Warum ein Start Up mit Stromblitzen auf Gülle schießt

Ein norwegisches Start-up hat eine Anlage entwickelt, mit der Ammoniak- und Methanemissionen aus der Gülle beseitigt werden sollen. Dafür wird die Gülle mit Stromblitzen beschossen.

Mittels eines Plasmareaktors versucht das norwegische Unternehmen N2 Applied Ammoniak- und Methanemissionen aus der Rindergülle zu eliminieren. Gleichzeitig stabilisieren und verdoppeln sie mit der Technik den Stickstoffanteil in der Gülle. Dabei wird flüssige Gülle einer sogenannten N2-Einheit zugeführt. Diese ist mobil und nicht größer als ein Schiffscontainer.
Wie die Technik funktioniert
Die N2-Einheit nutzt Strom und Umgebungsluft in einem Verfahren aus zwei Schritten: dem Plasmaschritt und dem Absorptionsschritt. Im Plasmaschritt wird durch einen 50 kW Plasmabrenner der Stickstoff mithilfe von Elektrizität aus der Luft gebunden, wobei Stickstoff- (N2) und Sauerstoffmoleküle (O2) in N- und O-Atome aufgespalten werden. Diese bilden dann Stickoxide. In der Absorptionsstufe werden die Stickoxide dann durch die Gülle absorbiert.
Die Stickoxide reichern das Substrat mit Nitrat und Nitriten an. Das stabilisiert den Stickstoff und verhindert, dass sich entweichbares Ammoniak (NH3) bilden kann. Außerdem wird Methan gebunden, sodass es weder im Güllelager noch auf dem Feld entweichen kann.
Stickstoffgehalt verdoppelt
Durch das Hinzufügen des Luftstickstoffs, verdoppelt und stabilisiert sich der Stickstoffgehalt in der Gülle. Das soll Verluste beim Lagern und Ausbringen verhindern. Das englischsprachige Video macht die Vorgehensweise in Form eines Zeichentrickfilms noch einmal deutlich.
Das Endprodukt ist ein mit Stickstoff angereicherter organischer Dünger, den das Unternehmen NEO nennt. Er soll die gleichen Eigenschaften wie normale Gülle besitzen, aber mehr Stickstoff enthalten und deutlich weniger Emissionen erzeugen. Außerdem soll er nahezu geruchlos sein. Obwohl der pH-Wert gesenkt wird, hat die angereicherte Gülle oder der Gärrest keine bodensäuernde Wirkung. Er soll mit den vorhandenen landwirtschaftlichen Geräten ausgebracht werden können. Die N2-Anlage akzeptiert fast alle Arten von Gülle, sofern sie flüssig ist.
Kostet etwa soviel wie ein mittelgroßer Traktor
Die N2- Einheit lässt sich vor Ort auf einem landwirtschaftlichen Betrieb oder bei einer Biogasanlage installieren. Sie lasse sich leicht in die Infrastruktur integrieren. Eine Anlage könnte zum Beispiel zwischen dem Stall und dem Güllelager aufgestellt werden.
Mit der Technik sollen 95 Prozent der Ammoniakemissionen und 99 Prozent der Methanemissionen in der Gülle eingespart werden. Je Kuh werde so rund eine Tonne CO2-Äquivalente im Jahr eingespart.
Der Innovationsrat der EU hat das Projekt der Norweger mit rund 15 Mio. Euro gefördert. Den Preis für die Technik gibt das Unternehmen mit den Kosten für einen mittelgroßen Traktor an. 2022 soll die Technik auf den Markt kommen.