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Umfrage

So sehen Milch-Lieferbeziehungen in Deutschland aus

am Mittwoch, 15.02.2017 - 13:00 (Jetzt kommentieren)

Über flexiblere Milch-Lieferbeziehungen wird nicht erst seit der letzten Krise nachgedacht. Eine Befragung der Uni Kiel zeigt die momentanen Verhältnisse auf.

"Wie können Lieferbeziehungen zwischen Landwirt und Molkerei künftig geregelt werden, um beim nächsten Preistief besser aufgestellt zu sein?" Mit dieser Frage beschäftigt sich die deutsche Milchwirtschaft nicht erst seit dem Quotenende vor zwei Jahren. Doch die Strukturen ändern sich nicht von heute auf morgen, was beim "Milchfrühstück" des Deutschen Bauernverbandes (DBV) deutlich wurde.

Prof. Dr. Sebastian Hess vom Institut für Agrarökonomie der Universität in Kiel stellte - unter anderem vor Abgeordneten des Bundestags - die Ergebnisse der Untersuchung zu "Erwartungen der Landwirte an die Gestaltung der Milch-Lieferbeziehungen" vor.

Darin wurden zwischen 08/2016 und 01/2017 zufällig ausgewählte aktive Milcherzeuger aus dem Bundesgebiet befragt. Insgesamt antworteten 796 Landwirte, die in drei Regionen (Süd (264), Nord-West (410) und Ost (95)) zusammengefasst wurden.

Fast alle Milcherzeuger liefern an eine Molkerei

Laut den Ergebnissen der Studie liefern derzeit fast alle der befragten Landwirte (96 %) an genau eine Molkerei. Dabei fällt die Antwort auf die Art der Molkerei wie folgt aus:

  • 74 % liefern an eine Genossenschaft (Süd: 63%, NW: 86%, Ost: 54%)
  • 18 % liefern an eine Privatmolkerei (Süd: 25%, NW: 10%, Ost: 33%)
  • 9 % liefern an eine Erzeugergemeinschaft (MEG) (Süd: 17%, NW: 3%, Ost: 13%)
  • 3 % Direktvermarkter (Süd: 2%, NW: 3%, Ost: 4%)

Bei 86 Prozent der befragten Landwirte besteht derzeit eine Andienungspflicht der gesamten Milchmenge bei voller Abnahmegarantie. Somit wird das typisch genossenschaftliche Liefermodell nicht nur von genossenschaftlichen Molkereien verwendet. "Würden die Landwirte auf einen Teil der Abnahmegarantie verzichten, wenn Sie im Gegenzug nicht mehr die gesamte Menge an die Molkerei andienen müssten?" lautete die Folgefrage.

Mehrheit der Landwirte wollen Abnahmegarantie

Laut den Ergebnissen der Befragung wären nur 24 Prozent bereit, auf einen Teil der Abnahmegarantie zu verzichten, für 44 Prozent käme dies nicht in Frage, ein Drittel beschäftigt sich entweder nicht mit dem Thema oder es ist aus unterschiedlichen Gründen nicht relevant (Hofaufgabe in den nächsten Jahren, Nebenerwerb, etc.). Demnach herrscht nach wie vor eine große Zustimmung für das vorherrschende Modell einer unbegrenzten Andienung mit Abnahmepflicht und das weitgehend unabhängig vom Milchpreis.

Auch wurde die Bereitschaft für mögliche Vertragsalternativen zum typischen genossenschaftlichen Liefermodell (TGL) (Andienung, Abnahme, Rückpreis, 24 Monate Kündigungfrist) abgefragt.

  • Region Nord-West: TGL hat viel Zuspruch, aber große Betriebe würden Alternativen bevorzugen.
  • Region Süd: TGL hat in Koexistenz mit anderen Liefer-Modellen aktuell größten Rückhalt.
  • Region Ost: TGL hat wenig Rückhalt; alternative Vertragslösungen werden bevorzugt.

Dabei kam auch heraus, dass das Vertragselement "feste Menge" beim Mittel der Befragten Milchpreisaufschläge erfordern würde, beim Element "Kündigungsfrist bei Molkerei sechs bzw. zwölf Monate" würden im Mittel der Befragten Milchpreisabschläge zugelassen werden.

Flexiblere Strukturen gesucht

"Die Veränderungsbereitschaft für veränderte Modelle der Milchabgabe ist gering", bemerkte BMEL-Staatssekretär Hermann Onko Aeikens nach Vorstellung Studie.

"Flexiblere Strukturen sind am Milchmarkt nötig", sagte denn auch CDU-Agrarsprecher Franz-Josef Holzenkamp.

Die Vertreter vom Deutschen Raiffeisenverband und des Genossenschaftsverbandes verwiesen darauf, dass sich die Molkereigenossenschaften den Herausforderungen des volatilen Milchmarktes stellen und dabei auch die Ausgestaltung der Lieferbeziehungen und Möglichkeiten der Preisabsicherung mit ihren Mitgliedern diskutieren.

DBV-Milchbauernpräsident Schmal zog folgendes Fazit aus der Veranstaltung: "Es bedarf künftig einer besseren Abstimmung zwischen Landwirten und Molkereien zu Mengen, Preisen und Laufzeit dieser Übereinkünfte. Landwirte sollten praktikable Möglichkeiten zur Preisabsicherung erhalten. Molkereien benötigen auf der anderen Seite eine verlässlichere Basis über die künftigen Anlieferungsmengen. Darüber hinaus sollten Preissignale des Weltmarktes früher beim Landwirt ankommen. Wir sehen uns als Bauernverband durch die Untersuchungsergebnisse von Professor Hess dementsprechend in unserer bisherigen Positionierung bestätigt."

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