Hohe Temperaturen machen nicht nur uns Menschen zu schaffen, sondern sorgen auch bei Rindern, insbesondere bei Hochleistungskühen für Stress. Wirtschaftliche Verluste sind nicht selten eine Folge von Hitzestress.
Eine Temperatur von über 24 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent führen zu Hitzestress bei den Milchkühen. Der Einsatz von Ventilatoren und Wasserdampf kann hier Abhilfe schaffen:
1. Einsatz von Ventilatoren im Rinderstall
Um die Luft ausreichend bei hohen Temperaturen zu bewegen, werden im Rinderstall Ventilatoren eingesetzt. Die Luftleistung der Ventilatoren hängt von folgenden Faktoren ab.
- Stalllänge,
- Kuhgruppe
- und Stalldach
Die Luftleistung schwankt zwischen 500 bis 1.200 Kubikmeter je Kuh und Stunde.
Für eine vertikale Luftumwälzung können große Deckenventilatoren im Stall montiert werden. Die Durchmesser der Ventilatoren reichen bis zu 6,30 Metern (m) bei Luftvolumenströmen von über 200.000 Kubikmetern/h. Die Geschwindigkeit der Strömung unter den Ventilatoren beträgt bei Einbau in zirka fünf Metern Höhe 2,5 bis drei m/s. Die horizontale Strömungsgeschwindigkeit im Liegebereich der Tiere liegt bei 0,5 bis ein m/s.
Ventilatoren können auch parallel im Stall angeordnet werden. Dafür werden mehrere große Ventilatoren im Stall mit gleicher Strömungsrichtung (ausschließlich in Längs- oder Quer-Richtung) installiert, um den natürlichen Luftwechsel zu unterstützen.
Empfehlungen zum Einsatz von Ventilatoren
Folgende Punkte sollten beim Einsatz von Ventilatoren beachtet werden:
- Ventilatoren sollten nicht nur im Stall, sondern auch in kritischen Bereichen wie Wartehof und Melkstand montiert werden
- Die Luftleistung sollte 800 bis 1.200 Kubikmeter/Kuh betragen
- Ventilatoren sollten möglichst über den Liegeboxen angeordnet werden
- Abstand der Ventilatoren in Blasrichtung: zwölf bis 20 m
2. Kühlung der Stallluft mit Wasserdampf
Wasser kann die Abkühlung des Rinderstalles verstärken. Dafür gibt es zwei unterschiedliche Verfahren, die Wasser verwenden:
- Hochdruckvernebelung: Bei diesem Verfahren wird das Wasser feintropfig versprüht und vernebelt. Die Wassertröpfchen verdunsten. Die dafür benötigte Energie wird aus der Luft genommen und damit wird die Luft abgekühlt.
- Niederdruckversprühung: Hier wird das Wasser großtropfig auf die Kühe versprüht. Das Fell der Tiere wird nass. Sie nützen dann die Wärme aus dem Körper, um die Haut zu trocknen und um das Wasser zu verdunsten.
3. Weitere Möglichkeiten zur Klimaoptimierung im Stall
Neben der Unterstützungslüftung durch Ventilatoren sollten weitere Maßnahmen zur Klimaoptimierung in vorhandenen Milchviehställen berücksichtigt werden:
- Offene Traufseiten mit Curtainlüftung sind bereits sehr weit verbreitet und bieten gute Voraussetzungen für Querlüftung und Luftzufuhr, wenn sie geöffnet werden.
- Durch die Öffnung der Giebelseiten lässt sich der Luftaustausch zusätzlich verbessern. Materialien für die Giebelgestaltung können Lochbleche, Curtains, Windnetze oder Spacebords sein, wobei die beiden ersten zu empfehlen sind, weil sie viel Licht zusätzlich in den Stall bringen.
- Bei älteren Ställen finden sich häufig vergilbte oder sehr enge Firsthauben. Durch eine offenere Firstgestaltung lassen sich Luftaustausch und die Lichtverhältnisse im Stall verbessern.
- Lichtplatten in der Dachhaut führen gerade in Ställen mit Traufhöhen unter vier Metern zu einer starken Wärmeeinstrahlung in den Tierbereich und sollten gegen lichtstreuende oder lichtundurchlässige Platten ausgetauscht werden. In vielen Fällen hat sich dieses Problem bereits durch die Installation von Photovoltaikelementen erledigt.
Mögliche Folgen einer Hitzebelastung
- Ab 24 Grad Celsius nehmen Kühe weniger Futter auf.
- Sie nehmen zu wenig Grundfutter zu sich. Somit besteht die Gefahr einer Pansenübersäuerung der Milchkühe.
- Der Gehalt an Harnstoff sowie die Zellzahl in der Milch kann steigen.
- Die Milchleistung sinkt.
- Reduzierte Reproduktionsleitung (abnormale Zyklen, verminderte Fruchtbarkeit, erhöhte embryonale Sterblichkeit)
- Verringerte Liegezeiten
Je höher die Milchleistung einer Kuh ist, umso mehr Wärme produziert sie. Aus diesem Grund sind Hochleistungskühe empfindlicher gegenüber Hitzebelastung, so Johann Gasteiner, Experte für Tiergesundheit bei dem Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein.
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