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Zucht

Spitzenvererber: Bulle Cookiecutter Harper

Bulle-Zucht-Cookiecutter-Harper
am Freitag, 13.09.2019 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Er sticht sie alle aus. Der US-amerikanische Bulle Harper hebt sich mit seiner guten Veranlagung sowohl für die Verbesserung der Milchinhaltsstoffe als auch der Funktionalität bemerkenswert hervor.

Mit der April-Zuchtwertschätzung 2019 hat sich der US-amerikanische Bulle Cookiecutter Harper nun endgültig in das Blickfeld der Holsteinzüchter geschoben. Mit über 400 Töchtern in mehr als 150 Herden weist er eine sichere Vererbung auf. Besonders im Bereich der Milchinhaltsstoffe wie Milchfett- und -eiweißgehalt sowie der Funktionalität bringt er deutliche Verbesserungen (siehe Anlage „Bulle-Cookiecutter-Harper-Zuchtwerte“). In der internationalen Top-Liste auf deutscher Basis findet man ihn deshalb im vorderen Bereich. Und das Beste: Sein Gesamtzuchtwert (RZG) ist in gleicher Höhe wie die wesentlich jüngeren deutschen, genomisch vorselektierten Bullenangebote.

Doch Harper ist kein Zufallsprodukt, sondern entstammt einer bewährten Kuhfamilie. Sein Vater ist der bekannte Vererber Balisto. Seine Mutter Cookiecutter Hazel ist eine Epic-Tochter, deren Wurzel auf die bekannte US-amerikanische Zuchtkuh Snow-N Denises Dellia zurückgeht.

Bullenmutter-Cookiecutter-Epic-Hazel
Snow-N Denises Dellia war eine wichtige Stammkuh auf der Regancrest Farm in Iowa, USA. Sie wurde 1991 von Robert Snow in Wisconsin gekauft und erreichte ein bemerkenswertes Maß an Konsistenz, das sie ungeachtet der verwendeten Anpaarungen äußerst ausgewogen vererbte. Durch ihre Söhne Durham, Dante, Derry, Empire und Dundee sowie die Enkel Dolman, Damion, Million, Iota und Mac hatte Dellia in den letzten 30 Jahren einen außergewöhnlichen Einfluss auf die Holsteinrasse.

Qualitätsmilch und Zucht

Hinter dem Präfix Cookiecutter steckt die amerikanische Ideal Dairy Farm aus Hudson Falls, New York.
Die Holsteinzucht basiert auf den Zukauf des Jungrinds MS Kngs-Rnsm Champ Haley als sechs Monate alte Färse für umgerechnet knapp 4.200 Euro. Das Präfix Cookiecutter kennzeichnet somit einen Teil der Kühe auf der Ideal Dairy Farm. Derzeit beherbergt die Farm insgesamt über 2.000 Milchkühe und circa 1.700 Jungtiere. Die Futtergrundlage bilden neben 1.500 ha Mais auch etwa 2.000 ha Grünland.
Bereits um 1908 vermarktete die Ideal Dairy Farm die erzeugte Milch regional von Tür zu Tür. Heute produziert sie fast 90.000 l Milch täglich und legt weiterhin großen Wert auf die Direktvermarktung von Qualitätsmilch. Die Zuchttiererzeugung ist jedoch zu einem wichtigen Standbein geworden. Jährlich werden circa 40 Zuchtbullen an Besamungsstationen beziehungsweise zum Deckeinsatz verkauft.

Fast perfekt

Wie bei anderen Vatertieren findet man auch bei Harper einzelne Schwächen: Bei der Anpaarung sollte auf seine Vererbung bezüglich ansteigender Becken geachtet werden. Exzellent ist seine Vererbung bezüglich fester, hoher Hintereuter mit guten Bewegungen seiner Töchter. Vorteilhafterweise sind seine Töchter von der Konstitution her nur mittelrahmig.

Die hohe Stabilität der Zuchtbewertung von Harper ist im internationalen Vergleich sehr bemerkenswert. Sein US-Zuchtwert für Nutzungsdauer (= PL, productive life) lag im August 2014 bei 5,3 und wird heute mit 5,4 angegeben. Der Bulle empfiehlt sich damit auch aktuell zur Verbesserung der Nutzungsdauer.

Bulle-Zucht-Cookiecutter-Harper

Ausbaufähiges Modell

Anhand dieses Bullenbeispiels unterstreicht das US-Zuchtwertschätzverfahren für Nutzungsdauer damit seine frühere Überlegenheit gegenüber dem deutschen Verfahren. Letzteres musste zwischenzeitlich aufgrund seiner bekannten Schwächen aufgegeben und neu modelliert werden. Hierbei wurden Jungbullen gegenüber den Altbullen regelmäßig überschätzt.

Da in Deutschland leider bisher auch noch nicht die Gesundheitszuchtwerte in den RZG integriert werden und weiterhin die Milchmengenleistung stark dominiert, sollte es auch nicht verwundern, dass die Anteile unserer europäischen Holsteinnachbarn kontinuierlich abnehmen. Bekanntermaßen haben sowohl der niederländische als auch der skandinavische Holsteinzuchtverband den Anteil der Gewichtung für die Milchleistung auf unter 30 Prozent reduziert. In Deutschland liegt er hingegen auf unter 45 Prozent. Im Ergebnis zeigt sich, dass ihr Anteil an den deutschen Nachkommen geprüfter Top-50-Bullen kontinuierlich fällt.
Die Integration der Gesundheitszuchtwerte in den deutschen RZG ist längst überfällig. Am Beispiel des Bullen Harper zeigt sich in hervorragender Weise, dass ein Zuchterfolg oftmals das Wirken mehrerer erfolgreicher Züchter im Generationsverlauf ist und häufig auf der kontinuierlichen Weiterentwicklung eines bewährten Kuhstamms aufbaut.

Fazit:

Der Bulle Harper erreicht als töchtergeprüfter Bulle ein vergleichbares Niveau wie die besten deutschen genomisch vorselektierten Jungbullen. Er steigert weniger die Milchleistung, sondern überzeugt mehr über hohe Milchinhaltsstoffe. Zusammenfassend gehört der Bulle Cookiecutter Harper zu den Vererbern, die sowohl in der Fruchtbarkeit als auch in der Nutzungsdauer zusätzlich überzeugen.

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