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Rinderzucht

Spitzenleistungen beim Holstein-Rind: Züchterpaar zeigt wie es geht

14.000 kg Milch im Herdendurchschnitt und beste Holsteingenetik. Wie das bayerische Züchterehepaar Demling Spitzenleistungen bei Holsteinrindern erreicht.

am Dienstag, 20.09.2022 - 10:00 (1 Kommentar)

Dass Familie Demling engagierte und akribischer Züchter sind und eine der besten Leistungsherden in Deutschland managen, machen die Zahlen deutlich. Mit 14.000 kg (4.24 Prozent Fett, 3.48 Prozent Eiweiß) pro Kuh und Jahr hatten sie 2020 die leistungsstärkste Herde in Deutschland und beheimateten ganz nebenbei auch die jeweiligen Top-Vier der Kühe und Färsen bei Holstein-Friesian sowie die beiden leistungsstärksten Red Holsteins des Landes. In Neustadt an der Saale, rund 70 km nördlich von Würzburg, haben die Demlings eine Herde mit 210 Milchkühen und einen der interessantesten deutschen Zuchtbetriebe für Holstein-Rinder aufgebaut.

Züchter Demling: "Ohne schmackhaftes Futter, keine Leistung"

Ewald und Ingrid Demling sind Vollblutmilchviehhalter, aber auch Vollblut-Holsteinzüchter. Wer sie nach den Gründen fragt, warum die Leistung der Herde so hoch ist, bekommt keine einfache, klare Antwort. Wir stehen am Fressgitter und Ewald Demling erklärt die Ration und die Abstammungen und das macht er bei jedem einzelnen Tier, nach dem wir fragen. „Ohne richtig gutes, schmackhaftes Futter bekommst du die Leistung nicht hin“, sagt er. „Das ist das A und O, aber ohne die richtige Genetik geht es auch nicht. Die Leistung und die Inhaltsstoffe jeder einzelnen Kuh kann ich anhand ihrer Kuhfamilie und der Väterfolge erklären. Der Pansen einer Kuh ist der begrenzende Faktor für hohe Milchleistungen. Wir haben mit kleinen Kühen kein Problem. Wenn sie zu schmal sind, aber schon. Daher züchten wir intensiv auf Breite und Stärke!“, erläutert der Milchviehhalter.

Holstein-Spitzenzucht: Auf Genetik, Futter und Management kommt es an

Das Ziel, eine Herde auf Topniveau zu trimmen, hat der Züchter erreicht, aber deswegen hört er nicht auf, sie weiter zu verbessern. „Es ist eine Herausforderung, den Tieren eine permanent hochwertige Ration zur Verfügung zu stellen und die Genetik zu finden, die damit arbeiten kann“, sagt er. Für Demling sind Genetik, Fütterung und Management gleichbedeutend, wenn man hohe Leistungen erreichen will, wobei ihm die Fütterung besonders am Herzen liegt. Es sei nicht leicht, in dieser Gegend mit 500 l jährlichen Niederschlägen hohe Grundfuttermengen zu ernten. „Uns geht es letztlich immer um Qualität. Gutes Grundfutter ist das Wichtigste. Für uns sind trockene Jahre gute Milchjahre. Natürlich könne man eine Ration mit allen möglichen Komponenten auf ein Niveau heben, mit der man theoretisch hohe Milchmengen melken könne. Das Wichtigste sei aber, dass es den Kühen schmeckt. „Der Geruch und die Konsistenz des Futters sind entscheidend. Hier ist es wie in der Zucht. Wir stellen unsere Ration nicht einfach nur nach Zahlen zusammen. Wir nutzen unsere Sinnesorgane und unser Gespür, um eine möglichst schmackhafte Ration zusammenzustellen“, erklärt Demling.

Kein Stroh in der Ration

„Wir füttern ohne Wasser und Stroh. Trockneres, strohfreies Futter riecht besser und wird von den Kühen lieber gefressen. Stroh bremst die Kühe aus. Es gehört nicht in die Kuh, sondern unter die Kuh. Unsere Ration basiert zur Hälfte aus Mais und zur anderen Hälfte aus Grassilage, Luzerne und Heu. Die Ration darf nicht zu teuer und auch nicht zu kompliziert sein“, ergänzt der Milchviehhalter.

Zuchterfolge: Bulle Missouri überzeugt am meisten

Das Züchterehepaar Demling geht nicht nur akribisch die Zahlen der Futteranalysen durch. Auch die Zuchtergebnisse ihrer Herde werden am Computer genau analysiert. Dabei vertrauen sie ihrem Instinkt. „Bei der Bullenauswahl halten wir es wie mit der Fütterung“, sagt Ewald Demling. „Wir nehmen nicht einfach die höchsten und schnellsten Bullen, die wir finden können. Das Gefühl für die richtige Anpaarung muss da sein. Es ist wichtig zu wissen, wie sich ein Vererber und eine Kuh vererbt.“ Wenn man sich die Abstammungsdaten seiner Tiere anschaue, stelle man schnell fest, dass einzelne Bullen und einzelne Familien einfach besser funktionieren als andere. Und je länger man eine Kuh kenne, umso besser könne man sie anpaaren.

Unsere besten Kälber und Kühe kommen fast immer aus Anpaarungen, die wir in der dritten oder vierten Laktation der Mütter gemacht haben. „Wenn uns Kälber eines bestimmten Bullen gefallen, dann nutzen wir ihn auch wieder, egal wie hoch oder niedrig sein Zuchtwert ist.“

Erfolgreiche Holsteinkühe

Holsteinzucht: Robuste Tiere bevorzugt

Demling nutzt nicht die heißen internationalen Bullenväter aus dem genomischen Segment. Dementsprechend sind die DNA-Zuchtwerte seiner Holstein-Kühe zwar auf auffallend guten Niveaus, aber dann doch nicht hoch genug, um sich als Bullenmütter zu qualifizieren. Mit dem Malinus-Sohn Missimo, dessen Mutter eine hochleistende und VG-86 eingestufte Missouri aus einer Borussia ist, gibt es nur einen Vererber, der es in die Besamung geschafft hat. Ilka, die VG-86 eingestufte Borussia-Großmutter Missimos, ist übrigens eine der Lieblingskühe von Ewald und Ingrid Demling. Das liegt nicht nur an ihrem Leistungsniveau von durchschnittlich 14.109 kg (5,15 Prozent Fett, 3,88 Prozent Eiweiß) und ihrer tiefen auf A.E Inspiration Janette EX-93 zurückgehenden Kuhfamilie. 

Mit Material von der Zeitschrift Holstein International. Sie stellt deutsche und internationale Top-Holsteinbetriebe vor. Mehr unter www.holsteininternational.com

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