Ein neuer Güllezusatz an mit Namen Eminex soll laut Hersteller die Methanemissionen aus dem Güllelager senken. So werde im Zeitraum von 200 Tagen normalerweise bis zu 9 m³ Methan je Kubikmeter Rindergülle freigesetzt. Mithilfe des im Zusatz enthaltenen Kalkstickstoffs sollen sich die Methan- und CO2- Emissionen während der Lagerung um 90 bis 100 Prozent senken lassen, so die Aussage des Unternehmens.
Gleichzeitig senkt der Zusatz die Schaumbildung der Gülle. Das zeigen Praxiserfahrungen. Reinhard Vaske mästet Schweine und Bullen. Bei den 120 Bullen hatte er im Herbst und Winter regelmäßig das Problem, dass die Gülle schäumte. Damit konnte er das Lagervolumen nicht mehr voll ausschöpfen.
Schaumbildung im Güllelager und keine Lösung für das Problem
„Wenn wir nach der Zwischenfrucht die Gülle lagerten, begann das Schäumen. Der Schaum drückte aus jedem Spalt der Vorgrube und bei der Schieberöffnung hoch. Er war nicht wie Seifenschaum, sondern richtig zäh. Man konnte ihn nur mit der Schaufel entfernen und musste anschließend noch mit Wasser spülen“, erzählt Vaske. Er hatte auch schon diverse andere Mittel ausprobiert – ohne Wirkung. „Wir haben Pflanzenöl eingesetzt und einen sogenannten Schaumstopp, aber nichts hat geholfen. Wir haben dann mit dem Hochdruckreiniger versucht, die Schaumbläschen zu zerstören. Das hat auch funktioniert, aber durch die biologische Aktivität der Gülle war der Effekt schnell wieder zunichtegemacht“, erklärt der 44-jährige Landwirt.
Im Internet fand er das Kalkstickstoffprodukt und bestellte einen Bigpack mit 600 kg. Das sollte laut Firma für sein Güllelager mit 300 m3 reichen. Mit dem Radlader platzierte er den Bigpack über der Öffnung des Güllemixers und ließ das gesamte Material bei laufendem Mixer in die Grube rieseln.
Schaum war weg, mehr Güllelager
„Der Schaum war innerhalb einer Woche verschwunden und hat sich bisher auch nicht mehr neu gebildet“, erklärt der Landwirt. Es hatte auch noch einen Nebeneffekt: „Wir hatten schlagartig eine bessere Luft im Stall. Ich denke jedes Mal, wenn eine Blase des Schaums geplatzt ist, hat sie Gas freigesetzt. Dementsprechend unangenehm roch es im Stall. Nach Einsatz des Mittels platzen keine Blasen mehr und es riecht jetzt wieder nach Rindern“, sagt Vaske zufrieden. Außerdem sei er jetzt in der Lage, den Gülleraum besser zu nutzen. „Durch den Schaum waren vielleicht 50 bis 60 Prozent des Güllelagers verfügbar. Der Rest war voll Schaum.“
Bei den Nachteilen fällt dem Landwirt nur der Preis ein. „Mit 1,50 Euro/kg ist das Mittel nicht günstig, aber wenn es funktioniert, habe ich im Moment auch keine Alternative. Wir haben das letzte Mal 2 kg/m3 eingesetzt. Es kann sein, dass ich dieses Jahr vielleicht nur 1,5 kg einsetze und erst einmal sehe, ob das auch funktioniert. Dann könnte ich Kosten sparen.“
Zusatzstoff erhöht Stickstoffanteil in der Gülle

Der Zusatz baut sich innerhalb von drei bis sechs Monaten zu Ammoniumnitrat ab. Damit erhöht sich der Stickstoffanteil in der Gülle und zwar um rund 180 g/kg eingesetzter Zusatz. Das muss in der Düngebilanz berücksichtigt. Auch beachtet werden muss, dass mit dem Zusatz organischer Stickstoffdünger zugesetzt wird. Das ist zum Beispiel in Biobetrieben nicht erlaubt.
Eine weitere wichtige Eigenschaft des Zusatzes ist es, dass er die Gülle homogenisiert: Dies soll dazu führen, dass sich keine Schwimmschicht bildet.
Praxisversuch bestätigt Methanminderung

Ein Praxisversuch an der österreichischen Versuchsanstalt in Gumpenstein sollte zeigen, ob die beworbenen Eigenschaften erfüllt werden und wie sich die Gülle durch den Zusatz verändert. Dabei untersuchten die Forscher jedoch ausschließlich den Einfluss auf die Gülle und nicht die Wirkung des Wirtschaftsdüngers nach der Ausbringung.
Ergebnisse: Die Fettsäureanalysen zeigten erhöhte Werte bei organischen Säuren wie Essig-, Propion- und Buttersäure. Das kann dazu führen, dass die Gülle mehr stinkt, was im Versuch jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Die Methanemissionen waren durch den Einsatz deutlich vermindert. Die Gaskonzentrationen während der Messperiode zeigten in der behandelten Gülle einen deutlichen Unterschied zur unbehandelten. Es wurden 88,8 Prozent weniger Methan freigesetzt. Leicht zugenommen hat hingegen die freigesetzte Ammoniakmenge.
Neben dem Unterbinden der Methanemission verhinderte das Produkt auch eine Schwimmdecke. So überzog die Gülle lediglich eine dünne, ledrige Haut, die beim Homogenisieren sofort durchbrochen und eingerührt wurde, so das Ergebnis der Forscher.
Wir haben zwei Praktiker befragt, die den Zusatzstoff schon eingesetzt haben. Die Motive des Einsatzes waren bei beiden nicht die Minderung der Methanemissionen sondern das Verändern der physikalischen Eigenschaften der Gülle.
„Unser Problem sind die Güllewürste“
Tobias Babel aus Wald im Allgäu sagt: „Wir haben das Produkt letztes Jahr im Sommer das erste Mal eingesetzt. Im Juni streuten wir es in die Güllegrube und rührten es ein und im August brachten wir die Gülle aus. Dabei war die Gülle flüssiger und es hatte sich auch keine Schwimmschicht gebildet. Wir haben das Produkt dann noch einmal beim Jungvieh getestet. Hier ist der Güllekanal nur 80 cm tief, daher bekommen wir immer wieder Probleme mit der Fließfähigkeit. Wir haben während der Wintermonate jeden Tag 5 bis 10 kg in die Gülle gestreut, insgesamt rund 300 kg.
Auch hier wurde die Gülle flüssiger, wenn auch weniger als erhofft. Ein Grund dafür könnte auch der Futterwechsel bei der Grassilage sein, den wir im Winter beim Jungvieh hatten. Dadurch wurde der Kot in der Tendenz noch fester.
Wir haben in der Vergangenheit schon mehrere Dinge ausprobiert, um die Fließfähigkeit zu verbessern, zum Beispiel Steinmehl, aber wenn man Kosten und Nutzen ins Verhältnis setzt, hat mich das bisher alles nicht recht überzeugt."
Flüssigere Gülle aber hoher Preis
Im Gegensatz zu diesem Zusatz. Tobias Babel: "Er macht die Gülle etwas flüssiger und fließfähiger, aber dafür ist er recht teuer. Das wäre möglicherweise anders, wenn die Methaneinsparung vergütet würde, oder aufgrund des Einsatzes der Güllebehälter nicht abgedeckt werden müsste.
Gerade Grünlandbetriebe müssen künftig noch mehr darauf achten, dass die auszubringende Gülle keine Würste bildet. Dafür braucht es praxisgerechte Lösungen. Das ist mit dem Produkt aber nicht zu erreichen. Ein weiteres Problem ist, dass der Zusatz eine Stickstoffbasis hat. Viele staatliche Förderprogramme für das Grünland verbieten den Einsatz von mineralischem Stickstoffdünger. Das ist der Zusatz jedoch im strengen Sinne und kann bei solchen Programmen daher auch nicht genutzt werden.“
Noch spielt Methan keine Rolle
Um maximal 20 Prozent lassen sich die Methanemissionen aus der Tierhaltung durch die Güllebehandlung senken. Die restlichen 80 Prozent atmen die Tiere direkt in die Atmosphäre. Immerhin können von den 20 Prozent aus dem Wirtschaftsdünger gut 80 bis 90 Prozent eingespart werden. Für Landwirte spielt dieser Effekt im Moment jedoch keine große Rolle, denn es gibt keinen Anreiz, Methan einzusparen. Das könnte sich jedoch ändern, zum Beispiel wenn der Staat entsprechendes Mindern förderte oder wenn man mit eingesparten Emissionen Zertifikate erwerben könnte. Dann wäre der Einsatz von Kalkstickstoff ein erster, nicht sehr komplizierter Schritt.
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