Endlich hat die Auseinandersetzung um die behördlich angeordnete Tötung eines kompletten Milchviehbestandes in Aachen-Nütheim ein Ende. Gestern unterzeichnete der Landwirt Lambert Giesen eine Vereinbarung mit der Städteregion Aachen, nach der alle Tiere am Leben bleiben können, die auf Rinderherpes negativ getestet werden, berichten die Freien Bauern Nordrhein-Westfalen. Das seien insbesondere Jungtiere und Kälber, die damit als Nachzucht in die neue Herde hineinwachsen können. Sie machen inzwischen wahrscheinlich rund ein Drittel der Rinder aus, teilten die Freien Bauern Nordrhein-Westfalen als Berufsverband der Giesens mit.
„Aus berufsständischer Sicht ist das ein beachtlicher Teilerfolg, den wir dem unermüdlichen Widerstand der Familie verdanken“, sagte der Landessprecher der Freien Bauern Karl-Heinz Krebs. Dennoch sei die Situation bitter sich von den verbleibenden Tieren zu trennen.
Hintergrund: Aachener Landwirte verlieren Klage gegen Schlachtungsanordnung wegen BHV-1
Auf zwei Milchviehbetrieben wurde vergangenes Jahr das Bovines Herpesvirus 1 (BHV-1) nachgewiesen, wie agrarheute berichtete. Mit ihrer Klage gegen die behördliche Anordnung scheiterten am 02.04.2020 die zwei Landwirte am Verwaltungsgericht Aachen. Die angeordnete Tötung soll eine Ausbreitung der anzeigepflichtigen Tierseuche auch auf umliegende Höfe vorgebeugen, teilte das Gericht mit.
„Leider fehlte die immer wieder angemahnte politische Unterstützung durch die Landesregierung“, kritisierte Krebs: „Unser von erfahrenen Tierärzten ausgearbeitetes Konzept, wie die gesamte Herde über mehrere Jahre mit Quarantäne und Impfschutz saniert werden kann, wurde nicht einmal diskutiert.“
Freie Bauern wollen weiter kämpfen
Das Thema ist für die Freien Bauern allerdings noch nicht vom Tisch. „Immer wieder treten im Grenzgebiet zu Holland und Belgien Infektionen mit Rinderherpes auf, die Massentötungen können so nicht weitergehen“, sagt Krebs. Es sei niemandem zu vermitteln, dass gesunde Tiere nur wegen des Erregers auf der einen Seite der Grenze sterben müssten und auf der anderen Seite weiterleben dürften. Deswegen werde seine Organisation die Umsetzung der Vereinbarung verfolgen und sich auf politischer Ebene weiterhin für einen angemessenen Umgang mit der Krankheit Rinderherpes einsetzen.
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