtet man die Werte über einen Zeitraum von 100 Jahren, was in der Klimamessung üblich ist, liegt der Wert von Methan nach dem alten Maßstab GWP bei 34 und nach dem neuen GTP bei 11. Und von einer 3- bis 4-fachen Überschätzung geht der neue Bericht daher aus.
Methanproduktion: Rinderherde so aktiv wie ein stillgelegtes Kohlekraftwerk
Kritiker haben schon länger darauf hingewiesen, dass Methan, das im Schnitt 12 Jahre in der Atmosphäre verbleibt im Vergleich zu Kohlendioxid, dass mehr als 1.000 Jahre in der Atmosphäre ist, deutlich überschätzt wird. Damit verbunden sind dann auch falsche Konsequenzen, die für den Klimaschutz gezogen werden. Die britische Wissenschaftlerin Michelle Cain hatte schon 2019 auf die Überschätzung hingewiesen und dabei einen Vergleich von einem Kohlekraftwerk mit einer Rinderherde gemacht. Während ein Kohlekraftwerk mit jeder Verbrennung zusätzliches Kohlendioxid in der Atmosphäre anreichert und damit den Klimawandel anheizt, werde ein Landwirt, der seine Herde weder auf- noch abstockt immer die gleiche Menge emittieren, da das Methan immer wieder abgebaut würde. Es komme damit zu keiner Anreicherung. Insoweit agiere eine konstant große Rinderherde wie ein stillgelegtes Kohlekraftwerk, dessen Kohlendioxidemissionen für lange Zeit in der Atmosphäre verblieben.
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